Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Verlottert, dunkel, dreckig - und von den meisten gemieden: Das war die Schwanenteichanlage noch vor anderthalb Jahren. Der kleine Park im Herzen Bergheims - zwischen Stadtbücherei und Seniorenresidenz - entstand in den frühen 1960er Jahren, als der Hauptbahnhof von dort an seinen heutigen Standort verlegt wurde. Und seitdem war dort auch nicht mehr viel passiert. Doch nach über 50 Jahren fasste sich der Gemeinderat im Jahr 2014 ein Herz und beschloss, die größte Grünfläche des Stadtteils aufwendig zu sanieren.
Nach fünf Monaten Bauzeit wurde der Park im Juli 2015 wiedereröffnet - und die Bergheimer staunten. Alles war brandneu: Rasen, Bänke, Lampen, Sträucher, Spielplatz, Boulebahn. Dazu kamen ganz neue Attraktionen wie die sechs Fitnessgeräte und die Schach- und Mühle-Spieltische. Ein Jahr später ist klar: Die Sanierung ist ein Erfolg, die Heidelberger lieben ihre neue Schwanenteichanlage.
"So voll wie heute an einem Wochentag war es hier früher nicht mal samstags", sagt Irene Lauter, die in dem Park seit Jahren mit ihren Hunden Gassi geht. "Früher war ich oft alleine mit ein paar Obdachlosen", sagt die 76-Jährige und lacht dabei. Tatsächlich ist in diesem Park nun für jeden etwas dabei: Da sitzen picknickende Pärchen neben Boule spielenden älteren Herren. Während die Eltern an den Sportgeräten rudern oder Klimmzüge machen, spielen ihre Kinder auf dem neuen Spielplatz. Und morgens treffen sich häufig Seniorengruppen zum Frühsport auf der Wiese.
"Wir sind hier sehr häufig", sagt Thamina Pulgar Schwartz, die umringt von sieben Kleinkindern auf der Wiese sitzt. Die 28-Jährige leitet mit ihrem Bruder Raphael die Kindertagespflegeeinrichtung "Die Zappels" in der Weststadt. "Eine große, schöne Grünfläche mitten in der Stadt - das ist schon toll", sagt sie.
Auch Julia Kube ist begeistert. Mit ihrer einjährigen Tochter Mira kommt die Bergheimerin häufig hierher. "Die Anlage ist schön, und alles, was wir brauchen, ist sehr nah", sagt die 33-Jährige, während Mira lachend im Sand buddelt. Um die Ecke könne man sich Essen und Trinken holen, die Toilette im ,Alten Hallenbad’ sei auch nicht weit - und der Spielplatz liege als einer der wenigen im Schatten. "Allerdings ist der Spielplatz eher für ältere Kinder." Ihren dreijähriger Sohn etwa könne sie noch nicht auf die sehr hohen Klettertürme lassen.
Igor Gershunovyvh ist mit seinem fünfjährigen Enkel Daniel extra aus Rohrbach gekommen. "Daniel war schon mal hier und hat mir befohlen, dass wir heute wieder hierhergehen", sagt der 56-Jährige und schmunzelt. "Hier sind immer sehr viele Kinder, die dann auch gemeinsam spielen." Und Daniel? "Ich mag vor allem die Fitnessgeräte", sagt Enkel Daniel.
Doch noch eine ganz andere Zielgruppe hat den Park für sich entdeckt: Pokémon-Go-Spieler. Weil der Anbieter des Handyspiels in der Schwanenteichanlage besonders viele der virtuellen Fantasiewesen platziert hat, "jagen" hier manchmal ganze Gruppen von Spielern den Pokémons nach. Und das hat nicht nur positive Seiten: "Seit der Einführung des Spiels wird hier deutlich mehr Abfall liegen gelassen, und es gibt auch mehr Beschwerden", sagt eine Stadtsprecherin. Deshalb hat die Stadt Anfang August fünf weitere Mülleimer sowie vorübergehend einige bewegliche Mülltonnen aufgestellt.
Und noch eine weitere Gruppe verbringt hier gerne ihre Zeit: Flüchtlinge. Das liegt auch daran, dass der Bus von Patrick Henry Village ganz in der Nähe hält. "Es ist wirklich toll hier", sagt etwa der Gambier Lamin Bojang (23), der erst seit wenigen Wochen in Heidelberg ist. "Für mich ist der Park ein Symbol für ganz Deutschland. Denn hier gibt es ein Angebot für alle Menschen."