Projektleiter Lukas Ballweg und Rebecca Rosenberger gründen gemeinsam mit zwei anderen Studierenden das Start-up „Advogarde“. Foto: juf
Von Joris Ufer
Heidelberg. In vielen Branchen ist die Digitalisierung in vollem Gange. In einigen Bereichen ist diese Entwicklung aber schon weiter fortgeschritten als in anderen. Vier Studierende gründen derzeit ein Start-up, um sowohl Anwälten als auch Mandanten Zeit und Geld zu sparen. Mit einer digitalen Plattform wollen sie das Aufsetzen von Verträgen automatisieren.
"Bisher hält sich die Anzahl der Legal Tech Start-ups noch in Grenzen", erklärt der 22-jährige Lukas Ballweg, der in Heidelberg Informatik und Jura studiert und Projektleiter des Start-ups "Advogarde" ist. "Juristen kommen naturgemäß relativ wenig mit technischen Dingen in Kontakt und haben eine andere Arbeitsweise." Als sie am Anfang Anwälte kontaktiert hätten, sei deshalb viel Skepsis vorhanden gewesen. Mittlerweile arbeitet das Team bei der Entwicklung mit einem Mannheimer Juristen zusammen. "Wir wollen ein Werkzeug für den Anwalt erstellen, um Entscheidungen zu automatisieren", führt Ballweg weiter aus. Für den jeweiligen Nutzer sollen keinerlei technische Vorkenntnisse erforderlich sein.
Begonnen hat die Entwicklung erst im September. "Ich hatte eine einigermaßen konkrete Idee, die ich aber mit einem Team umsetzen wollte", erinnert sich Ballweg. Wie er sind auch die Jurastudentin Rebecca Rosenberger und der Student der Wirtschaftsinformatik, Felix Füssel, Stipendiaten bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Kennengelernt haben sie sich über deren Programm "Herausforderung Unternehmertum", welches das Projekt finanziell unterstützt.
Dann stieß noch der Mathe- und Physik-Student Jan Jakob hinzu. "Das spannende an unserem Team ist, dass wir so vielschichtig sind", sagt Felix Füssel. "Das zeigt sich auch in unserer Arbeit, weil alle unterschiedlich denken und wir gemeinsam auf neue Ideen kommen." Dieser Aufwand neben dem Studium sei zwar hart, mache aber auch viel Spaß.
"Advogarde" ist als Plattform aufgebaut, funktioniert also wie ein Vermittler zwischen dem Angebot eines Anwalts und einem potenziellen Mandanten. Das entscheidende Werkzeug, um den Juristen die einfache Erstellung individueller Angebote zu ermöglichen, sind sogenannte Entscheidungsbäume. Mit ihrer Hilfe können dem Mandanten Protokolle zur Verfügung gestellt werden, die er nur noch individuell ausfüllen muss, bevor er einen fertigen Vertrag erhält. Um die Rechtssicherheit zu gewährleisten, wird aber jedes automatisch erstellte Produkt abschließend durch den Anwalt geprüft.
Dabei hat sich das Team auf Dienstleistungen für Unternehmer spezialisiert. Da sie nur als Vermittler auf Provisionsbasis agierten, konkurrierten sie nicht mit den Anwälten. Trotz Herausforderungen sind die vier Studierenden von der Zukunftsfähigkeit überzeugt. "Es wäre überheblich, direkt alles automatisieren können zu wollen", sagt der Projektleiter. "Aber bisher wird eben fast nichts automatisiert." Noch ist "Advogarde" in der Entwicklungsphase, aber schon zum Jahresende soll ein Prototyp bereitstehen. Im Herbst nächsten Jahres könnte die Plattform dann voll einsatzbereit sein.