Drei Mal traf es denselben Angestellten
Bahnstadt-Tankstelle wurde in sieben Monaten dreimal ausgeraubt - Nur noch bis 22 Uhr geöffnet - Stadt will Familienbetrieb umsiedeln

Wohl hinter dieser Hecke lauerte der Unbekannte, als er am Montag die KK-Tankstelle in der Eppelheimer Straße ausraubte. Die Eigentümer vermuten, dass für die drei Überfälle seit Dezember immer derselbe Täter verantwortlich ist. Foto: Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Seit fast 40 Jahren arbeitet Geschäftsführer Gebhard Steffel für die freie KK-Tankstelle in der Eppelheimer Straße, aber so etwas hat er noch nicht erlebt: In den letzten sieben Monaten wurde der Familienbetrieb dreimal von einem bewaffneten Mann überfallen. "So wie wir das sehen, war es dreimal derselbe Täter", ist sich Steffel sicher, nachdem er sich den vermummten Mann auf den Bildern der Überwachungskamera angeschaut hat. Und nicht nur das: Sowohl am 21. Dezember 2017, als auch am 28. März sowie jetzt am Montag war es derselbe Tankwart, der während der Spätschicht ausgeraubt und bedroht wurde. Beim ersten Mal erschien der Räuber gegen 22.30 Uhr mit einer Pistole bewaffnet im Verkaufsraum, beim zweiten und dritten Mal mit einem Messer. Einmal gegen 22 Uhr und Anfang dieser Woche um kurz vor 23 Uhr.
Der Mitarbeiter sei "vollkommen mitgenommen", berichtet Geschäftsführer Steffel, der sonst möglichst wenig über den jungen Mann preisgeben möchte. "Ich will ihn aus der Schussbahn nehmen, er hat genug durchgemacht." Denn nachdem er schon dreimal in wenigen Monaten mit einer Waffe bedroht worden war, lag ja auch der Verdacht nahe, er könne mit dem Täter unter einer Decke stecken. "Die Polizei und wir haben das aber überprüft. Er hat nichts damit zu tun", ist sich Steffel ganz sicher. Der Geschäftsführer hat sich des jungen Studenten angenommen und absolviert diese Woche die Spätschichten mit ihm gemeinsam. "Ich will ihn da nicht alleine lassen."
Darüber hinaus reagiert die Tankstelle nun auf die drei Überfälle, bei denen der Täter jeweils mehrere Hundert Euro Bargeld erbeutete. Ab sofort schließt sie abends bereits um 22 - statt wie bisher um 23 Uhr. "Bis dahin ist hier Betrieb", erklärt Steffel. Da kämen noch regelmäßig Kunden rein, es sei schwieriger den Tankwart alleine im Verkaufsraum anzutreffen. Das werde sich zwar auf den Umsatz auswirken, aber das müsse man in Kauf nehmen.
Außerdem wurde am Donnerstag eine große Hecke zum Nachbargrundstück gerodet. Steffel vermutet, dass sich der Täter jeweils dahinter versteckt hatte. Dort habe er gewartet, bis der Tankwart alleine sei, um dann zuzuschlagen. Außerdem sei der Täter jeweils an der Hecke entlang in Richtung Bahnstadt geflüchtet.
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Steffel würde gerne noch mehr für die Sicherheit seiner Mitarbeiter tun. Eine Schließautomatik anschaffen etwa. Damit würde sich ab einer gewissen Uhrzeit die Eingangstüre nur noch öffnen, nachdem der Tankwart einen Knopf gedrückt hat. Vermummte Gestalten kämen so gar nicht rein. Oder gleich einen Nachtschalter mit Panzerglas einrichten.
Das Problem? "Alles, was man sonst noch machen könnte, kostet Geld." Und Steffel weiß derzeit nicht, wie lange die freie Tankstelle noch an ihrem Standort bleiben wird. Sie liegt nämlich im Gebiet der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme Bahnstadt. Das bedeutet, dass die Stadt das Gelände in der Eppelheimer Straße in den neuen Stadtteil integrieren möchte. Geplant ist hier langfristig eine Frei- und Erholungsfläche, der Morataplatz. Dafür soll die Tankstelle weichen, mit der Stadt laufen gerade Gespräche für einen Alternativstandort. "Da gibt es derzeit Überlegungen, aber noch keine konkreten Pläne", erklärt ein Stadtsprecher auf RNZ-Anfrage. Auch ein Grundstück in der Eppelheimer Straße sei durchaus möglich. Genau da wollen Geschäftsführer Steffel und die beiden Inhaber Michael und Peter Karl mit ihrer Tankstelle unbedingt bleiben.
Info: Wer am Montagabend etwas Verdächtiges rund um die Tankstelle wahrgenommen hat, meldet sich bitte unter Telefon 0621 / 1744444 bei der Polizei.