Die mobile Alu-Schutzwand war schnell aufgebaut und soll die Altstadt bis zu einem Flusspegel von 6,5 Metern schützen. Bernd Ronge und Jan-Helge Saar vom Abwasserzweckverband und Klaus-Peter Hofbauer, Leiter des Tiefbauamts (v.l.), sind zufrieden. Foto: Hentschel
Von Maria Stumpf
Heidelberg. Klack, klack – und flugs ist alles dicht: Das alte Hochwasser-Sandsack-Schutzsystem mit Schlammfangwand aus Holz mit Plastikplanen hat weitgehend ausgedient. Wenn der Pegelstand des Neckars künftig mal wieder weit über die Ufer steigt, wird die historische Altstadt fast überall mit einem mobilen Hochwasserschutzsystem aus standardisierten Aluminiumeinzelteilen abgesichert. Am Donnerstag fand nun einen Probeaufbau für das Teilstück Alte Brücke bis zur Lauerstraße 11 statt. Für 87 Meter brauchten die rund 20 Männer vom Abwasserzweckverband etwa eineinhalb Stunden.
Seit 2004 investiert die Stadt abschnittsweise in dieses mobile Schutzsystem. Neckarmünzplatz, Mönchgasse, Fischergasse, die Große Mantelgasse, Heuscheuer und Marstall sind bei Bedarf schon schnell dicht gemacht, nun also auch der Bereich rund um die ehemalige "Tankstelle Seppich" zum Alten Brückenkopf. Die Gesamtkosten liegen für dieses Teilstück bei rund 200.000 Euro.
Beim Probeaufbau mit dabei waren auch Klaus-Peter Hofbauer, Leiter des Tiefbauamtes der Stadt, sowie Bernd Ronge und Jan-Helge Saar vom Abwasserzweckverband. Aber auch Altstadtbewohnerin Marianne Seppich schaute zu, wie das Stecksystem eine Mauer wachsen ließ. "Endlich. Tolle Sache", meinte die 82-Jährige. Sie erinnerte sich an Straßen unter Wasser, an überflutete Keller. "Hoffentlich halten die neuen Teile aber auch lange, sind dicht, stabil und schnell genug aufgebaut."
Davon geht die Stadt aus. Die Aluminiumwand ist 1,50 Meter hoch und wird von 29 Stützen gehalten. Sie sind in Absprache mit dem Denkmalschutzamt auf Fundamenten errichtet, die dauerhaft 1,20 Meter tief fest im Boden verankert sind. "Bei einer Vorlauf-Hochwasserwarnzeit von sechs bis acht Stunden reichen uns also eineinhalb Stunden locker für den Aufbau", sagt Bernd Ronge vom Abwasserzweckverband und ist mit der Arbeit seiner Mitarbeiter zufrieden. Zuletzt sei die Aluminiumschutzwand im Jahr 2013 an anderen Bereichen schon zum Einsatz gekommen und hätte sich hervorragend bewährt, fügt Jan-Helge Saar hinzu. Und Klaus-Peter Hofbauer freut sich, dass in zwei Jahren der letzte Abschnitt am Krahnenplatz fertig sein soll und die Altstadt dann bestens vor Hochwasser geschützt sein wird. "Die Themen Hochwasser und Klimaschutz sind heute viel mehr drin in den Köpfen als früher. Da wird nicht mehr ewig über Kosten diskutiert, da wird gemacht."
Heidelberg ist besonders zwischen November und April von Hochwasser betroffen. Laut Stadtverwaltung liegt der Flusspegel normalerweise bei rund 2,20 Meter. Steigt der Neckar auf 3,55 Meter, wird die Bundesstraße 37 unter der Alten Brücke überflutet. Die Schutzwand wird dann in Abhängigkeit vom jeweils zu erwartenden Neckarpegel aufgebaut. Das geht bis zu einem Pegel von 6,50 Metern. Steigt das Wasser allerdings höher, hilft auch sie nicht mehr. "Das ist jedoch sehr selten und geschah zuletzt beim Jahrhunderthochwasser 1993", weiß Fachmann Saar.