Kleiner Trost: An den Adventswochenenden soll es rund um einen großen Christbaum im Schlossinnenhof ein kulinarisches Angebot sowie Musik von Kurpfälzer Chören und Ensembles geben. Archivfoto: Kresin
Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Was die RNZ am Samstag berichtete, bestätigten die beiden Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, Michael Hörrmann und Andreas Falz, gestern bei einer Pressekonferenz: Der Weihnachtsmarkt im Stückgarten des Schlosses findet dieses Jahr nicht statt. Alle Fragen und Antworten zur Absage.
> Warum die Absage? In den vier Winterquartieren am Stückgarten hat sich die Fledermauspopulation in den letzten Jahren halbiert. Der Weihnachtsmarkt dort wurde seit der Premiere 2010 immer beliebter - 2015 kamen 60.000 Besucher. "Der Zusammenhang ist nicht von der Hand zu weisen", so Hörmann. "Der Artenschutz geht in diesem Fall vor, wir hatten keinen Entscheidungsspielraum." Die Absage sei aber sehr schwer gefallen. "Das tut richtig weh", sagte Hörrmann. "Nicht nur wir verlieren viele Besucher und Umsatz. Uns tut es auch besonders leid für die Händler, die es jetzt natürlich schwer haben, so schnell eine Alternative zu finden."
> Warum so spät? Viele Händler ärgern sich, dass die Absage erst sieben Wochen vor dem geplanten Beginn kam. Dazu Hörrmann: "Wir wussten schon Ende 2015, dass die Zahlen kritisch sind. Und schon damals haben wir die Händler darauf hingewiesen, dass der Markt für 2016 neu genehmigt werden muss." Es seien keine festen Zusagen gemacht worden. Aufgrund der "explosionsartigen Besucherentwicklung" habe man erstmals einen formalen Bauantrag bei der Stadt gestellt. "Den Händlern war klar, dass die Entscheidung erst im Oktober fällt, weil wir noch ein Brandschutzkonzept nachreichen mussten", sagte Michael Bös, der Leiter der Schlossverwaltung. Dem Ausgang des Genehmigungsverfahrens griffen die Schlossherren dann aber vor - weil sie wussten, dass die Stadt aufgrund des Artenschutzes Nein sagen müsse. "Wir haben lange versucht, Lösungen zu finden, um die Fledermäuse noch besser zu schützen", so Hörrmann. Dafür sei man bereit gewesen, viel Geld auszugeben. "Aber letzte Woche wurde uns klar: Egal, was wir tun, wir können diesen Schutz nicht herstellen." Deshalb habe man nun die Verantwortung übernommen. "Wir machen keine Veranstaltung, bei der die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie den Bestand der Schlossfledermäuse gefährdet. Dazu stehen wir."
> Warum wurde der Markt nicht auf die Scheffelterrasse verlegt? Das habe man geprüft, weil die Fledermäuse dort weniger gestört werden. Allerdings gebe es auf der Scheffelterrasse nicht die notwendige Infrastruktur. "Für dieses Jahr war das keine Alternative", sagte Hörrmann. Man müsse für Starkstrom, Frisch- und Abwasser, Sicherheitsbeleuchtung und vieles mehr sorgen. "Das erfordert richtige Baumaßnahmen." Die Kosten dafür lägen "näher bei 200.000 als bei 100.000 Euro".
> Gibt es 2017 eine Schlossweihnacht? "Der Weihnachtsmarkt muss so lange pausieren, bis wir Sicherheit und mehr Fakten über die Entwicklung der Fledermauspopulation haben - oder einen anderen Standort", sagte Hörrmann. Auf der Scheffelterrasse würden die nötigen Bauarbeiten aber wohl nicht binnen eines Jahres über die Bühne gehen können. Ein Weihnachtsmarkt dort wäre also frühestens 2018 möglich.
> Weihnachtet es auf dem Schloss dieses Jahr also überhaupt nicht? Doch. An allen Adventswochenenden gibt es im Innenhof des Schlosses ein kleines "attraktives Angebot, aber kleiner und leiser", wie Hörrmann sagte. Rund um einen großen Weihnachtsbaum gibt es Speisen und Getränke. Herzstück der Veranstaltung sei aber ein "Wettbewerb kurpfälzischer Adventsmusik". Mitmachen können Chöre und Musikgruppen aus der Kurpfalz, die sich über www.schloss-heidelberg.de anmelden.