Kailbach

Fügte Wolf sieben Schafen tödliche Bisswunden zu?

Weitere Tiere schwer verletzt - Untersuchungen eingeleitet

16.11.2017 UPDATE: 16.11.2017 17:47 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden

Harald Brandel (links) und Schafhalter Klaus Kobold. Fotos: Hüll

Von Felix Hüll

Kailbach. (fhs) Auf einer Schafweide im hessischen Odenwaldort Kailbach sind am Donnerstagmorgen sieben tote und fünf verletzte Schafe einer 220 Tiere zählenden Herde bemerkt worden. Weil noch kein genetischer Beweis vorliegt, halten sich die Behörden mit einer eindeutigen Aussage zurück.

Der Wolfsbeauftragte für den hessischen Odenwaldkreis aus Erbach war aber vor Ort. Er sah sich die Schafskadaver an und nahm Genproben mit. So soll eindeutig festgestellt werden, ob tatsächlich ein Wolf den Tieren die Kehle durchgebissen hat und einem der Mutterschafe den Bauch so aufriss, dass die Eingeweide hervorquollen.

Einige der lebenden Tiere aus der Herde befanden sich außerhalb des mit einem Elektrozaun umfriedeten Geländes am Hang oberhalb des Itterbachs und wurden vom Schafhalter aus dem Bayerischen wieder eingefangen.

Harald Brandel ist sich sicher: "Das war der Wolf. Der kam hier in einen richtigen Blutrausch." Der ehemalige Vorsitzende des Odenwälder Schafzuchtvereins mutmaßt, das der im Raum Hesseneck-Kailbach bereits öfter gesichtete Einzelwolf die Tiere tötete. Einen offiziellen Beleg für eine Wolfssichtung gibt es von Anfang September: da hatte das hessische Umweltministerium das Foto des NABU-Fotografen Hans Oppermann nahe Wald-Michelbachs als neunten Nachweis eines Wolfes in Hessen amtlich bestätigt.

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Klaus Kobold von der Schäferei Kobold hatte im Lauf des Donnerstags noch fünf weitere verletzte überlebende Schafe aus einer Herde von insgesamt 220 Tieren versorgt und rechnet damit, dass ihm wohl noch drei weitere Tiere verenden werden.

Nachdem der Kailbacher Brandel die Tiere gegen acht Uhr vorgefunden hatte, informierte er den Halter von der Schäferei Kobold. Es kam zudem die Polizei, die den Sachstand aufnahm und den regionalen Wolfsbeauftragten hinzuzog. Ob es sich wirklich um einen Wolfsriss handelt, sollen jetzt die Untersuchungen der Genproben zeigen; zuvor wollten die Behörden die Vermutung am Donnerstagabend nicht bestätigen.

Eine Zeitungsausträgerin hatte nachts um 3 Uhr die Schafe auf der Weide hinter dem Kailbacher Sportplatz und Kindergarten noch ruhig grasend und schlafend vorgefunden. Gegen fünf Uhr will die Tochter von Harald Brandel einen ungewöhnlichen Lärm von Hunden im Ort wahrgenommen haben. Dies wurde aber erst im Nachhinein mit dem Fund der Tierkadaver in Zusammenhang gebracht, wurden die toten Schafe doch erst gegen acht Uhr entdeckt. Die vom Erbacher Revier herbeigerufenen Polizeibeamten machten Aufnahmen der toten Tiere und von Spuren in Maulswurfshügeln. Schafhalter Klaus Kobold und Harald Brandel vermuten, dass es sich hierbei um Abdrücke von besonders großen Wolfspfoten handelt.

Kobold brachte die überlebenden Tiere der Herde auf eine Weide nahe des Stalls im bayerischen Kirchzell. Über Nacht sollte ein Kadaver auf der Weide zurückgelassen werden mit einer nahebei montierten Kamera.

Kobold hofft, auf diese Weise ein Beweisfoto zu erhalten, sollte der Wolf zurückkehren. Derweil sorgt sich Harald Brandel um seine auf einer anderen Weide im Ort gehaltenen Schafe, die ebenfalls nur ein hüfthoher Elektrozaun schützt, den Wölfe problemlos überspringen.