Solche kleinen Quartierszentren sieht Astoc für jedes Cluster im Neuenheimer Feld vor. Im „Flexbaustein“ sind ein Café und eine Energiezentrale für ein Mini-Netz untergebracht. Graphik: Astoc
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Normalerweise hält sich Bernd Müller im Masterplanprozess mit Meinungsäußerungen auffällig zurück. Denn als Leiter der Behörde "Vermögen und Bau" Mannheim und damit als Chef des Universitätsbauamtes Heidelberg vertritt er das Land im Steuerungskreis. Nach der letzten Sitzung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses bringt er aber nun ein neues Argument vor, warum der Gemeinderat das Team Astoc mit den weiteren Planungen beauftragen sollte: Das Ziel der CO2-Neutralität sei nur mit diesem Entwurf zu erreichen.
Das Thema Verkehr sei für das Neuenheimer Feld enorm wichtig. Doch die verschiedenen Mobilitätskonzepte – sei es eine Seilbahn oder ein Straßenbahnring – könnten mit den Entwürfen aller vier Planungsteams umgesetzt werden, so Müller. "Noch wichtiger ist es, wie wir mit den vielen Bestandsgebäuden umgehen", betont der Leiter von "Vermögen und Bau": "Die Fragen der Energieversorgung und wie wir die Altbauten klimatechnisch modernisieren können, sind das Entscheidende."
Unterstützung bekommt Müller von seinem Abteilungsleiter Technik, Marco Grübbel. Zusammen mit Vertretern der Klinik-Technik GmbH, der Stadtwerke, des Umweltamts und der Stadtentwässerung hat er die Entwürfe begutachtet. "Im Forum haben sich die Beteiligten bei den Themen Verkehr und Städtebau die Köpfe heißgeredet, die technische Infrastruktur spielte in der Diskussion aber leider bisher eine untergeordnete Rolle."
Kerstin Höger, die Konkurrentin des Teams Astoc, sieht für das Neuenheimer Feld ein sogenanntes Anergienetz vor – eine Variante eines Wärmeversorgungsnetzes, das mit niedrigen Übertragungstemperaturen arbeitet. Gleichzeitig möchte sie im Campus sehr stark nachverdichten. Beides zusammen funktioniert aber in den Augen von Müller und Grübbel nicht. Die Tunnel, über die das Neuenheimer Feld versorgt wird, seien jetzt schon zu eng. Neue Leitungen seien dort unmöglich unterzubringen. Zudem seien die Bestandsgebäude für das Höger-Konzept nicht ausgelegt. Die Schweizer Stadtplanerin biete für ihre Ideen keine Umsetzungsvorschläge an, zumal das alles kaum zu finanzieren sei.
Astoc hingegen sei hier einen guten Schritt weiter: Besonders die Idee, den Campus in kleinere Cluster, also etwa in Uni-, Forschungs- und Medizinquartiere zu unterteilen, könnte in den Augen von Müller funktionieren. Im Zentrum jedes Clusters sieht Astoc einen sogenannten "Flexbaustein" vor: mit Büro- und Labornutzung, Cafés oder anderer öffentlicher Nutzung und einer Energiezentrale für ein Mininetz. "Wir müssen portionsweise vorgehen", fordert Müller.
Auf dem Papier arbeite Höger beim Energie-Thema mit innovativen Konzepten, so Grübbel: "Sie hat aber nicht weitergedacht." Denn sie gehe davon aus, dass sich das Neuenheimer Feld autark versorgen könnte. Bei dem hohen Energiebedarf vieler Einrichtungen sei das aber nicht zu leisten. Astoc denke hingegen darüber nach, aus Windkraft erzeugten Strom hinzuzukaufen und das Campusnetz mit dem Fernwärmenetz der Stadt zu koppeln.
Hilfreich wäre es in den Augen von Müller auch, wenn der Hühnerstein nördlich des Klausenpfads bebaut würde. Auf dem Gelände sieht Astoc ein Biomasse-Kraftwerk im Innovationscluster vor: "Dort könnten wir den modernsten Campus der Welt bauen." Zumindest auf einem Areal von acht Hektar. Forschungseinrichtungen könnten auf dieses Gelände ausweichen und das Kerngebiet von 110 Hektar schrittweise modernisiert werden.