Ein schwerer Kanalschaden unter der Alten Dielbacher Straße, aufgenommen bei einer
Kamerabefahrung im April 2011. Foto: Stadtverwaltung Eberbach
Von Christofer Menges
Eberbach. Gebrochene Rohre, Risse, Wurzeln, die sich durch Beton gefressen haben, Ablagerungen und Verstopfungen, teils wurden in der Vergangenheit wohl die Anschlüsse nicht fachgerecht erstellt: Die Eberbacher Kanalisation ist in keinem guten Zustand.
Vor allem unter der Altstadt sieht es düster aus: Dort sind in einem Drittel des Netzes Schächte und Rohre so marode, dass sie so schnell wie möglich repariert oder gleich ganz ausgetauscht werden müssen. Am Donnerstag stellte Peter Spitznagel vom Heilbronner Ingenieurbüro Walter und Partner die Ergebnisse des zweiten Abschnitts der Kanaluntersuchung im Gemeinderat vor. Für die Stadt und in der Folge auch die Abwassergebührenzahler wird es richtig teuer. Allein für die Beseitigung der dringendsten Schäden in der sogenannten Schadensklasse 0 muss die Stadt in diesem und im nächsten Jahr rund 1,2 Millionen Euro in die Hand nehmen.
Und das ist nur ein Teil dessen, was bei der Kanalsanierung des gesamten Netzes noch bevorsteht. Wie lang die Eberbacher Kanalisation wirklich ist, weiß keiner genau. Die Fristen für die Untersuchungen sind eigentlich schon abgelaufen. Bislang wurden aber nur 27 Kilometer und 1277 Schächte in der Kernstadt, am Ohrsberg, Scheuerberg und im Holdergrund untersucht. Steige, Neckarwimmersbach, die Kanäle entlang der Friedrichsdorfer Landstraße und die Ortsteile fehlen noch.
Die noch zu untersuchende Restlänge aller Eberbacher Kanäle wird grob auf 100 Kilometer geschätzt. Allein die Kostenschätzung für Vermessung, Kamerabefahrung und Auswertung liegt bei 1,5 Millionen Euro - und damit ist noch kein einziges Rohr, kein einziger Schacht repariert.
Immerhin hat Eberbach bei der Beseitigung der dringendsten Schäden in der Altstadt etwas Luft. Sechs Schadensklassen gibt es: von 0 (sofort auszubessern) über 1 (kurzfristig zu beheben) bis 5 (schadensfrei). In den jetzt untersuchten Kanälen von der Hirschhorner Landstraße bis in die Neckarhälde wurden 20 Prozent der Rohre und 24 Prozent der Schächte in die Schadensklasse 0 eingestuft. Dazu wurden bei weiteren neun Prozent der Schächte und 14 Prozent der Rohre Schäden der Klasse 1 festgestellt.
Doch "sofort" und "kurzfristig" sind in dem Fall dehnbare Begriffe: Die Sanierung allein der Nullerschäden soll diesen Sommer beginnen und mit Verweis auf deren Ausmaß bis Mitte nächsten Jahres dauern. Das und auch das weitere Vorgehen bei der Überprüfung sei mit dem Wasserrechtsamt und anderen zuständigen Behörden so abgestimmt, sagte Stadtbaumeister Steffen Koch auf mehrmalige Nachfrage von Kerstin Thomson (AGL). Das sei auch schriftlich fixiert.
"Wenn wir alles auf einmal bewältigen müssten, wage ich zu behaupten, dann hätten wir Schäden von zehn Millionen Euro, und das packen wir überhaupt nicht", sagte Bürgermeister Peter Reichert im Rat. Ziel sei es, künftig in einem zehn- bis zwölfjährlichen Rhythmus die Kanäle zu kontrollieren und in Schuss zu halten. Wobei seine Hoffnung auch darin liege, dass sich das Ausmaß der Schäden in Ortsteilen und neueren Baugebieten als nicht ganz so gravierend erweisen wird wie in der Altstadt.
Was es dort letztlich kosten wird, weiß auch Ingenieur Spitznagel noch nicht. Bei den jetzt genannten 1,2 Millionen Euro handele es sich nur um eine erste Schätzung. "Da kann es viele Überraschungen geben", fürchtet Klaus Eiermann (SPD).
Nur eines scheint sicher: Über kurz oder lang wird die Abwassergebühr steigen. Das soll aber möglichst schonend vonstatten gehen. "Keine extremen Gebührenerhöhungen für nachfolgende Generationen" lautet zumindest das erklärte Ziel der Stadt.