Von Martina Birkelbach
Eberbach. "Ja, ich hatte schon als kleiner Bub so ein großes rotes Playmobil-Feuerwehrauto - mit dem habe ich immer gespielt", gab Markus Lenk vor zehn Jahren grinsend zu. Im Oktober 2009 wurde der damals 31-jährige Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Eberbach; kurze Zeit darauf, am 19. November, wurde er offiziell durch den Gemeinderat bestellt. Für fünf Jahre. Anfang 2015 wurde er erneut für weitere fünf Jahre gewählt.
Lenk löste 2009 Jörg Kubein ab, der das Amt nach zwölf Jahren abgegeben hat. Im Gespräch damals erzählte Lenk, dass er sich für alles, "was irgendwie mit Technik zu hat", schon seit Kindheitstagen interessiert hat. Als er elf Jahre alt war, besuchte er mit seinen Eltern einen Tag der offenen Tür bei der Eberbacher Feuerwehr. Dort traf er die Entscheidung "Ich werde Feuerwehrmann". Im Februar 1990 begann er seine Karriere bei der Jugendfeuerwehr. Zuerst wurde er Truppführer, dann Maschinist und zuletzt Löschmeister. Mit dem Amt des Gesamtkommandanten bekam Lenk den Titel "Hauptbrandmeister". Was ihn damals erwartete, war jede Menge Arbeit. "Aber ich mache meinen Job gerne. Jeder Feuerwehrmann ist mit Herzblut dabei, ich natürlich auch. Und irgendwie macht mich das Amt auch stolz", sagte er.
Seit Januar 2009 stand Lenk hauptberuflich als Gerätewart in städtischen Diensten. Gemeinsam mit Kubein war (und das ist Lenk heute noch) er auch für die Instandhaltung der Fahrzeuge zuständig. "Diese zweite Stelle wurde neu geschaffen, da es immer mehr Arbeit gab. Wir haben 18 Fahrzeuge und ein Boot, und bei 120 bis 140 Einsätzen pro Jahr - gerechnet ohne Unwettereinsätze - geht immer etwas kaputt", so der gelernte Gas- und Wasserinstallateur 2009. Die Wahl des neuen Gesamtkommandanten sei keine "Kampfabstimmung" gewesen; Lenk war der einzige Kandidat. Da er durch seine Arbeit "sowieso immer vor Ort" war, bot sich das zusätzliche Ehrenamt natürlich auch an. Im Jahr 2009 war er verantwortlich für alle 185 aktiven Feuerwehrleute. Dazu kamen 54 ältere FFW’ler und etwa 45 Jugendliche. Zu seinen Abteilungen zählten und zählen bis heute Eberbach Stadt, Brombach, Rockenau, Friedrichsdorf, Lindach und Pleutersbach. "Die Verwaltung ist sehr umfangreich" sagte er damals. Zu seinen Aufgaben gehörte früher noch die Freistellung der Jugendlichen von der Bundeswehr. Wer fünf Jahre bei der Feuerwehr Dienst leistete, hatte diese Freistellung erreicht. Seit dem 1. Juli 2011 ist die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt.
Zeitaufwendig ist auch die Nachbereitung (Bürokratie) der Einsätze sowie auch das Zusammenstellen des Feuerwehr-Haushalts, gemeinsam mit der städtischen Verwaltung. Wie viel Zeit er zusätzlich für das Amt benötigt, wusste er damals noch nicht. Aber es stand fest, dass seine Freundin hinter der Sache steht. Ohne das "private Verständnis ist ein solcher Job nicht zu machen, denn oft sind Einsätze an Feiertagen, Wochenenden oder nachts".
Auf die Frage, wie er mit den oft vorkommenden menschlichen Tragödien und Schicksalen umgeht, antwortete Lenk damals: "Wir setzen unsere ganze Kraft und unser ganzes Wissen ein, aber es darf einem nicht zu nahe gehen". Seine Ziele im Jahr 2009: "Auf jeden Fall will ich Mensch bleiben; ich will mich nicht ins Büro zurückziehen - die Kameradschaft ist mir weiterhin sehr wichtig".
