Ein großer Vorteil für Radfahrer: Meist können sie am Stau – wie hier am Bismarckplatz – vorbeiradeln. Foto: Philipp Rothe
Von Micha Hörnle und Holger Buchwald
Heidelberg. Die gute Nachricht, gerade in Zeiten der Klimakrise: Die mit Abstand meisten Wege innerhalb der Stadt, 78 Prozent, legen die Heidelberger umweltfreundlich per Rad, zu Fuß oder in Bussen und Bahnen zurück. Die schlechte: Ganz ohne das Auto geht es (noch) nicht, wie die Technische Universität Dresden in ihrer Untersuchung zur Mobilität in Heidelberg herausfand.
Bei der Betrachtung aller innerstädtischen Wege sieht die Verteilung, der "Modal Split", so aus: Die 2300 befragten Heidelberger legen 35 Prozent der Wege zu Fuß zurück, 33 Prozent mit dem Fahrrad und elf Prozent mit dem öffentlichen Nahverkehr. Der Autoverkehr stagniert im Vergleich zur letzten Befragung fünf Jahre zuvor bei 22 Prozent.
Für den Ersten Bürgermeister Jürgen Odszuck ist es eine erfreuliche Nachricht, dass der Anteil des Radverkehrs um sieben Prozent gestiegen ist: "Wenn wir aber schauen, woher dieser Anstieg kommt, sind die Zahlen nicht mehr ganz so erfreulich, in erster Linie sind das Menschen, die vorher den Nahverkehr genutzt haben."
Möglicherweise handele es sich hierbei aber auch um eine Momentaufnahme und keine echte Trendwende. Im Erhebungsjahr 2018 gab es nämlich mit den Straßenbahn-Baustellen in der Bahnstadt und am nördlichen Hauptbahnhof starke Beeinträchtigungen im Nahverkehr.
Und, auch das gehört laut Odszuck zur differenzierten Betrachtung dazu: Seit der letzten Erhebung der Technischen Universität Dresden im Jahr 2013 gab es viele Verbesserungen für den Radverkehr. Als Beispiel nennt der Bürgermeister die neue Trasse vom S-Bahnhof Weststadt/Südstadt in die Bahnstadt.
Wie sich die Heidelberger von A nach B bewegen, hängt natürlich stark von der Entfernung ab: Die Strecken unter einem Kilometer gehen 70 Prozent zu Fuß, beim Radverkehr sind dies 23 Prozent, das Auto nutzen sieben Prozent.
Wenn man zwischen drei und fünf Kilometer unterwegs ist, verschieben sich die Gewichte hin zum Zweirad, auf das die Heidelberger für gut 40 Prozent der Wege setzen. Bei dieser Entfernung setzen 25 Prozent auf das Auto, 20 Prozent auf den Nahverkehr.
Bei Distanzen von fünf bis zehn Kilometer dominiert das Auto mit 58 Prozent klar – Busse und Bahnen nehmen 19 Prozent, 23 Prozent radeln, zu Fuß geht nur noch ein Prozent.
Bei Wegen über zehn Kilometer kommt das Auto auf 70 Prozent, 24 Prozent nutzen den Nahverkehr, sieben Prozent nehmen das Rad.
Weil der durchschnittliche Arbeitsweg der befragten Heidelberger immerhin zwölf Kilometer beträgt, erbringen die Autos auch die höchste Verkehrsleistung: 57 Prozent der statistisch gesehen 22 Kilometer, die ein Heidelberger am Tag zurücklegt.
Allerdings haben auch viele Haushalte gar kein Auto. In Heidelberg sind es 31 Prozent – die meisten davon Alleinstehende. Die Pkws, die in der Stadt unterwegs sind, sind nicht besonders gut besetzt: mit nur durchschnittlich 1,2 Personen. Immerhin: Während laut Befragung jeder Haushalt durchschnittlich über 0,9 Autos verfügt, sind es doppelt so viele Fahrräder.
Info: Die Mobilitätsstudie wird am Mittwoch um 17 Uhr im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss im Neuen Sitzungssaal des Rathauses vorgestellt.