Von Anica Edinger
Heidelberg. Egal, ob W-Lan an öffentlichen Plätzen, digitale Routenplanung oder die Anbindung von Schulen an superschnelles Internet: Die Stadt Heidelberg schreitet in Sachen Digitalisierung voran - und jetzt steht der nächste Schritt bevor. Ab 1. Januar 2019 bekommt die Verwaltung ein zusätzliches Amt - die "17", also das Amt für Digitalisierung und Informationsverarbeitung, soll dann alle Aufgaben in der Stadtverwaltung rund um das Thema Digitale Stadt bündeln. Warum das nötig ist und was das neue Amt für städtische Mitarbeiter wie auch Bürger bedeutet, erklären Nicole Huber, Leiterin des OB-Referates, und Roland Haag, Leiter des Personal- und Organisationsamtes, im RNZ-Gespräch.
Frau Huber, Herr Haag, ohne Tablet, Smartphone und Laptop geht gar nichts mehr. Gilt das in Zukunft auch für die städtischen Mitarbeiter in der Verwaltung?
Haag: Tatsächlich müssen wir viele Prozesse, die in den Ämtern ablaufen, auf den Prüfstand stellen. Ebenso die Anforderungen an unsere Führungskräfte. Schließlich sind heute zunehmend auch strategische und IT-Kompetenzen gefragt.
Werden Mitarbeiter der Digitalisierung zum Opfer fallen? Etwa, weil es für einige Prozesse keine Menschen mehr braucht?
Haag: Mitarbeiter nicht, aber sicher manche Tätigkeiten. Auf der einen Seite können wir durch Digitalisierung an einigen Stellen Personal einsparen. Aber wir benötigen zugleich mehr Personal mit digitalen Kompetenzen. Ich rechne unter dem Strich nicht mit Personaleinsparungen. Wir haben ohnehin einen im Vergleich zu anderen Großstädten sehr niedrigen Personalschlüssel.
Huber: Die städtischen Ämter sind überall eng besetzt. Wenn Routinearbeiten in Zukunft automatisiert werden, haben die Mitarbeiter mehr Zeit, sich den komplexeren Themen zu widmen - und auch, auf spezielle Fragen von Bürgern einzugehen. Wir nutzen die Digitalisierung, um unseren Service für Bürgerinnen und Bürger weiter zu verbessern.
Welchen Themen wird sich denn ab dem 1. Januar 2019 das Amt für Digitales widmen?
Haag: Es wird sich zum einen mit den Digitalisierungsprozessen in den Ämtern beschäftigen und sie auf dem Weg begleiten. Damit sollen auch die Services für die Bürger verbessert, der Zugang erleichtert und die Transparenz erhöht werden. Auch die öffentlichen Infrastrukturdienste - etwa das W-Lan - spielen eine Rolle. Wir müssen uns auch fragen: Wie können wir die neuen Instrumente nutzen, um die Effizienz zu erhöhen? Und außerdem ist das Amt die Schnittstelle zu unserer Digital-Agentur.
Huber: Wir sind mit der Einrichtung des neuen Amtes auch bundesweit an der Spitze. Mir ist kaum eine Stadt bekannt, die auch in dieser Art und Weise dran ist. Nur aus Wolfsburg weiß ich, dass es einen entsprechenden Dezernenten gibt.
Sie wollen die Transparenz für die Bürger erhöhen. Was genau ist damit gemeint?
Huber: Vor allem, dass wir offen vorstellen, was wir machen. Viele Bürger haben Angst um ihre personenbezogenen Daten. Mit verschiedenen Veranstaltungen versuchen wir, dem entgegenzuwirken. Eine der größten Aufgaben, die wir als Stadt haben, ist also die Aufklärung.
Haag: Zum Thema Angst: Es ist wichtig, zu gewährleisten, dass auch die älteren Bürger nicht auf der Strecke bleiben, die sich oftmals mit den digitalen Prozessen schwertun. Daher werden bestimmte Leistungen auch weiterhin in der klassischen Form angeboten.
Was könnte sich konkret für die Bürger verbessern?
Haag: Es könnte zum Beispiel künftig einen digitalen Assistenten oder Lotsen geben, der Sie bestimmte Dinge fragt und Sie dann direkt an die richtige Stelle weiterleitet. Er kann helfen, einen Prozess digital abzuwickeln und Sie durch den Dschungel leiten.
Huber: Und auch für die barrierefreie Routenplanung eröffnen sich durch die Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten. Und außerdem wollen wir den Bürgern auch Unterlagen zu Vorhaben der Stadt sehr übersichtlich zur Verfügung stellen.
Und in der Verwaltung?
Huber: Ein konkretes Projekt betrifft den Winterdienst. Es heißt "Wintersmart". Dabei werden Sensoren in den Boden eingebaut, die die Temperatur und ähnliches messen. Sie sind dann mit den Räumungsdiensten gekoppelt, sodass diese punktgenau wissen, wann und wohin sie rausfahren müssen. Etwas ähnliches gibt es auch für Mülltonnen. Die Füllstände können gemessen werden, sodass die Müllfahrzeuge ihre Routen optimieren können. Für solche Projekte haben wir gerade Fördergelder in Höhe von 880.000 Euro bekommen.
Klingt nach einer ganz schönen Umbruchphase, auch in der Verwaltung ...
Haag: Verwaltung heißt immer Umbruch.
Huber (lacht): Wir sind im Flow.