Oberbürgermeister Eckart Würzner in einer Kita im Emmertsgrund: 94,7 Millionen Euro investiert die Stadt Heidelberg im Jahr 2020 in die Kinderbetreuung. Archivfoto: Philipp Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg wächst. Und zwar massiv. Das belegte erst im Jahr 2019 die Vorausberechnung des städtischen Amtes für Stadtentwicklung und Statistik. Demnach werden bis zum Jahr 2035 über 25.000 Personen mehr als Ende 2018 in Heidelberg leben. Dabei wird auch mit einem starken Zuzug von Familien gerechnet. Das heißt: Die Stadt muss ihre Kinderbetreuungsplätze stark ausbauen. Allein im Jahr 2020 investiert die Stadt insgesamt 94,7 Millionen Euro in die Kinderbetreuung. Genau darum geht es heute im Jugendhilfeausschuss. Dann legt die Verwaltung ihre Bedarfsplanung für das Kindergartenjahr 2020/2021 vor. Die RNZ beantwortet vorab die wichtigsten Fragen.
Wie viele Kinder werden derzeit in Heidelberg betreut? Laut Verwaltungsvorlage waren im vergangenen Kindergartenjahr 2019/2020 im Kleinkindbereich (null bis drei Jahre) 2046 Plätze in den vorhandenen Einrichtungen belegt. Dazu zählen die Krippen in den Stadtteilen, aber auch Einrichtungen oder private Angebote im Bereich der Kindertagespflege. Fast doppelt so viele Kinder besuchen in Heidelberg einen Kindergarten (ab drei Jahren) – nämlich insgesamt 4312. Derzeit bieten im gesamten Stadtgebiet 45 Träger in rund 130 Einrichtungen Kinderbetreuungsplätze an.
Bekommt jedes Kind einen Betreuungsplatz? "Ja", erklärt eine Stadtsprecherin auf RNZ-Anfrage. Im Krippenbereich waren laut der Bedarfsplanung zum Stichtag am 31. Dezember 2019 91,9 Prozent der vorhandenen Krippenplätze belegt, im Kindergartenbereich 92,9 Prozent – es ist also noch Luft nach oben. Allerdings könne es sein, dass die Plätze ortstechnisch nicht immer den Wünschen der Eltern entsprechen. Die Bedarfe dabei seien unterschiedlich. Manche wollten, dass ihr Kind in der Nähe ihres Wohnortes, andere, dass es in der Nähe des Arbeitsplatzes betreut wird.
Wieso erhöht sich der Betreuungsbedarf? Zum einen wegen des errechneten Bevölkerungswachstums. Bis 2035 rechnet die Stadt jährlich mit einem stetigen Anstieg der Kinderzahlen im Kleinkind- und Kindergartenbereich zwischen 2,7 und drei Prozent. Zum anderen beschloss die Landesregierung, den Stichtag zur Einschulung von Grundschülern schrittweise vorzuverlegen. Erstmals im Schuljahr 2020/2021 sind demnach nun Kinder, die das sechste Lebensjahr erst nach dem neuen Stichtag (im Jahr 2020 ist es der 31. August) vollenden, nicht mehr schulpflichtig. Sie können also weiterhin den Kindergarten besuchen. Die Plätze muss die Kommune zur Verfügung stellen.
Wie viele neue Plätze werden im kommenden Kindergartenjahr geschaffen? Im Krippenbereich werden keine neuen Plätze geschaffen, da es noch ausreichend vorhandene Plätze gibt. Allerdings entstehen im Kindergartenbereich 130 neue Betreuungsplätze. Insgesamt steigt die Zahl der Kindergartenplätze damit auf 4859, mehr als 70 Prozent davon sind Ganztagesplätze. Demgegenüber stehen voraussichtlich 4828 Kinder im Kindergartenalter, die 2020/2021 betreut werden müssen. Für Kinder bis zum Alter von drei Jahren sollen 1881 Plätze in Krippen zur Verfügung stehen, mehr als 80 Prozent als Ganztagesplätze. Eine dezernatsübergreifende Arbeitsgruppe arbeitet unterdessen mit Nachdruck daran, weitere geeignete Flächen für neue Kindertageseinrichtungen zu finden – einige wurden auch bereits gefunden.
Kinderbetreuung: Hier entstehen neue Plätze
ani. Die Stadt sucht stetig nach neuen Flächen für den Ausbau der Kinderbetreuung. In manchen Stadtteilen ist die Versorgung schon jetzt besser als in anderen. Um das zu ändern, ist Folgendes in den kommenden Jahren geplant:
> Boxberg und Emmertsgrund: Auf dem Grundstück "Forum 3" im Emmertsgrund sollen 30 neue Krippen- und 60 Kindergartenplätze geschaffen werden. Nach Sanierungs- und Umbauarbeiten soll die Einrichtung mit einem freien Träger im Sommer 2021 in Betrieb gehen.
> Kirchheim: Bis Anfang 2022 soll eine städtische Einrichtung in der Stettiner Straße fertig sein. Geplant sind zehn Krippen- und 60 Kindergartenplätze, von denen 40 Plätze zunächst als Interimslösung für den Neubau der städtischen Einrichtung Hardtstraße vorgesehen sind.
> Konversionsflächen Südstadt und Hospital: Auf den Konversionsflächen in der Südstadt werden derzeit insgesamt 100 Krippen- und 110 Kindergartenplätze bereitgestellt. Ein weiterer Platzausbau ist geplant, Plätze sollen ab Herbst 2021 zur Verfügung stehen. Auf der Fläche "Hospital" ist noch keine Kita vorhanden. Langfristig soll auf dem Baufeld mindestens eine viergruppige Einrichtung entstehen. Außerdem plant der Verein Montessori Zentrum die Verlegung seiner Schule und der Kita von der Südstadt an den neuen Standort Hospital. Die Plätze in der Südstadt entfallen nicht, sie werden in die bestehende Einrichtung integriert.
> Rohrbach: Ende 2021 soll im Quartier Hasenleiser beim Breisacher Weg eine neue Einrichtung mit 20 Krippen- und 80 Kindergartenplätzen fertiggestellt sein. Der Träger steht noch nicht fest. Bis Anfang 2022 plant ein freier Träger eine neue Einrichtung im westlichen Stadtteilbereich mit 20 Krippen- und 25 Kindergartenplätzen. Als notwendig erachtet die Stadtverwaltung auch eine neue Kindertageseinrichtung in "Alt-Rohrbach", allerdings ist die Standortsuche hier sehr schwierig.
> Handschuhsheim: Die Versorgung im Kindergartenbereich soll durch die Erweiterung der städtischen Kindertageseinrichtung Furtwänglerstraße um 40 Kindergartenplätze verbessert werden. Mit der Fertigstellung des Erweiterungsbaus ist Anfang 2022 zu rechnen.
> Pfaffengrund: Zur Verbesserung der Betreuungssituation könnten kurzfristig an der Kindertageseinrichtung der Arbeiterwohlfahrt in der Oberen Rödt neue Betreuungsplätze entstehen – wenn die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind bis zu 20. Der Hort in dieser Einrichtung bietet derzeit noch 27 Plätze an, Neuaufnahmen wird es keine mehr geben.