Die fünf Trails der „HA 1“ beinhalten unterschiedliche Schwierigkeiten. In diesem Fall fährt Sascha Herwig im Wolfstrail über einen Sandstein-Überbau. Foto: Jana Schnetz
Hardheim. (jasch) "Man hat was vor der Haustür. Es ist für die Gegend hier interessant und für den Sport an sich auch." Sascha Herwig ist zufrieden mit dem, was er auf die Beine gestellt hat. Der leidenschaftliche Mountainbiker hat zusammen mit anderen Freiwilligen die "HA 1" gebaut. Es ist die erste Mountainbikestrecke in Hardheim. Die sogenannten Trails beginnen im Gemeindewald an der Wolfsgrubenhütte und unterteilen sich in Wolfstrail 1, 2 und 3 sowie in den Margarethentrail 1 und 2.
"Ich bin vorher schon die Mountainbiketrails in Miltenberg gefahren, die wunderbar umgesetzt sind. Da kam mir die Idee: ,Warum nicht bei uns?‘ Es gibt etliche Mountainbiker in Hardheim, das habe ich gewusst." Also ging Herwig ins Rathaus und fragte nach. Es stellte sich heraus, dass der Naturpark Neckartal-Odenwald und die Gemeinden Höpfingen, Walldürn und Hardheim bereits über ein Streckennetz für Mountainbiker berieten. "Da bin ich dazugestoßen", erinnert sich Herwig. Aber das Konzept stellte sich als uninteressant heraus, denn es hätte sich auf breite Schotterwege beschränkt. "Wir sagten uns: Das können wir sowieso das ganze Jahr fahren. Das bringt keinem was! Wenn wir die Chance auf einen Singletrail in Hardheim haben, wäre das förderlich. Ansonsten hätte ich nichts machen wollen, denn die Waldwege gibt es eh", verdeutlicht Herwig die Situation.
An der Wolfsgrubenhütte beginnt der Einstieg mit dem Wolfstrail 1. Foto: Jana SchnetzIn einem Singletrail sind die Strecken maximal einen Meter breit und werden grundsätzlich in eine Richtung gefahren. Je nach den geologischen Gegebenheiten des Trails geht es dann mit Absätzen und Sprüngen durch das Gelände – oder wie Herwig es bezeichnet "ruppig bergab". Bürgermeister Volker Rohm zeigte Verständnis für Herwigs Standpunkt, einen abwechslungsreichen und neuen Trail anlegen zu wollen.
In enger Abstimmung mit der Gemeinde, mit Markus Seusser vom Naturpark Neckartal-Odenwald und mit den Revierförstern baute die Mountainbikegruppe fast ein Jahr an den fünf Trails. Im Bekanntenkreis um Initiator Sascha Herwig sprach sich das Vorhaben herum: "Wir sind stetig gewachsen und haben jetzt 24 aktive Mitglieder. Jeder half mit, wenn er Zeit hatte." In Eigenregie erbaute der Trupp so den ersten rund vier Kilometer langen Mountainbiketrail der Erftalmetropole. Die gesamte Rundstrecke "HA 1" beginnt am Schlossplatz und hat eine Länge von 16,6 Kilometern.
Herwig empfiehlt, den Trail mit einem vollgefederten Mountainbike mit mindestens 140 Millimeter Federweg zu fahren. Die Strecke ist auch für E-Mountainbikes geeignet. Herwig und seine Mountainbike-Freunde achteten beim Anlegen auf einen mittleren Schwierigkeitsgrad: "Schwierige Stellen kann man umfahren oder man steigt ab. Der Trail ist für die Allgemeinheit angelegt. Wir haben versucht, für jeden etwas zu machen. Aber man ist schon gefordert, aktiv hinzulangen."
Von Singletrails bis zu Drops, Sprüngen, steilen Rampen und kleinen Steinfeldern bietet die Rundstrecke Unterhaltung für Anfänger und Fortgeschrittene. Foto: MTB-Gruppe HardheimDie "HA 1" wird gut angenommen: "Es kamen schon Gäste aus Bottrop oder Kaiserslautern. Die Resonanz geht weit über die Grenzen hinaus." Herwig erhofft sich durch die Mountainbiker eine deutliche Belebung für die Gastronomie, die bereits zu spüren sei: "Die ,HA 1‘ ist gut für den Tourismus und die Angebote hier. Es ist ja jetzt schon viel mehr los in Hardheim." Von April bis Juni befuhren über 600 Mountainbiker die Mountainbikestrecke im Erftal.
Eine gute Werbung für den Trail, deren offizielle Einweihung coronabedingt ausfiel, war ein Video des in der Szene bekannten Leo Kast. Der Mountainbiker drehte ein Video von seinem "Ride" durch die Trailabschnitte und stellte das Video der Hardheimer Mountainbikegruppe zur Verfügung. "Das Video hatte 30.000 Klicks. Das ist gratis Publicity, die man nicht so schnell bekommt.
Neben all der Freude über eine Mountainbikestrecke "vor der Haustüre" ist sich Herwig bewusst, dass die Trails instand gehalten werden müssen. Im Oktober startet die Mountainbikegruppe deshalb eine Müllsammelaktion entlang der Trails, um dafür zu sorgen, dass der Wald sauber bleibt.
Herwig erkennt weitere positive Effekte in seinem Trail: "Er hat den Vorteil, dass das Netz der Mountainbiker gelenkt ist und man sich keine eigenen Strecken suchen oder bauen muss. Wanderer und Mountainbiker können sich besser aus dem Weg gehen."
Herwig träumt von einem erweiterten Streckennetz in Amorbach, Miltenberg, Külsheim und Buchen. In Buchen gab es eine Mountainbikestrecke, die man vielleicht reaktivieren könne, meint Herwig, und in Külsheim sei eine Strecke bereits am Entstehen. "Warum also nicht auch das Netz für Mountainbiker ausbauen und voneinander profitieren?"