Kurz vor Weihnachten wurden auf dem Weihnachtsmarkt, wie hier am Bismarckplatz, Betonbarrieren aufgestellt. Foto: Rothe
Heidelberg. (dor) Dass Autos immer häufiger zu Terrorwaffen werden, hat auch im Sicherheitsgefühl vieler Heidelberger seine Spuren hinterlassen. So wird Mathias Schiemer, der Geschäftsführer von Heidelberg-Marketing, immer wieder von besorgten Bürgern gefragt, wie er sie denn gerade bei Großveranstaltungen - in einem Monat steht der "Heidelberger Herbst" an - schützen will.
Zunächst rät Heidelbergs oberster Tourismusmanager zu Gelassenheit: Eine erhöhte Terrorgefahr sehe die Polizei für Heidelberg nicht, auch wenn er weiß: "Keine Veranstaltung kann zu hundert Prozent gesichert werden." Für den "Heidelberger Herbst" setzt Heidelberg-Marketing als Veranstalter auf Präsenz von Sicherheitskräften - und zwar von der Polizei, aber vor allem auch durch eigenes Personal: Heidelberg-Marketing hat eigens 80 Ordner angeheuert.
Abgeriegelte Straßen am Bismarckplatz oder am Universitätsplatz wie beim Weihnachtsmarkt 2016 wird es in diesem Jahr nicht mehr geben. Die Betonpoller, die im letzten Jahr als direkte Reaktion auf den Anschlag von Berlin für die letzten vier Markttage aufgebaut worden waren, sind inzwischen in verschiedenen Sicherheitstests durchgefallen, erklärt Schiemer: Denn die Barrieren stoppten mitnichten Autos, die auf sie drauf fuhren, sondern sie wurden bis zu 200 Meter mitgeschleift. Einmal davon abgesehen, dass solche Absperrungen weder das subjektive Sicherheitsempfinden erhöhen noch zu einer fröhlichen Feierstimmung beitragen: "Niemand hält sich gern in einem abgeriegelten Kessel auf."
Schiemer erinnert sich an eine Reise nach Moskau: Am Nationalfeiertag sei die Innenstadt komplett dicht gemacht worden, ein Einlass war nur mit Scankontrollen möglich. "Trotzdem hätte ein paar Straßen weiter - etwa in einem gut besuchten Einkaufszentrum - ein Anschlag passieren können." Er meint: "Wir können Heidelberg nicht einzäunen. Trotz der jüngsten Anschläge gibt es keinen Grund zur Panik. Jeder sollte einfach mit offenen Augen durch die Stadt gehen."