Daniel Schock-Kusch, Yury Schulhevich und Jochen Friedemann sind Anfang Juni ins Cubex eingezogen. Sie arbeiten mittlerweile für das US-Unternehmen MediBeacon. Foto: vaf
Von Heike Warlich-Zink
Ideen brauchen ein kreatives Umfeld, um sich entwickeln zu können. Mit dem Gründungszentrum Cubex 41 für Unternehmen der Medizintechnologie auf dem Campus der Universitätsmedizin Mannheim hat Daniel Schock-Kusch ein solches Umfeld gefunden. Für den in der Sache unkundigen Besucher wirken seine Geschäftsräume zwar eher nüchtern, doch für den Ingenieur der Biotechnologie bieten die zwei sogenannten "I-Cubes" (Innovation Cubes) alles, was er und seine Kollegen, der Elektronik-Ingenieur Yury Shulhevich und der Chemie-Ingenieur Jochen Friedemann, brauchen. Alle drei haben zum Thema "Nierenfunktionsdiagnostik" promoviert, sind Anfang Juni ins Cubex eingezogen und arbeiten für das Medizintechnik-Unternehmen MediBeacon.
"Die MediBeacon GmbH ist unser jüngster Mieter, eines von derzeit elf Unternehmen", sagt Katharina Klotzbach, die das Gründungszentrum leitet. Das Start-up ist Tochter der amerikanischen Medibeacon Inc., die ein Verfahren zur Überwachung der Nierenfunktion beim Menschen in Echtzeit entwickelt hat, das sich derzeit im medizinischen Zulassungsverfahren befindet.
"Wir haben ein sehr ähnliches System entwickelt, das wir seit 2012 für die präklinische Forschung über die Vorgängerorganisation Mannheim Pharma & Diagnostics vertrieben haben", erzählt Schock-Kusch. Er ist einer der damaligen Gründer. Im Juni diesen Jahres wurden die Assets von Mannheim Pharma und zwei verbundenen Patentverwertungsorganisationen von dem US-amerikanischen Start-up MediBeacon akquiriert.
Geplant ist, von Mannheim aus den Wissenschaftsmarkt weiter auszubauen und die Technologie an führenden medizinischen Fakultäten, Lehrkrankenhäusern, Forschungsinstituten und in Pharmaunternehmen zu verbreiten. Im nächsten Schritt soll in circa zwei Jahren die Zulassung für den Veterinärmarkt erreicht werden. "Die Messmethode wäre insbesondere bei Katzen gut einsetzbar, die häufig unter Nierenschwäche und chronischen Nierenerkrankungen leiden", sagt Schock-Kusch.
Die Lage des Cubex auf dem Areal des Universitätsklinikums und der damit verbundene nahe Kontakt zur Universitätsmedizin sowie der unmittelbar benachbarten Fraunhofer Projektgruppe und dem zu Forschungszwecken komplett ausgestatteten OP-Saal der Zukunft waren für ihn ebenso entscheidend für die Standortwahl wie die Infrastruktur im Gründungszentrum selbst. "Es ist alles da", freuen sich die Jungunternehmer. Auf eine Teeküche oder einen Kopierraum müssen sie ebenso wenig verzichten wie auf Präsentationsräume. Außerdem natürlich das I-Cube selbst, das als standardisierter Hybridraum, Büro, mechanische Werkstatt oder Pilotserien-Produktionsraum genutzt werden kann. Die sehr günstige Miete erleichtert den drei Männern zusätzlich den Start.
"Diese Gründe spielen eine große Rolle bei der Standortwahl, nicht nur für deutsche Start-ups", weiß Katharina Klotzbach. Die direkte Verbindung zwischen Industrie, Klinik und Forschung bietet ihrer Meinung nach ein ideales Umfeld, um letztlich nicht am Bedarf vorbei zu entwickeln.
"Die Start-ups werden durch Experten bei Zulassungsfragen und Zertifizierungen unterstützt, können an kostenlosen Fortbildungsveranstaltungen teilnehmen und profitieren insgesamt vom Know-how innerhalb des Netzwerks Mannheimer Gründungszentren und des Clusters Medizintechnologie", sagt sie.
Das Cubex41 selbst wird als Gründungszentrum für Medizintechnologie im Jahr 2020 mit einem weiteren Gebäude auf dem Mannheim Medical Technology Campus seine räumliche Fortsetzung und Ergänzung finden. Mit dem fußläufig vom Klinikum aus zu erreichenden Areal wird Mannheim den Ausbau der Medizintechnologie am Wirtschaftsstandort Mannheim nachhaltig vorantreiben. Neben den Start-ups können sich dort zugleich kleine und mittlere Unternehmen und Forschungseinrichtungen ansiedeln - gerne auch erfolgreiche "Ausgründungen" aus dem Cubex.