Von Dominik Rechner
Höpfingen-Waldstetten. Die Idee hatte sie schon ein paar Jahre im Kopf: "Nach der Schließung des Möbelhauses 'Schäfer und Fitz' habe ich zu meinem Mann gesagt: ,Ein kleines Café hier wäre doch schön. Das fehlt’", erklärt Yvonne Köhler (34). Dann waren sie und ihr Mann Mathias zusammen mit ihrer Freundin Melanie Dressler (27) und deren Mann Raphael im vergangenen September in Urlaub in Berchtesgaden. Dort erzählte Yvonne Köhler ihrer Freundin von der Idee. Melanie Dressler war sofort Feuer und Flamme für das gemeinsame Projekt.
Erfahrung im Bereich von Backwaren und der Gastronomie bringen schließlich beide mit: Köhler ist gelernte Bäckereifachverkäuferin, hat bereits verschiedene Bäckerei-Filialen geleitet und arbeitet aktuell bei Norma, und Dressler, die aktuell in Elternzeit ist und im Holzbaubetrieb ihres Mannes mithilft, hat als Bedienung unter anderem auf Sportfesten, bei Adventon in Osterburken und auf dem Schützenmarkt in Buchen gejobbt.
Schon im Urlaub haben die beiden dann angefangen, zu planen. Ein paar Wochen später, im Oktober, stand das Konzept: In die ehemaligen Verkaufsräume des Möbelhauses Schäfer und Fitz (bis 2014 in Waldstetten) in der Landstraße 58 soll ein Café mit Dorfladen einziehen. Café Vola wird es heißen. "Dadurch, dass meinem Mann und mir das hintere Gebäude schon gehörte, war klar, dass wir den vorderen Teil auch irgendwann kaufen", erklärt Melanie Dressler. Seit gut zwei Jahren wohnt sie zusammen mit ihrem Mann Raphael im hinteren Bereich des ehemaligen "Schäfer und Fitz"-Geländes.
Und da es im Raum Hardheim, Höpfingen und Walldürn nichts Vergleichbares gibt, stößt man gewissermaßen in eine Nische vor. Die Menschen aus den genannten Gemeinden sollen endlich die Möglichkeit haben, auch samstagnachmittags und sonntags ein gutes Stück Kuchen oder Kaffee in einem schmucken Café zu genießen: "Das ist das, was wir hier am meisten vermissen. Wir müssen am Wochenende eigentlich immer nach Buchen oder Tauberbischofsheim fahren, um Kaffee und Kuchen in einem Café zu bekommen. In Hardheim hat samstags ab 14 Uhr alles geschlossen", erklärt Melanie Dressler zu den Beweggründen. In Waldstetten gebe es so schöne Radwege, viele Radfahrer seien hier unterwegs, aber ihnen fehle eine Einkehrmöglichkeit. "Sie haben uns gesagt, dass es schade ist, fünf Orte weiterfahren zu müssen, weil es hier nichts gibt", so Dressler. Man habe zudem mit Ortsvorsteher Andreas Schäfer gesprochen, der bestätigte, dass so etwas in Waldstetten und Umgebung fehle. Und auch aus der Bevölkerung habe man positives Feedback bekommen.
Nun stehen die beiden Freundinnen mittlerweile schon mitten in der Planung und am Beginn der Umsetzung. Das Gebäude haben Melanie und ihr Mann Raphael von Karl-Josef Schäfer gekauft. "Am Donnerstag war der Notartermin, jetzt geht es mit den Umbauarbeiten los", freut sich Melanie Dressler.
Ende Mai/Anfang Juni wollen die beiden starten. Foto: Dominik RechnerSie kommt ursprünglich aus Sindolsheim, ihre Freundin und baldige Kollegin, Yvonne Köhler, aus Aglasterhausen. Beide wohnen mittlerweile zusammen mit ihren Männern in Waldstetten, wo sie nun einen beruflichen Traum verwirklichen. Und sie haben eine klare Vorstellung, wofür ihr Café Vola mit Dorfladen stehen soll: "Regionalität ist für uns das A und O." Auf rund 180 Quadratmetern können die Gäste ab Ende Mai/Anfang Juni, so der Zeitplan, Kaffee und Kuchen sowie Snacks und kleine Gerichte genießen bzw. sich mit Backwaren eindecken und gleichzeitig im Dorfladen regionale Produkte einkaufen. "Wir werden ausschließlich Produkte vom regionalen Handwerksbäcker, Metzger und Direktvermarktern anbieten", betont Melanie Dressler. Fleisch, Wurst, Milch, Käse, Nudeln, Honig, Obstbrände und weitere in der unmittelbaren Umgebung hergestellte Waren werden sie und Yvonne Köhler ihren Kunden künftig anbieten. Auch Getränke, Zeitschriften und Dekoartikel soll es zu kaufen geben.
Sie wollen "keine großen Supermärkte ersetzen", sondern den Fokus auf Waren legen, die man dort eben nicht kaufen kann. Und: "Wir wollen keine Billigwaren anbieten, es kostet bei uns vielleicht etwas mehr, aber dafür wissen wir genau, woher die Waren kommen und die Transportwege in unseren Laden sind kurz, das ist uns ganz wichtig", hebt Melanie Dressler hervor. Wachteleier und Eier von Hühnern aus Waldstetten oder Fleisch und Wurst von Leuten aus dem Ort oder Direktvermarktern, die selbst schlachten: Wo bekommt man das sonst schon in einem Laden?
Und auch was die Eichrichtung des Cafés betrifft, gehen Dressler und Köhler neue, einzigartige Wege. Bei den Renovierungsarbeiten bleibt alles in der Hand von Familie, Freunden und Bekannten. Melanie Dresslers Mann Raphael ist Zimmermann und stellt alle Einrichtungsstücke, die aus Holz sind, selbst her. Die Tische werden z. B. aus Eichen-Massivholz gemacht und mit Highlights versetzt.
Es soll eine besondere Atmosphäre, "ein Wohnzimmer-Flair, in dem man sich wohlfühlt", wie Melanie Dressler sagt, entstehen. Und dabei werden Café und Dorfladen keineswegs strikt voneinander getrennt: "Wir wollen bewusst beides vermischen, sodass die Gäste auch ein bisschen in der Nähe zu den Regalen sitzen." Außerdem wird es eine Kinderecke geben. "So können die Kinder spielen und die Eltern gleichzeitig nebenan entspannt Kaffee und Kuchen genießen", erklärt Dressler.
Sobald es die Situation wieder zulässt, soll es für die Erwachsenen außerdem alle vier Wochen ein Event z. B. mit Livemusik geben, im Sommer sollen die Gäste draußen im Biergarten sitzen können. "Wir wollen den Ort mit unserem Café attraktiver machen", sagt Köhler. Wie die Öffnungszeiten sein werden, dass müsse man erst noch ausprobieren, erklärt Dressler: "Je nachdem, wie die Nachfrage ist."
Die beiden sind sich sicher, dass die Corona-Krise sogar mehr Chance als Risiko für die Eröffnung ihres Cafés mit Dorfladen darstellt, denn: "Die Leute lechzten danach, wieder weggehen zu können. Für viele Gastronomen bedeutet Corona leider, dass sie schließen müssen. Gleichzeitig wird aber auch etwas Neues frei. Die Leute schätzen regionale Produkte wieder mehr, besonders im ländlichen Raum. Für uns ist es eine Riesenchance", betont Melanie Dressler.