Wie es mit der Landwirtschaft, den Streuobstwiesen unterhalb des Klosters und der Gaststätte weitergeht, ist derzeit völlig offen. Die Beuroner Kongregation will die Heidelberger Benediktiner aber unterstützen. Foto: Alex
Von Timo Teufert
Heidelberg. Es ist ein erneuter Paukenschlag am Stift Neuburg: Vergangene Woche wurden die beiden Geschäftsführer der erst im März gegründeten Ökonomie Stift Neuburg GmbH, Mathias Braun und Claudia Rhein, entlassen - in der Hoffnung, dass jetzt endlich wieder Ruhe einkehrt.
Im Auftrag der Benediktiner sollte sich der Wirtschaftsbetrieb eigentlich um die Herstellung und den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, den Betrieb der Gaststätte und den Handel mit Druck-Erzeugnissen und Devotionalien kümmern. Doch innerhalb der Klostergemeinschaft war man mit dem Auftreten der Geschäftsführer und der Ausrichtung der Gesellschaft nicht einverstanden. Deshalb übernimmt nun vorerst der langjährige Verwaltungsleiter des Klosters, Ronei Caloni, die Geschäftsführung.
Die Entscheidung, Braun und Rhein von ihren Ämtern zu entbinden, fiel im Rahmen der Visitation - einem kirchlichen Aufsichtsverfahren, das alle sechs Jahre stattfindet. "Bei einer Visitation wird die Entwicklung eines Klosters geprüft, und es werden Gespräche mit dem Abt und allen Mönchen geführt", erklärt der Abtpräses der Beuroner Kongregation, Albert Schmidt, im Gespräch mit der RNZ.
Dem Beuroner Verbund gehören neben der Abtei Neuburg noch 16 weitere Benediktiner- und Benediktinerinnenklöster in Deutschland, Österreich, Italien und Dänemark an. In Heidelberg sind Schmidt und Abt Laurentius Schlieker von der Abtei Gerleve im Münsterland seit Mai 2017 als Visitatoren tätig.
"Normalerweise haben unsere Klöster eine große Autonomie, doch während der Visitation haben wir einen außerordentlichen Zugriff, können Informationen einfordern, Empfehlungen geben oder Anordnungen treffen", berichtet Abtpräses Schmidt. Vor einer Visitation findet zudem eine wirtschaftliche Prüfung durch Mitglieder des Wirtschaftsrates der Kongregation statt.
"Die Entlassung der Geschäftsführer fand auf Anordnung der Visitatoren statt", erklärt der Kongregationssekretär Franziskus Berzdorf. Grund dafür sei die Summe der auftauchenden Fragen und Probleme gewesen. "Es gab inhaltliche und stilistische Differenzen zwischen Konvent und den Geschäftsführern der Ökonomie GmbH", berichtet auch Schmidt aus den Gesprächen mit Mönchen und Mitarbeitern des Stifts. Zudem habe es zunehmend unterschiedliche Auffassungen über die Entwicklung der Gesellschaft gegeben.
Nach dem Rechtsstreit mit den ehemaligen Pächtern des Klosterhofs, der seit 2016 vor Gericht ausgetragen und mittlerweile zugunsten der Benediktiner entschieden wurde, wollte man mit Braun und Rhein einen Neustart wagen. Für eine Stellungnahme waren die beiden ehemaligen Geschäftsführer in den vergangenen Tagen nicht zu erreichen.
Wie es jetzt mit den ambitionierten Plänen weitergeht, ist offen: "Mit dem Kloster Neuburg stehen wir derzeit in einem sehr engen Austausch", berichtet Berzdorf. Zunächst müsse man aber Einblick in die Unterlagen bekommen, dann müssten die Mönche über die Aufgaben der Ökonomie GmbH beraten.
Dabei sollen sie Hilfe vom Abtpräses und den Fachleuten aus der Beuroner Kongregation bekommen. "Wir werden unsere Kompetenzen einsetzen, um Neuburg zu unterstützen", verspricht Schmidt.
Der seit einigen Wochen erkrankte Abt Winfried Schwab, der vermutlich noch einige Zeit an der Ausübung seines Amtes gehindert ist, wird in der Zwischenzeit durch den Prior Ambrosius Leidinger vertreten.