Heute kommt der Mönchhof ansprechender daher. Das denkmalgeschützte Haupthaus wurde zu einer Gaststätte umgewandelt, die alte Tordurchfahrt blieb jedoch erhalten. Foto: Rothe
Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Baukräne in der Bahnstadt, große Pläne für die Konversionsflächen in der Südstadt und für Patrick-Henry-Village: Heidelberg verändert sein Gesicht. Auch in der Innenstadt hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Aus Anlass des 75-jährigen Jubiläums der RNZ haben wir die Serie "Einst und jetzt" ins Leben gerufen. Heute geht es um den Mönchhof in Neuenheim.
Wenn einer den Mönchhof kennt, dann ist es Dieter Heinstein. Der 83-Jährige wohnte einst direkt nebenan, in der Mönchhofstraße 3a. "Ich habe den Großteil meiner Kindheit und Jugend dort verbracht", sagt er. "Der Mönchhof war für uns ein Spielplatz, da haben sich viele Kinder versammelt." In dem Hof hätten sie geheimnisvolle Keller, Gemäuer und Gewölbe vorgefunden. "In einem stand sogar ein Totengerippe", erinnert sich Heinstein. Und auch mit seinen ersten Wintersport-Erfahrungen verbindet er den Mönchhof. Das kleine Gefälle von der Mönchhofstraße in den Hof hinein seien er und andere Kinder bei Schnee mit Schlitten und Skiern hinuntergefahren.
1204 war der Mönchhof, damals im Besitz des Klosters Schönau, erstmals erwähnt worden. Im Laufe der Reformation wurde das Kloster Schönau aufgelöst, dessen Besitz übernahm die Pflege Schönau. 1689, inmitten des Pfälzischen Erbfolgekrieges, brannten die Franzosen den Mönchhof ab. Mitte des 18. Jahrhunderts – die Gebäude waren längst wieder aufgebaut – kam dann das nördlich gelegene Gutleuthaus hinzu. Diese Herberge nannte man im Volksmund auch Lutherhaus, da sich hier einer Legende nach Martin Luther anlässlich seiner Heidelberger Disputation aufgehalten haben soll.
Dieses Foto vom alten Mönchhof nahm Dieter Heinstein Anfang der 60er Jahre auf. Das Anwesen sei damals „mehr oder weniger abbruchreif“ gewesen, erinnert er sich. Foto: RotheÜber mehrere Jahrhunderte bewirtschafteten verschiedene Pächter den Hof. Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung im jungen Stadtteil Neuenheim. Nicht nur der Bedarf an Wohnraum nahm zu, auch die Universität dehnte sich nach Neuenheim aus. "Es war somit abzusehen, dass der Mönchhof mit seinen Garten- und Ackerflächen in Bauplätze verwandelt wird", schreibt Alfred Bechtel in seinem Beitrag im Handschuhsheimer Jahrbuch.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Hof nur noch gering bewirtschaftet, die Gebäude verfielen. 1933 diente das Haus der Feuerwehr als Übungsobjekt. Vier Jahre später, 1937, zog Dieter Heinstein mit seiner Familie nebenan ein.
Der Mönchhof sei damals "mehr oder weniger abbruchreif" gewesen, erzählt Heinstein. Im Erdgeschoss habe ein Schuhmachermeister gewohnt, der gleichzeitig Hundezüchter war. "Dementsprechend sah das Gelände aus. Da waren überall ,Tretminen’, denn er schickte seine Hunde einfach immer vor die Tür."
Wo man sicht einst die Schuhe schmutzig machte, befindet sich heute der Garten des Restaurants "Alter Mönchhof". "Das sieht jetzt viel ansprechender aus und hat sich sehr zum Positiven verändert", sagt Heinstein. Das denkmalgeschützte Haupthaus wurde Anfang der 90er zu einer Gaststätte umgewandelt. Gemeinsam mit einer Scheune, einem Wassertrog und der Tordurchfahrt bildet es die letzten Überreste des historischen Mönchhofs.