Martin Scharff (2.v.l.) und Tristan Brandt (3.v.l.) beim Austausch mit Kollegen im „959“. Foto: pr
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Eigentlich hätte Martin Scharff jetzt gar keine Zeit. In dieser Woche hätte sein Winter-Varieté auf dem Heidelberger Schloss starten sollen. Doch das ist wegen der Corona-Pandemie erst einmal verschoben. Vielleicht klappt es im Februar. Offen und neugierig, wie der Patron der Schlossweinstube ist, ließ er sich auf etwas ganz anderes ein – die Doku-Soap "Mein Lokal, Dein Lokal". Der seit 2013 kurz vor 18 Uhr auf Kabel eins laufende Wettbewerb zwischen fünf Restaurants verbindet diesmal Heidelberg ("Scharffs Schlossweinstube" und "959") mit Mannheim, Waldsee und Viernheim. Gesendet wird die Staffel im Februar oder März nächsten Jahres, wie Aufnahmeleiter Marc-Oliver Trapp erklärt.
Eine Woche lang täglich von 10 bis 24 Uhr standen Scharff und die anderen Teilnehmer in Küchen, Gasträumen und vor allem vor den beiden Kamerateams. "Es geht nicht darum, Küchenleistungen zu vergleichen", sagt Scharff, "wir unterhalten uns auch über das Interieur, über das Gesamtkonzept des Kollegen, wie die Speisekarte aufgebaut ist." Die Experten sollen sich zudem anschauen, ob das ganze Konzept stimmig ist und ob im Restaurant die Herzlichkeit des Gastgebers spürbar wird.
Gekocht und gegessen wird natürlich auch. Jeder präsentiert seinen vier Kollegen vier verschiedene Menüs. "Ich habe mich auf Regionales festgelegt", meint Scharff. Das waren zum Beispiel Dreierlei vom Odenwälder Saibling und Käsevariationen vom Nusslocher Ziegenhof als Vorspeisen. Heidelberger Studentenküsse bildeten den Ausgangspunkt für ein Dessert. Und als Hauptspeise gab es unter anderem Schwäbischen Zwiebelrostbraten. "4.0!", lobte ihn der Fernsehmoderator, "badisches Umami!" Was Tristan Brandt vom "959" anbot, bleibt unklar; er war für die RNZ partout nicht zu erreichen.
Im "Hüftgold", dem Vereinslokal des Mannheimer Tennisclubs Grün-Weiß, stellte sich etwa die Frage, wie sich Sportlergaststätten präsentieren können und welche Chance sie im Winter haben. "Ausflugslokal" lautet der besondere Aspekt beim "Rheinblick" am Badesee Marxweiher. "Johann’s modern Wirtshaus" in Viernheim will bayrische Gemütlichkeit und Kurpfälzer Leidenschaft verbinden. Der Chef ist auch Generalmanager der Villa Kennedy, einem Luxushotel in Frankfurt. "Da macht Fachsimpeln schon Spaß", bekennt Martin Scharff. Und das ist es auch, was ihm in diesen fünf Tagen gefällt: "Man lernt andere Gedanken und andere Küchen kennen. Da bauen sich Freundschaften auf. Man fühlt sich bereichert."
In der langen Zeit der täglichen Dreharbeiten kann sich Martin Scharff mit Kollegen über Probleme und Lösungen austauschen. Etwa: Wie übersteht man am besten die Corona-Zeit? Reicht das mit der Gans-to-go zum Überleben? Keiner weiß schließlich derzeit, ob er an Weihnachten und Silvester öffnen darf oder gar, wann er für die Feiertage Waren ordern sollte.