Knapp 100 Hektar soll die Fläche umfassen, die Heidelberg und Leimen zu einem gemeinsamen Gewerbegebiet entwickeln wollen. Diese Grafik aus dem Jahr 2018 zeigt, um welches Plangebiet es sich handelt. Grafik: RNZ-Repro
Von Marie Böhm
Heidelberg/Leimen. Heidelberg und Leimen wollen an ihrer Gemarkungsgrenze ein interkommunales Gewerbe- und Industriegebiet entwickeln. Die etwa 99 Hektar große Fläche soll in Zusammenarbeit der beiden Städte zu einem modernen Industrie- und Gewerbeareal ausgebaut werden. Dafür wird zum 1. Januar ein Zweckverband gegründet, der jeweils zur Hälfte von den Kommunen getragen wird. Die beiden Stadtoberhäupter Eckart Würzner (Heidelberg) und Hans Reinwald (Leimen) klärten nun in einer digitalen Infoveranstaltung darüber auf, wie die geplante neue Benutzung der Konversionsfläche an der Gemarkungsgrenze der Gebiete Rohrbach-Süd und Leimen-Nord aussehen soll.
Aufgrund der Pandemie fand die Veranstaltung als Liveübertragung statt. Mit dabei war auch Stefan Wammetsberger, Verkehrsplaner vom Karlsruher Ingenieurbüro Koehler & Leutwein. Die Moderation übernahm der Stadtentwicklungsexperte Michael Lobeck. Während das Projekt vorgestellt wurde, konnten die Zuschauer per Chat Fragen stellen. Mit einem "Upvote-System" wurden die Fragen, die am meisten Menschen bewegten, als erstes beantwortet. "Wenn Sie etwas besonders interessiert, geben sie dem einfach einen Daumen nach oben", erklärte Lobeck das einfache System, das auch gut funktionierte.
Besonders interessierten die Zuschauer die spezifischen Pläne zur Neubebauung. Diese gebe es bis jetzt allerdings noch nicht, erklärte Würzner. Es gelte zunächst, Bebauungspläne sowie die Ausarbeitung der Infrastruktur im Gebiet zu entwerfen und die Machbarkeiten der einzelnen Entwürfe zu prüfen. So sei zum Beispiel die Machbarkeit einer Straßenverbindung, die die L 600 mit der L 594 verbinden soll, bereits bewiesen. Eine solche Straße hätte nicht nur den Vorteil, das Gebiet für die Industrie zugänglicher zu machen. Es würde auch zu einer Verlagerung des Verkehrs in den Städten führen, betonte Wammetsberger: "Durch die neuen Abflussmöglichkeiten wird sich der Verkehr an den Knotenpunkten entzerren. Im äußeren Kreisverkehr erwarten wir zwar eine Zunahme im Autoverkehr, aber in den inneren Stadtgebieten kommt es zu einer Entlastung." Insbesondere in der Leimener Innenstadt werde dieser Effekt spürbar sein.
Neben der Straße sollen auch eine Radschnellachse und eine Straßenbahntrasse erschlossen werden. Eine S-Bahn-Haltestelle wäre möglicherweise auch machbar. Bis dahin werde es aber noch ein langer Weg sein, sagte Würzner: "Das Projekt wird nach und nach in Stufen ablaufen, eine S-Bahn oder Straßenbahnanbindung in den nächsten zehn Jahren ist einfach nicht realistisch." Eine Frage zu den Kosten konnte er ebenfalls nicht beantworten, aber: "Auf jeden Fall ist es eine gute Anlage. Wir wollen sichere Arbeitsplätze schaffen und moderne und zukunftssichere Firmen dazu auffordern, sich hier niederzulassen." Das Ziel, so der Heidelberger OB, sei nicht, sehr große Firmen anzulocken, sondern eher regionale Arbeitgeber. Optimal würden etwa 50 neue Arbeitsplätze pro Hektar geschaffen.
Einige Zuschauer zeigten sich besorgt um die Erhaltung von denkmalgeschützten Gebäuden auf dem ehemaligen Betriebsgelände von Eternit. Dass diese erhalten werden sollen, sei aber selbstverständlich, so Würzner. Es ginge darum, ein modernes, nachhaltiges und zukunftsfähiges Gebiet zu schaffen. Die Weiterverwendung bestehender Strukturen gehöre auch dazu. Überhaupt sei der Umweltschutz ein großer Faktor bei den Plänen: "Wir sehen großes Wachstumspotenzial in klimaschonender Technik. Solchen Firmen soll der Start ihrer Produktion ermöglicht werden", sagte Würzner. Neben dem Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude soll neue Technik eingesetzt werden und Grünflächen in die Planung integriert werden – ein Zukunftsmodell, für das bereits eine Förderung des Landes beantragt worden ist. Den Bedenken einiger Zuschauer, der Umweltschutz könnte unter der Neubebauung und dem Verlust von Grünflächen leiden, wurde so vorgegriffen.
Das Gebiet ist bereits als Industrie- und Gewerbefläche ausgewiesen, und man werde es auch nicht erweitern, betonte Hans Reinwald. Das einzige Problem: die Landwirtschaft. Mit 55 Hektar hat Leimen die größere Fläche, gleichzeitig aber auch die landwirtschaftlich genutzten Flächen des Gebiets. Reinwald erklärte: "Insgesamt werden keine Flächen der Landwirtschaft verloren gehen, aber Ausgleichsflächen werden noch gesucht. Da ist es sehr hilfreich, dass es eine Zusammenarbeit der Kommunen gibt, sodass wir andere Gebiete umfunktionieren können." Momentan gebe es noch keine spezifischen Pläne dazu, aber: "Wir sind im Gespräch mit den Besitzern der einzelnen Grundstücke. Wir erwarten, dass in den nächsten Jahren immer mehr Gebiete auf den Markt kommen."