Janine Weiß, Eberbachs Klimaschutzmanagerin, probiert beim CO2-Fasten aus, was sich im Kleinen fürs Klima tun lässt. Foto: privat
Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. "Klimaschutz ist so ein abstraktes Feld, da war es mir ein Bedürfnis, das mit Hilfe der CO2-Fasten-Aktion mal runterzubrechen, zu schauen, was ich selbst dazu beitragen kann und wie ich andere dabei ein Stück mitnehmen kann", sagt Janine Weiß. Seit September 2020 arbeitet sie mit einer halben Stelle als Klimaschutzmanagerin bei der Stadt Eberbach.
Nach dem Erstellen einer "Ist-Analyse", mit deren Hilfe sie sich einen Überblick verschafft hat über das, was in Eberbach in Sachen Klimaschutz bereits verwirklicht wurde, ist es nun ihre Aufgabe, sämtliche Bereiche des Klimaschutzes zu bündeln und zu koordinieren. Dabei stehen die Teilnahme der Stadt am "European Energy Award" (EEA) und der in der Gemeinderatssitzung vom 18. März beschlossene "Meilensteinplan" für eine "schnellstmögliche" Klimaneutralität Eberbachs im Mittelpunkt ihrer Arbeit.
"Klimaschutz bedarf vieler Menschen, die da beteiligt sind", weiß Janine Weiß. Deshalb ist sie bestrebt, sich mit vielen Akteuren zu vernetzen. Doch nicht nur der ständige Kontakt mit Kollegen auf beruflicher Ebene ist ihr wichtig. Für die "große Herausforderung, die da vor uns liegt", will sie aufzeigen, wie jeder und jede einzelne zum Schutz des Klimas beitragen kann.
Bei einem Webinar Anfang des Jahres wurde sie aufmerksam auf eine Aktion der Klimaschutzmanager der Metropolregion Nürnberg: das "CO2-Fasten". Passend zur Fastenzeit haben Weiß‘ dortige Kollegen die "CO2-Challenge" ins Leben gerufen. Für jeden der vierzig Tage vor Ostern haben sie sich eine Aufgabe aus den Bereichen Ernährung, Konsum, Energie und Mobilität zum Mitmachen und CO2-Sparen überlegt.
"Das wäre doch eine tolle Sache", dachte sich Weiß und beschloss, sich selbst den Herausforderungen des CO2-Fastens zu stellen, auf der städtischen Homepage darüber zu berichten und so andere Menschen ebenfalls fürs Mitmachen zu gewinnen.
"Die Fastenzeit ist eine begrenzte Zeit, da kann man sich gedanklich damit anfreunden, mal was Neues auszuprobieren und das eine oder andere mit hinüberzunehmen in den Alltag", findet sie.
Elf Tonnen CO2 verursacht jeder im Schnitt
Eröffnet wurde die Fastenaktion mit der Ermittlung des persönlichen CO2-Fußabdrucks. "Das macht deutlich, wo wir hinmüssen", erläutert Weiß. Etwa elf Tonnen CO2-Emissionen verursache jeder Mensch in Deutschland pro Jahr, informiert sie auf der Homepage. Fürs Klima verträglich wäre der Ausstoß von etwas weniger als einer Tonne pro Kopf und Jahr.
"Das ist wenig, sehr wenig", weiß die Klimaschutzmanagerin. Ihr persönlicher Fußabdruck liegt nach ihrer Berechnung mithilfe des CO2-Rechners des Umweltbundesamtes bei 5,85 Tonnen CO2 im Jahr.
"Da musste ich schlucken, als ich meinen Wert gesehen habe, obwohl ich deutlich unter dem Durchschnitt liege", bekennt Weiß, die, wie sie sagt, in ihrem Alltag zum Beispiel alle Wege per Fahrrad zurücklegt, regional und saisonal einkauft und auch sonst sehr klimabewusst lebt.
Konsum und Ernährung hat sie als große Handlungsfelder ausgemacht, in denen jeder, etwa durch weniger Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten etwas für den Klimaschutz tun könne. Waschmittel richtig dosieren, um Gewässer und Umwelt zu schonen. Löchrige Kleidungsstücke mal flicken oder stopfen, statt sie wegzuwerfen. Einen Tag mal ohne Internet verbringen, denn der CO2-Ausstoß durch die Nutzung von Tablet, Smartphone und Co. trägt maßgeblich zum Klimawandel bei. Das Gefrierfach regelmäßig abtauen, um den durch die Eisschicht auf der Kühlfläche erhöhten Stromverbrauch zu reduzieren, oder das Entlüften von Heizkörpern zur Einsparung von Energie sind weitere Themen aus dem CO2-Challenge-Katalog. "Es ist für jeden etwas dabei", ist Weiß überzeugt. Sie selbst probiert alle Aufgaben aus. Bei zwei bis drei davon pro Woche teilt sie ihre Erfahrungen dazu mit.
"Ich möchte keinen Verzicht predigen", betont Janine Weiß, "sondern zu einem bewussten Konsum hinführen". Das CO2-Fasten könne da ein Baustein und ein Einstieg sein. Und – "ganz wichtig": "Es muss nicht perfekt sein."