"Ob ich Mensch geblieben bin? Ich hoffe es", sagt Lenk heute, zehn Jahre später lachend. Inzwischen ist er verheiratet, hat zwei Kinder und die Familie steht hinter seiner Arbeit. "Natürlich ist es mit Kindern anders, in manchen Situationen auch schwieriger. Aber ob es dann passt oder nicht, wenn ich fortmuss, muss ich fort." Die Kameradschaft ist für den inzwischen 41-Jährigen nach wie vor sehr wichtig. "Ich versuche, an möglichst vielen Veranstaltungen teilzunehmen und die Kameradschaft zu pflegen." Allerdings ist, "insbesondere in seiner zweiten Amtsperiode", die Arbeit für Dokumentation und Verwaltung wesentlich mehr geworden. "Die gesamte Bürokratie ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich angestiegen." Lenk ist nach wie vor bei der Stadt als Gerätewart angestellt, das Amt des Gesamtkommandanten betreut er ehrenamtlich mit. "Wäre ich in der freien Wirtschaft tätig, könnte und wollte ich das Amt zusätzlich nicht ausüben."
"Wir sind mit der Zeit gegangen", antwortet Lenk auf die Frage, was sich in den vergangenen zehn Jahren verändert hat. "Wir haben im ersten Jahr einen Bedarfsplan geschrieben, uns fast vollständig daran gehalten." So wurde unter anderem kontinuierlich der Fuhrpark ersetzt; neben einem neuen Rüstwagen, einem Löschfahrzeug und der Drehleiter (2018) für die Abteilung Stadt wurden auch in den Ortsteilen neue Fahrzeuge angeschafft. Zudem wurden rund 200 Feuerwehrleute sukzessive mit neuer Schutzausrüstung ausgestattet. "Nach und nach haben wir auch in sämtlichen Ortsteilen die Gerätehäuser renoviert; größtenteils in Eigenleistung, die Stadt hat nur das Material bezahlt." Alles ist soweit "annehmbar". Aber es "muss weiter investiert werden, denn es gibt immer noch Fahrzeuge, die älter sind als 30 Jahre - eigentlich sollte alles nach spätestens 25 Jahren ausgetauscht werden."
Derzeit wird nach einer Lösung für die Feuerwehrgarage in Rockenau gesucht.
Was Lenk die ganzen Jahre immer beschäftigt hat, war und ist die Mitgliederwerbung. "Wir müssen die Feuerwehr nach außen zeitgemäß präsentieren, um die Mitgliederzahl stabil zu halten." Ob die derzeit stabile Mitgliederzahl so bleibt, lässt sich nicht voraussagen. Wichtig ist immer, dass auch bei Tag genügend Einsatzkräfte vorhanden sind. "Noch haben wir viele Firmen und Arbeitgeber, die das unterstützen; wir können nur hoffen, dass das so bleibt." Derzeit sind meist genügend Einsatzkräfte bereit, wenn es auch zu Zeiten der Schichtwechsel oder in Urlaubszeiten manchmal schwierig wird. "Dann haben wir immer einen Plan B; wir arbeiten dann noch enger mit den Ortsteilen zusammen. Die Ortsteile sind das große Plus, welches wir haben."
Viel enger ist in den vergangenen Jahren laut Lenk zudem die Zusammenarbeit mit Gewerbetreibenden oder etwa der GRN-Klinik geworden: "Brandschutz, Übungen, Einsatzpläne. Es gibt mehr Einsätze als früher und die Freiwillige Feuerwehr wird vermehrt auch zu Hilfeleistungen im häuslichen Bereich gerufen".
Positiv gelaufen: "Es gibt wieder einen Seelsorger, die Jugendfeuerwehr ist gut aufgestellt und die Zusammenarbeit mit den anderen Hilfsorganisationen wurde weiter gestärkt".
Für das neue Feuerwehrhaus, welches seit 1999 geplant wird - "und längst überfällig ist" - ist in den vergangenen drei Jahren viel Zeit drauf gegangen. Mit dem Abriss wurde nun im Januar begonnen, nach Wochen des Stillstands rollen jetzt seit Juli endlich die Bagger.
Auch wenn Lenk nun schon lange bei der Feuerwehr ist, gibt es immer wieder Einsätze, die auch ihm nachgehen. Große, wie bei dem Busunglück auf Burg Stolzeneck im Jahr 2011 oder dem Eberbacher Busunglück im vergangenen Jahr. "Manchmal sind es aber auch kleine Einsätze, um die sich nach Jahren immer mal wieder die Gedanken drehen. Ich denke, das geht auch den anderen Kameraden so."
Vorrangig aber ist, dass Lenk gerne Gesamtkommandant ist: "Mir macht die Arbeit Spaß". Im Januar 2020 sind wieder Wahlen für den Gesamtkommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Eberbach.
Markus Lenk im Oktober 2009: Der 31-Jährige wird Gesamtkommandant der FFW Eberbach; am 19. November wird er durch den Gemeinderat bestellt. Archivfoto: Martina Birkelbach