Die Bahnen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH sind bislang im Betriebshof an der Bergheimer Straße untergebracht. Das Unternehmen möchte aber am Großen Ochsenkopf neu bauen. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg. Als gewichtiges Argument für eine Verlagerung des Betriebshofes von der Bergheimer Straße an den Großen Ochsenkopf führt die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH auch die schlechten Arbeitsbedingungen am alten Standort an. Doch einige der dort Beschäftigten sehen das anders, wie sie im RNZ-Gespräch betonen. Sie deuten gleich auf eine ganze Reihe von Schwierigkeiten für die Betriebsabläufe, wenn der Betriebshof umziehen sollte.
Das größte Problem ist für die Mitarbeiter das Ausrücken der Bahnen in der morgendlichen Hauptverkehrszeit. Denn während auf den Gleisen der Straßenbahn "auf Sicht" gefahren wird und innerhalb von drei Minuten drei Bahnen ausrücken können, unterliegen die OEG-Gleise am Großen Ochsenkopf, über die der geplante Betriebshof angeschlossen werden soll, dem Eisenbahnrecht. "Wir fahren dort im Blockabstand. Ein Block ist der Bereich zwischen zwei Signalen", erklärt ein Mitarbeiter. Erst wenn eine Bahn diesen Block verlassen habe, dürfe der nächste Zug einfahren. Das heißt ganz praktisch: Die etwa 25 Bahnen, die zwischen 5 und 6 Uhr morgens ausrücken, passen gar nicht alle zwischen die im Zehn-Minuten-Takt fahrenden Züge der Linie 5.
Die RNV sagt hingegen, dass die Blockbelegungszeiten nicht fix seien. "Die Planung der neuen Zugsicherungsanlage sieht entsprechend kurze Blockabschnitte vor, sodass für Ausrückfahrten teilweise Folgefahrten von unter einer Minute möglich sind", so eine Sprecherin. Aus diesem Grund erwarte die RNV keine Probleme oder Verzögerungen beim Ausrücken.
Die Mitarbeiter kritisieren zudem, dass der Platz für Busse am Großen Ochsenkopf schon heute nicht ausreiche: 36 Plätze sind dort vorgesehen, es gibt aber heute schon 44 Busse. "Wenn diese Busse auf Elektroantrieb umgestellt werden, benötigen wir mindestens 15 bis 20 Fahrzeuge mehr", rechnet ein Mitarbeiter vor. Dass die RNV deshalb eine separate Busabstellung - im Gespräch war ein Gelände am Wieblinger Weg - plant, verstehen die Mitarbeiter nicht: Denn die meisten von ihnen dürfen sowohl Bus als auch Straßenbahn fahren. "Das macht auch richtig Sinn, doch die Mitarbeiter müssen an einem Standort auf beide Fahrzeuge zugreifen können. Es macht keinen Sinn, die Busse woanders abzustellen. Dann geht der Vorteil verloren."
Außerdem ist noch nicht einmal eine richtige Werkstatt geplant: "Unabhängig von der Wahl des neuen Standorts hat sich die RNV dafür entschieden, die Inspektionen sowie Großteile der Instandsetzungen der Busse in Mannheim durchzuführen", so die Sprecherin. In Heidelberg seien aber weiterhin Wartungsarbeiten möglich. Ein Ausbau der Werkstatt in Mannheim sei dabei nicht vonnöten, da die Kapazitäten bereits ausreichten.
Dem widersprechen die Mitarbeiter: "Die Buswerkstatt soll abgeschafft werden, obwohl die Werkstatt in Mannheim - trotz entsprechender Planungen - gar nicht ausgebaut wurde." Zudem würden die Fahrten nach Mannheim unnötigen CO2-Ausstoß verursachen. Denn die Busse können nach Ansicht der Mitarbeiter nicht - wie von der RNV-Geschäftsleitung erklärt - bei Linienfahrten nach Mannheim überführt werden: "In Mannheim gibt es nur noch drei Gelenkbusse. In Heidelberg fahren aber fast nur Gelenkbusse. Wie soll das funktionieren?", fragen die Mitarbeiter. Zumal die Busse, sobald sie drei Jahre alt sind, alle drei Monate zur sogenannten Sicherheitsprüfung müssen. "Jede Woche wären dann also mehrere Busse nach Mannheim unterwegs."
Im Wahlkampf haben die RNV-Geschäftsführer vor Kurzem ihre Mitarbeiter um aktive Unterstützung gebeten. "Eine Bürgerinitiative läuft Sturm gegen die Bebauung des als Gewerbegebiet ausgewiesenen und ungenutzten Areals und möchte das Vorhaben verhindern", heißt es in dem Brief. Deshalb fordert die RNV ihre Mitarbeiter auf, sie als Arbeitgeber zu unterstützen: "Einen neuen Betriebshof am Großen Ochsenkopf, ein ,Nein‘ bei der Wahl am 21. Juli für unsere Zukunft." Denn man wolle auf dem Ochsenkopf einen modernen Betriebshof mit "idealen" Arbeits-bedingungen schaffen.
Daran zweifeln aber die Mitarbeiter: "Die Schaffung von guten Arbeitsbedingungen am neuen Standort ist nur vorgeschoben." Sie würden keine Kollegen kennen, die sich über die heutigen Zustände beschwerten. "Es gibt genügend Sozialräume, eine Kantine, ausreichend Platz für Maschinen in der Werkstatt, außerdem ist der Betriebshof gut erreichbar und es gibt ausreichend Parkplätze." Niemand wisse, ob es am neuen Standort eine Kantine geben werde oder ob dort nur ein Brötchenwagen komme und sich die Fahrer mittags ein Automaten-Essen aufwärmen könnten.
Für die Mitarbeiter ist deshalb klar: "Entweder wir bleiben am Altstandort oder man baut etwas ganz Neues." Der Recyclinghof an der Speyerer Straße sei zukunftsorientiert und liege an der Achse, über die man Patrick Henry Village erschließen wolle. "Wenn man sieht, wie viele Autos sich über die Speyerer Straße quälen, dann sollte man dort einen "Park & Ride"-Parkplatz bauen und die Leute zum Umsteigen in die Bahn animieren."