Sina Heinrich (links) und Miriam Janotta zeigen an ihrem Stand Beispiele für eine nachhaltige Tischdekoration. Foto: Gerold
Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. Wer heiratet hat üblicherweise nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft im Blick. Das Ja-Wort soll ein Leben lang halten. Die Liebe sich dabei nicht verbrauchen, sondern stets erneuern. Wer heiratet, setzt also auf Nachhaltigkeit. Doch gilt das auch für die Hochzeit selbst? Mit "Greenwedding" hatte die Hochzeitsmesse "Trau" in der Mannheimer Maimarkthalle zwar einen Themenschwerpunkt gesetzt. Doch handelt es sich dabei wirklich um einen ernst zunehmenden Trend?
Tatsächlich gibt es Anbieter, die sich gezielt mit dem Thema auseinandersetzen und entsprechende Angebot machen. "Brautpaare haben den Nachhaltigkeitsaspekt immer mehr im Kopf", lautet die Erfahrung von Miriam Janotta und Sina Heinrich von der Agentur Traumhochzeit. Die Hochzeitsplanerinnen für den Raum Heidelberg, Rhein-Neckar-Kreis, und Neckar-Odenwald-Kreis, Mannheim und die Pfalz nennen als Beispiele den bewussten Verzicht auf Luftballons und Konfetti sowie Plastikröhrchen zugunsten von Blütenblättern und Glastrinkhalmen.
Weinflaschen oder Einweckgläser werden anstelle von extra für den Tag gekauften Vasen in die Tischdeko integriert. Der Trend gehe eindeutig weg von der Steckmasse. Blumen, vorwiegend Trockenblumen, würden stattdessen in formbarem, wiederverwertbarem Draht, arrangiert. "Viele Brautpaare fragen nach einem ortsansässigen Caterer, der mit regionalen Produkten arbeitet", erzählen die beiden Hochzeitsplanerinnen.
"Ich schaue mir meine Lieferanten genau an", sagt Manuela Pichner von "Die Braut" in Mannheim. Billiganbieter, die viel Plastik in ihren Kleidern verarbeiten, kommen bei ihr nicht auf den Bügel. Ihre Kundinnen legten Wert auf hochwertige Stoffe und natürliche Materialien und greifen zudem verstärkt nach zur "Mix-und-Match-Varianten". Zweiteiler aus Oberteil und Rock also, die die Braut nachher entsprechend farblich und vom Stil her neu kombinieren kann, um das Kleid nicht nur einmal zu tragen.
Was auf den ersten Blick wie ein Stand mit dekorativen Geschenkartikeln aussieht, entpuppt sich als kreative Idee zur Wiederverwertung. Ursula Burgdorf vom "Poltermosaik" aus Großzimmern bei Darmstadt ist Künstlerin und verarbeitet, was beim Polterabend zu Bruch gegangen ist. Doch statt die Scherben wegzuwerfen, bringen ihr die Paare einen Teil davon, die Burgdorf zu Vasen, Ringkissen, Spiegelumrandungen und vielem mehr zusammensetzt. "Scherben bringen Glück" wörtlich genommen und alles Unikate.
Eine Braut in spe interessiert sich sehr für die Trauringe, die Birthe Rittmeister anfertigt. "Weil sie mir gefallen", sagt sie. Als die Goldschmiedin aus Bad Dürkheim erzählt, dass sie ausschließlich mit einem Lieferanten zusammenarbeitet, der recyceltes Material verwendet und für ihre Schmuckkreationen kein Edelmetall zusätzlich abgebaut wird, freut sich die junge Frau. Eine Reaktion, die Rittmeister nur zu gut kennt: "Viele kommen zwar nicht gezielt deswegen, fangen dann aber an, sich mit dem Thema zu beschäftigen."
Mit den Paaren sprechen, Bewusstsein für eine nachhaltige Denkweise ohne erhobenen Zeigefinger zu erwecken, dass will auch Ingrid Rupp. Die promovierte Biologin aus Heidelberg bietet freie Trauungen an. "Dabei steht die Paarbeziehung im Vordergrund", sagt sie. Sie will in ihren Reden daher den Blick auf Wesentliche legen und vermitteln, dass es nicht das große Drumherum ist, das in Erinnerung bleibt. Den Stand teilt sich Rupp sich mit Dorothea Bertram, die statt wie früher mit Acryl auf Leinwand zu malen, ihre Kunst auf selbst hergestellten Pralinenteig, verziert mit Wildkräutern, Früchten und Blüten, bannt. Es entstehen Hochzeitstorten der besonderen Art mit natürlichen Zutaten ohne Zusatzstoffe, die den Geschmack der Besucher der "Trau" durchaus zu treffen scheinen.
Reiseberaterin Elsbeth Thomas hingegen weiß, dass sie noch viel Aufklärungsarbeit leisten muss. "Es gibt tolle Hotels und landestypische Unterkünfte, die ökologisch geführt werden, nur einheimische Produkte verwenden und weitgehend auf Plastik verzichten", sagt sie. Doch im Moment stünden diese als "eco-friendly" gekennzeichneten Hotels nicht nur für die Flitterwochen, sondern insgesamt bei Reisenden noch nicht besonders hoch im Kurs.