Der neue Bluttest für die Früherkennung von Brustkrebs entwickelte sich zum Skandal. Foto: Labor/Universitätsklinikum Heidelberg
Von Klaus Welzel
Heidelberg. Der Bluttest-Skandal kommt das Uniklinikum Heidelberg teuer zu stehen. Nach RNZ-Informationen kostete alleine die bisherige Aufklärung drei Millionen Euro. Das ist ungefähr die sechsfache Summe dessen, was das Klinikum ursprünglich an Mitteln zurückgestellt hatte, um den Skandal aufzuarbeiten. Bedenkt man, dass der Jahresabschluss 2019 insgesamt ein Minus von zwölf Millionen Euro ausweist, so fallen die Aufklärungskosten umso mehr ins Gewicht.
Ein Großteil der Rechnungen dürfte von Anwaltskanzleien stammen, die noch unter der Ägide der früheren Leitenden Ärztlichen Direktorin, Prof. Annette Grüters-Kieslich, beauftragt wurden. Die Kanzleien wurden zum einen zu Rate gezogen, um juristische Einschätzungen abzugeben und auch, um den Abschlussbericht zu erstellen. Darüber hinaus wurden einzelne Klinikbeschäftigte und deren Wirken regelrecht durchleuchtet. Alleine im Rechtsstreit mit dem früheren Klinikjustiziar Markus Jones gab es Großaufträge mit einem Volumen von mehreren hunderttausend Euro, erfuhr die RNZ.
So durchforsteten Juristen sämtliche Vorgänge, mit denen Jones in seiner 14-jährigen Tätigkeit für das Uniklinikum befasst war. Daraus ergaben sich nun sechs Gründe für eine fristlose Kündigung, die Grüters-Kieslich als ihre letzte Diensthandlung am 31. Oktober aussprach. Über diese Kündigung wurde am gestrigen Donnerstag vor dem Arbeitsgericht im Rahmen eines Gütetermins verhandelt. Ohne Ergebnis. Jones und sein Anwalt, der Heidelberger Arbeitsrechtler Michael Eckert, halten alle Gründe für vorgeschoben. Schließlich habe sein Mandant wesentlich zur Aufklärung des Skandals beigetragen, sagte Eckert zur RNZ. Seinem Mandanten gehe es um seine vollständige Rehabilitierung.
Katrin Erk. Foto: UK DresdenFreigestellt wurde Jones im Mai aufgrund seiner vielfältigen Verflechtungen – eine direkte Schuldzuweisung gegen ihn findet sich aber zum Beispiel im Abschlussbericht der Unabhängigen Kommission nicht. Dennoch muss er sich im Rahmen des Kündigungsverfahrens (die ordentliche Kündigung soll demnächst erfolgen) schwerer Vorwürfe erwehren. Sollten diese Punkt für Punkt vor Gericht öffentlich verhandelt werden, hätte Jones die Möglichkeit, auf diesem Weg seine Unschuld zu beweisen.
Unterdessen formt sich die neue Führungsspitze am Uniklinikum. Für den Posten des Kaufmännischen Direktors zeichnet sich eine Mehrheit für Katrin Erk ab, die seit Juni diese Position am Klinikum Dresden inne hat und zuvor zwölf Jahre lang am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Manheim tätig war. Erk (50) ist eine von vier Bewerbern. Am Dienstag tagt der Uniklinikaufsichtsrat, um ihre Berufung zu beschließen – sowie die des künftigen Leitenden Ärztlichen Direktors. Dienstantritt wäre dann im Januar.