Die Mühltalstraße soll laut Amt für Verkehrsmanagement zur "unechten" Einbahnstraße werden - was zu heftigen Protesten führte. Deshalb wurde die Beratung des Themas im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss gestern vertagt. Foto: kaz
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Die von der Stadt angedachte Maßnahme, den verkehrsberuhigten Bereich in der Mühltalstraße als unechte Einbahnstraße auszuweisen, wurde am Mittwoch kurzfristig von der Tagesordnung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses genommen. "Wir haben wahrgenommen, dass es viele Gegenstimmen und Diskussionen gab", erklärt eine Stadtsprecherin auf RNZ-Anfrage. Deshalb werde die Stadt die Informationsvorlage für die Ausschussmitglieder überarbeiten und erweitern. Auf der Tagesordnung des Ausschusses landet das Thema deshalb erst wieder im neuen Jahr.
Auslöser für die Diskussion war ein Bericht der RNZ, in dem acht Parteien aus dem verkehrsberuhigten Bereich erklärten, wie gefährlich die Straße sei. Weil die so schmal sei, seien einige von ihnen sogar bereits angefahren worden. Die Stadt hatte bereits reagiert und die Einrichtung einer unechten Einbahnstraße vorgesehen, um den Begegnungsverkehr so weit wie nötig zu unterbinden. Das bedeutet, dass von oben nicht mehr - bis auf den Hangbus und Radfahrer - in die Straße eingefahren werden darf und die Autos über die Bergstraße umgeleitet werden; direkte Anwohner des verkehrsberuhigten Bereichs dürfen in beide Richtungen fahren.
Diese Pläne hatten die Hangbewohner überrascht, sodass sie eine Initiative gründeten, um die Maßnahme zu verhindern. Stattdessen entwickelten sie eine Liste von Möglichkeiten, um die Straße sicherer zu machen. Über 1000 Unterschriften sammelten sie dafür. Eine Einbahnstraßenregelung führe zu einem Verkehrschaos in den Ausweichstraßen - und würden dort zu einer größeren Gefährdung beitragen. Darüber hinaus sei eine Einbahnstraße deshalb falsch, weil die Autos dann noch schneller fahren würden.
Der Bezirksbeirat beschloss vor zwei Wochen, dass keine Einbahnstraße eingerichtet werden soll - und zwar einstimmig bei zwei Enthaltungen. Auch die Mehrzahl der 100 Zuhörer bei der Sitzung war gegen die Einbahnstraße. Allerdings hat dieses Gremium nur beratende Funktion. Auch der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss hätte nicht das Recht auf ein letztes Wort gehabt, das ist ganz allein Sache des Amtes für Verkehrsmanagement. Alternativen könnten für die Einbahnstraßengegner beispielsweise Bodenschwellen, Poller, eine Markierung für Fußgänger und ein stationärer Blitzer sein.
Die Gefährdungseinschätzung hatten das Amt für Verkehrsmanagement, die Verkehrspolizei und der Sicherheitsauditor, Jens Leven, gemeinsam erarbeitet. Sie halten die Einbahnstraßenregelung wegen der teilweise nur etwa fünf Meter breiten Straße für unumgänglich.
Die neue Informationsvorlage soll nun einerseits um die bereits geprüften und gegebenenfalls verworfenen Maßnahmen angereichert werden. Andererseits sollen auch die noch nicht bedachten Anregungen von den Sachverständigen unter die Lupe genommen werden. "Die Vorschläge aus der Bürgerschaft werden geprüft", erklärt die Stadtsprecherin.