Seit bald vier Jahrzehnten wird um die Sanierung der maroden Straße Zum Tannenkopf in Igelsbach gerungen. Foto: Marcus Deschner
Eberbach-Igelsbach. (MD) Die Sanierung der Straße Zum Tannenkopf in Igelsbach beschäftigt Anwohner, Stadtverwaltung und Gemeinderat seit mittlerweile fast vier Jahrzehnten. Immer wieder werden dort von der Stadt Schlaglöcher notdürftig geflickt. Doch an einer großen Lösung, dem endgültigen Ausbau der Straße, schieden sich bislang die Geister. Denn über die Finanzierung herrscht nach wie vor Uneinigkeit.
Während die Stadt von einer beitragspflichtigen erstmaligen Herstellung ausgeht, lehnen die meisten Anwohner eine Kostenbeteiligung ab und verweisen auf den Eingemeindungsvertrag mit Eberbach, in dem klar geregelt sei, dass die Ortsstraßen städtischerseits zu unterhalten seien. Zudem gehen die Bürger von einer "historischen Straße" aus, für deren Sanierung ohnehin keine Erschließungsbeiträge zu bezahlen seien. Von einer solchen spricht man, wenn diese bereits im Jahr 1868 zusammenhängend bebaut war. Zwei Rechtsgutachten der Stadt widerlegen dies allerdings.
Um nun die Kuh vom Eis zu bringen und in der Sache vorwärts zu kommen, schlug Bürgermeister Peter Reichert eine "salomonische" Lösung vor, die bereits vergangenes Jahr den Bürgern vorgestellt worden war: Die Stadt will die Straße mit einer etwa sieben bis acht Zentimeter dicken Tragdeckschicht sanieren. Dann sollten die Bürger zehn Jahre lang ihre Ruhe haben und auch nichts bezahlen müssen. Im Gegenzug sollten sich die Anwohner, von denen die Stadt Gelände zum endgültigen Ausbau braucht, verpflichten, diese Flächen an die Stadt zu übereignen, zumal die jetzige Trasse in Teilen bereits über Privatgrund führt.
Nach den zehn Jahren soll dann die "große Lösung" nach den Richtlinien des Straßenbaus in Angriff genommen werden. Und zwar beitragspflichtig. Liegenschaftsamtsleiter Karl Emig hatte Ende vergangenen Jahres die Eigentümer von 30 Grundstücken angeschrieben und gebeten, eine Absichtserklärung mit dem entsprechenden Inhalt zu unterschreiben und bis 10. Januar an die Stadt zurückzusenden. Lediglich ein Drittel Rückmeldungen habe es gegeben, sagte Emig am Mittwoch in der Bezirksbeiratssitzung in der Sängerhalle. Die hatte man einberufen, da von Bürgerseite moniert worden war, dass noch etliche Fragen offen seien. Die wurden nach der Begrüßung der gut 30 Zuhörer durch Bezirksbeiratsvorsitzenden Klaus Kappes mit Bürgermeister Peter Reichert auch fast zwei Stunden lang ausgiebig und teils emotional diskutiert.
"Normalerweise müsste ich froh sein,wenn Sie meinen Vorschlag ablehnen", betonte Reichert eingangs. Der sei zwar mit dem Gemeinderat abgestimmt, wecke jedoch auch in anderen Ortsteilen, die marode Straßen hätten, Begehrlichkeiten. Zwar sei die gesetzte Frist längst um und die Sache damit eigentlich erledigt. Gleichwohl suche man erneut den Dialog mit den Betroffenen, "um Befriedung im Ortsteil zu schaffen", so Reichert. Er wies auf einen 1996 erstellten Bebauungsplan hin, den man mittlerweile deutlich abgespeckt habe. Bescheinige ihm die Straßenverkehrsbehörde jedoch, dass die Straße im derzeitigen Zustand verkehrssicher sei, könne man alles beim Alten lassen. Das sei jedoch nicht zu erwarten. Falls nun sein Vorschlag abgelehnt werde und der "Tannenkopf" nicht verkehrssicher sei, "geht‘s zwei Tage später mit dem Verfahren los", stellte das Stadtoberhaupt klar: "Ich übernehme die Verantwortung nicht und hafte mit meinem Privatvermögen".
Eine Anwohnerin fragte, warum man mit der Alternativlösung nicht eine "Schonfrist" von 15 Jahren geben könne. Das mache keine Baufirma, klärte Reichert auf. Und Zuschüsse für die spätere Lösung gebe es auch keine. "Was ist, wenn nur 80 Prozent zustimmen?", wollte eine andere wissen. "Dann werde ich das dem Gemeinderat vorlegen. Aber ich will hundert Prozent", kam‘s vom Bürgermeister zurück. Die zwei Drittel, die nicht unterschrieben haben, hätten ihre guten Gründe, sagte Klaus Olbert. Es gehe nämlich ums Geld.
Zahlen nannte Karl Emig. Für die endgültige Herstellung sind nach einer aus 2019 stammenden Schätzung 34 Euro je Quadratmeter Grundstücksfläche hinzulegen. Wie das aber in zehn Jahren aussieht, vermochten weder er noch Reichert zu beziffern: "Wir haben keine Glaskugel". "Das Ganze ist nicht aufzuhalten", bat Andreas Wiese um Unterzeichnung des städtischen Papiers.