Bürgermeister Hans-Jürgen Heiß (r.) sowie Jürgen Odszuck (v.l.), Bima-Vorstand Paul Johannes Fietz und IBA-Direktor Michael Braum präsentieren den Vertrag. Foto: Stadt HD
Von Gaby Booth
München/Heidelberg. Jede Menge Dynamik steckt in dem Vertrag, den die beiden Bürgermeister Hans-Jürgen Heiß und Jürgen Odszuck am Montag in München gemeinsam mit Paul Johannes Fietz, Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), unterschrieben. Es ist eine Vereinbarung, die das Tempo bei der Entwicklung von Patrick Henry Village (PHV) deutlich erhöhen soll.
Mit der Signatur verpflichten sich die Partner, die ehemalige amerikanische Siedlung südwestlich von Heidelberg so schnell wie möglich bewohnbar zu machen. Warum in München? Weil die Stadt auf der Fachmesse "Expo Real" ihre "HD-Vision - Zukunftsweisende Stadtentwicklung" vorstellte und weil sich dort potenzielle Investoren die Klinke in die Hand geben.
Momentan sind die knapp 100 Hektar von PHV noch im Besitz der Bima. Die will künftig selbst als Bauherrin aktiv werden und Wohnungen für Bundesbedienstete schaffen, aber auch für den freien Markt. Gleichzeitig will die Stadt große Teilbereiche des Areals erwerben. Der Vertrag soll dafür sorgen, dass beide bei der Entwicklung an einem Strang ziehen. Und auch wenn noch lange nicht alle Details feststehen, sind sich die Vertragspartner in einem Ziel einig: Bezahlbaren Wohnraum für möglichst viele zu schaffen.
Dass der Kontrakt auf Europas größter Immobilienmesse unterzeichnet wurde, ist kein Zufall. Am Stand der Bima erläuterten am Montagnachmittag die beiden Bürgermeister und Michael Braum, Direktor der Internationalen Bauausstellung (IBA), die "PHVision" vor großem Publikum. "Heidelberg ist eine Boom-Stadt in einer Boom-Region" machte Odszuck klar.
Das Straßenkunst-Festival "Metropolink" sorgte im Sommer schon für Leben in PHV. Bald sollen dort auch Menschen wohnen. Foto: Rothe
Und PHV sei der Ort, wo bald Wohnraum für die wachsende Stadt entstehe. Auf der Fläche ist ein moderner Stadtteil mit Wohnungen für etwa 10.000 Menschen und 5000 Arbeitsplätzen geplant. "Wir wollen hier das große Rad drehen", machte Braum deutlich. Neue Mobilitätskonzepte, nachhaltige Energieversorgung, innovative Wohn- und Arbeitsformen sollen in dieser "Wissensstadt der Zukunft" realisiert werden. In der Architektur wird experimentiert, es wird aktive Zonen geben, ein Zentrum in der Mitte mit Park und See, skizzierte Braum: "Das wird Stadtentwicklung, die mit der Landschaft zusammen gedacht wird und vielfältige Architekturstile erlaubt." Seit Mitte des Jahres wird das Konzept im Rahmen eines dynamischen Masterplanprozesses konkretisiert, im Frühjahr 2020 soll der Gemeinderat den Masterplan beschließen.
Welche Teile der Liegenschaft die Bima selbst entwickeln und als Wohnraum auf den Markt bringen wird, steht noch nicht fest. Jedoch ist das Interesse der Bundesbehörde an der Siedlung groß: "Patrick Henry Village ist die letzte große Konversionsliegenschaft in Heidelberg und bietet enormes städtebauliches Potenzial", erklärte Vorstand Fietz. Ein Großteil des Areals wird aber von der Stadt nach ihren Vorstellungen entwickelt. "Wir brauchen Pioniere, die bereit sind, diesen Weg mitzugehen", gab Bürgermeister Heiß vor und mahnte gleichzeitig ein finanziell tragbares Entwicklungskonzept an: "Neben der Vision müssen wir die Marktfähigkeit der Wohnungen im Auge behalten."
Die Vereinbarung legt die Eckpunkte der Zusammenarbeit, die Verantwortlichkeiten und die Arbeitsstrukturen aller Beteiligten fest. Die zuständigen Gremien müssen noch zustimmen: Am 17. Oktober steht das Thema auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Am heutigen Mittwoch befasst sich der Konversionsausschuss damit (17 Uhr, Neuer Sitzungssaal im Rathaus). Oberbürgermeister Eckart Würzner jedenfalls ist überzeugt: "Es ist ein gutes Signal, dass sich der Bund bei der Schaffung von Wohnraum engagiert. Schließlich ist der Mangel insbesondere an bezahlbaren Wohnungen in urbanen Räumen ein enormes Problem."