So sah der Providenzgarten wohl noch bis in die Nachkriegszeit aus. Dieses von Altstadt-Arzt Dieter Jung stammende undatierte Foto (wohl um 1930) zeigt den Brunnen mit efeuumranktem Rand. Auch die damals üppige Vegetation ist anders als heute: Neben zwei Dutzend Baum-Denkmälern besteht der Garten heute aus einer Wiese. Foto: privat
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Es steht schon seit Ende des letzten Jahres fest: Der Providenzgarten wird kommen. Ab Mittwoch, 5. Februar, werden die Bestimmungen des Erbbauvertrags – schließlich verkauft die Kirche keine Grundstücke mehr – im Haupt- und Finanzausschuss und acht Tage später im Gemeinderat beraten – wenn auch in nicht öffentlicher Sitzung. Zugleich muss der Gemeinderat über die Annahme einer Spende beraten – denn die von Klaus Hekking angeführte Bürgerinitiative hat 2,25 Millionen Euro für die Rettung der Grünfläche hinter der Providenzkirche gesammelt. Die Namen der maßgeblichen Spender will er immer noch nicht nennen.
An fehlendem Geld kann es schon mal nicht mehr scheitern
Zwei Millionen Euro der Spende gehen an die Stadt, die davon den Löwenanteil der jährlichen Pacht an die Kirche bezahlt. Der Erbbauvertrag für das Grundstück läuft über 60 Jahre. Diese zwei Millionen bekommt die Kirche sofort als Einmalzahlung – schließlich will sie dafür ein neues Gemeindehaus bauen. Die Stadt zahlt dann 15.000 Euro pro Jahr an die Kirche – und zwar 60 Jahre lang. Noch ist allerdings unklar, ob sich der Erbbauzins nicht irgendwann erhöht, wie das eigentlich üblich ist.
Demnach erhält die Kirche knapp 50.000 Euro im Jahr an Pacht für die 1200 Quadratmeter große Fläche, also rund 40 Euro pro Quadratmeter. Das ist ein ziemliches Schnäppchen für die Stadt, denn erstens waren erste Berechnungen der Kirche eher von 90.000 Euro Pacht ausgegangen – nicht zuletzt, um das neue Gemeindehaus bezahlen zu können. Und zweitens sind bekanntlich die Grundstückspreise in diesem Teil der Altstadt, der sogenannten Vorstadt, mit die höchsten in Heidelberg: 2200 Euro pro Quadratmeter sind die Regel – wenn auch für Wohngebäude. Aber der Garten bleibt ja bekanntlich unbebaut.
Bürgerinitiativen-Mitgründer Hekking ist mit dieser Regelung hochzufrieden: "Ich gehe davon aus, dass auch nach 60 Jahren der Park erhalten bleibt." Und er freut sich auch, dass die Erhaltung des Gartens für die Stadt kein finanzieller Kraftakt mehr ist: "Die Kirche ist ja auch mit ihren Forderungen deutlich heruntergegangen."
Der meiste Teil des Geldes, das Hekking eingesammelt hat, geht für die Pacht drauf, aber immer noch über 220.000 Euro stehen zur Neugestaltung des Gartens bereit. Noch gibt es keine konkreten Pläne dafür, das wird wohl ein Wettbewerb unter Landschaftsarchitekten klären.
Aber Hekking kann sich durchaus vorstellen, dass der alte Brunnen, den es wohl bis in die Nachkriegszeit gab, wieder reaktiviert werden könnte. Und ganz sicher wird auch die existierende Mauer zum Café Schafheutle wohl niedriger ausfallen (an diese grenzte einst der mittlerweile abgerissene Kindergarten), "so wird die Anlage auch deutlich großzügiger", meint Hekking. Und schön wäre es, wenn hier ein "Klimagarten" entstehen könnte, sozusagen eine Art Modellprojekt für innerstädtische Grünflächen in Zeiten des Klimawandels – mit Schwerpunkt auf Insektenfreundlichkeit.
Aber die Neugestaltung des Areals hängt vor allem am Bau des Gemeindehauses. Hekking weiß bisher nur, dass es auf dem Grundriss des bestehenden Gebäudes, wenn auch wohl deutlich höher, errichtet werden soll. Mitte März soll es von Seiten der Stadtkirche eine Zukunftswerkstatt geben, bei der vielleicht auch geklärt wird, ob hier das Dekanat – bisher im Schmitthenner-Haus in der hinteren Hauptstraße – einziehen kann.
Hekking hofft, dass die Architektur des neuen Gemeindehauses auf den Garten Rücksicht nimmt ("am besten eine luftig, leichte Konstruktion"). Aber bis der Neubau fertig ist, kann es noch dauern – und so lange wird auch die Neugestaltung des Gartens nicht in Angriff genommen. Bis zum Herbst soll es immerhin einen Pflegeschnitt geben, damit der künftige Park eine erste "Fasson" erhält. An fehlendem Geld, so ist sich Hekking sicher, wird das neue Gemeindehaus wohl erst einmal nicht scheitern: "Im Grunde ist es durch die zwei Millionen-Spende schon voll finanziert, spätestens im Mai hat die Kirche das Geld."