Die Westfrankenbahn um Geschäftsführer Denis Kollai (2. v. l.) hat den Bahnsteig in Rippberg zukunftsfähig gemacht. Darüber freuen sich auch Landrat Dr. Achim Brötel (l.), sein Mitarbeiter Peter Fieger (r.) und Bürgermeister Markus Günther. Foto: Janek Mayer
Rippberg. (jam) Die Madonnenlandbahn von Seckach nach Miltenberg feiert am Freitag ihren 130. "Geburtstag". Dass es im fortgeschrittenen Alter an mehr als nur einer Stelle zwickt und lahmt, ist da nicht verwunderlich: Die Fahrdauer ist viel zu lang, an der Taktung und Verzahnung mit dem weiteren öffentlichen Personennahverkehr hapert es, und ein für Dezember 2019 neu ausgeschriebener Fahrplan trägt ebenfalls nicht dazu bei, die Attraktivität der Madonnenlandbahn zu steigern. Das mangelnde Engagement des Landes für die Strecke ruft nun den Kreistag auf den Plan, der in seiner Sitzung in Aglasterhausen (4. Dezember) mit dem Positionspapier "Zukunft Schiene - Mehr Takt und Qualität für den Neckar-Odenwald-Kreis" für eine bessere Mobilität im ländlichen Raum werben will.
Während gute Nachrichten im Bereich "Fahrplan" noch auf sich warten lassen, schreitet zumindest die Modernisierung der Bahnhöfe und Haltestellen zügig voran. Der Bahnsteig in Rippberg ist nun barrierefrei angelegt und bietet unter anderem eine dynamische Fahrgastanzeige. Eine wesentliche Verbesserung für Fahrgäste ist die Erhöhung des Bahnsteigs. Damit ist spätestens Ende 2019 mit dem Einsatz moderner Fahrzeuge ein barrierefreier Ein- und Ausstieg möglich, freut sich Geschäftsführer Denis Kollai von der Westfrankenbahn (WFB).
Das Land hatte die Strecke der Madonnenlandbahn ab Ende 2019 neu ausgeschrieben, den Zuschlag erhielt erneut die WFB. Sie will dann nur noch moderne Fahrzeuge einsetzen. Ab Dezember verkehren die neuen Züge, die mit einem Schiebetritt einen barrierefreien Zugang ermöglichen, immerhin schon an Wochenenden. Das kommt auch den vielen Radfahrern zugute, die lieber "per Schiene" zurückreisen. Der Bahnsteig wurde auf der gesamten Länge von 100 Metern auf 55 Zentimeter Höhe angehoben.
Das Areal wird mit LED-Technik beleuchtet. Der sanierte Haltepunkt verfügt außerdem über eine Fahrgastinformation mit akustischer Angabe der Zugverbindungen, ein taktiles Leitsystem für Blinde mit kontrastreicher Bahnsteigbepflasterung und einen stufenfreien Zugang zum Bahnsteig. "Mit einem Belag aus Recycling-Betonstein leistet die Westfrankenbahn auch einen Beitrag zum Umweltschutz in unserer Region", sagte Geschäftsführer Denis Kollai beim Vororttermin mit Landrat Dr. Achim Brötel, Bürgermeister Markus Günther und Peter Fieger, Leiter des Geschäftsbereichs Personal und Service beim Landratsamt.
Die 350.000 Euro für die Sanierung des Bahnsteigs stammen aus Bundesmitteln. Die Westfrankenbahn nimmt selbst aber etwa eine Million Euro im Jahr in die Hand, um die Modernisierung der Bahnhöfe unabhängig von der Bundesförderung voranzutreiben. "Wenn wir nicht eigenes Geld investieren, muss ich als Geschäftsführer noch in 25 Jahren die Frage beantworten, warum nicht alle Bahnsteige barrierefrei sind", sagte Kollai mit einem Schmunzeln.
Dass die für das Odenwälder Freilandmuseum so wichtige Station in neuem Glanz erstrahlt, freute auch den Bürgermeister: "Hier in Rippberg kommen viele Wanderer und Radler an und nehmen dann die letzten Kilometer über den Berg auf sich." Er begrüßte es auch, dass der Bahnhof in Walldürn 2018 eine Schönheitskur erhalten soll.
Die Infrastruktur wird also fleißig ertüchtigt, am Betrieb gibt es weiterhin Mängel. So fordert der Kreistag unter anderem schnellere Verbindungen in den Rhein-Main-Raum und die Vermeidung des "Fahrplanbruchs" in Walldürn ab Dezember 2019. "Umsteigen ist für unsere Fahrgäste immer unangenehm", stimmte Kollai zu. "Es ist gut, dass der Kreistag jetzt rechtzeitig Druck auf den Besteller (das Land Baden-Württemberg, Anm. d. Red.) ausübt."
"Wir können es uns nicht länger gefallen lassen, dass diese Strecke vom Land so stiefmütterlich behandelt wird", betonte Landrat Brötel gestern. "Wir haben hier ein großes Bevölkerungspotenzial, das wir auf die Schiene bringen wollen." Zu diesem Zweck will der Landrat eng mit den ebenfalls betroffenen Landkreisen Miltenberg und Main-Tauber-Kreis kooperieren, um so gemeinsam Druck auf das Verkehrsministerium aufzubauen.