Die Hauptbaumaßnahmen für die Erweiterung der mehr als 30 Jahre alten Kläranlage in Hardheim haben begonnen. Am gestrigen Dienstag fand dazu der symbolische Spatenstich statt. Foto: Dominik Rechner
Hardheim. (pm/dore) Nach mehr als vier Jahren Planungs- und Ausschreibungsphase haben nun die Hauptbaumaßnahmen für die Erweiterung der mehr als 30 Jahre alten Kläranlage begonnen. Bereits im letzten Jahr fanden vorbereitende Arbeiten zum Hochwasserschutz statt.
Mit dem jetzigen ersten Bauabschnitt beginnen die eigentlichen Tief- und Rohbauarbeiten der Kläranlagenerweiterung. Zunächst ist aus Gründen der beengten Verhältnisse auf dem Kläranlagengelände die bisherige Zufahrt zu verlegen.
Am gestrigen Dienstag fand der symbolische Spatenstich für diesen ersten Bauabschnitt statt, an dem der Vorsitzende des Abwasserzweckverbands Hardheim-Höpfingen (AZV), Volker Rohm, der stellvertretende Vorsitzende des AZV, Adalbert Hauck, der Geschäftsführer des AZV, Bernd Schretzmann, der Leiter der Kläranlage, Daniel Berger, der Geschäftsführer des zuständigen Planungsbüros Klinger und Partner aus Stuttgart, Florian Müller, Gesamtprojektleiter Markus Posch vom selben Planungsbüro, bautechnischer Sachverständiger Thomas Withopf sowie Niko Asvestas und Stefan Kirbs von der Baufirma Leonhard Weiss teilnahmen.
Für den Vorsitzenden des AZV, Hardheims Bürgermeister Volker Rohm, ist das Projekt ein Meilenstein, nicht nur für die Einwohner der beiden Gemeinden (mit Ausnahme von Vollmersdorf, das nicht an die Anlage angeschlossen ist), sondern auch für den Zweckverband Tierische Nebenprodukte, der an die Anlage angeschlossen ist. Er bezeichnete es ebenso wie der stellvertretende Vorsitzende des AZV, Adalbert Hauck, als tolle Sache, dass man mit dem Planungsbüro Klinger und Partner einen langjährigen Partner habe, der alles vor Ort kenne. Zudem sind mit der Firma Leonhard Weiss (Bad Mergentheim) und der Firma Kuhn (Höpfingen) zwei heimische Unternehmen an der Erweiterung beteiligt. "Wir haben hier ein gutes Team", betonte Hauck, der intensive Jahre mit der über mehrere Jahre angelegten Maßnahme auf den AZV zukommen sieht. Unterstützung erhält das gute Team bzw. der neue Leiter der Kläranlage, Daniel Berger, auch vom ehemaligen Leiter der Kläranlage, Rolf Kaufmann. "Das ist eine sehr gute Kombination", sagte Rohm.
Bis Ende 2022 sollen ein neues kombiniertes Klärbecken sowie ein zusätzliches Betriebsgebäude (Gebläsestation) inklusive Notstromversorgung errichtet werden, außerdem werden der Anschluss an die bestehenden Abwasserbecken sowie zahlreiche Kanal- und Leitungsarbeiten durchgeführt. Ab Mitte 2022 erhält die Erweiterung dann auch ihre abwasserspezifische technische und elektrotechnische Anlagenausrüstung, bevor der neue Anlagenteil in Betrieb gehen kann und anschließend die Sanierung des alten Beckens beginnt. Der erste Bauabschnitt soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein.
Im zweiten Bauabschnitt, der 2023 beginnt, soll das vorhandene Klärbecken umgebaut und saniert werden. Ende 2024 wird nach derzeitiger Planung die gesamte Erweiterung und Ertüchtigung der Anlage abgeschlossen sein.
Für die jetzt beginnenden Arbeiten sind umfassende Sicherungsarbeiten notwendig. Aufgrund der Nähe zum Gewässer ist neben einer grundwasserdichten Baugrube für das neue Klärbecken auch die Hangsicherung zur L521 (Miltenberger Straße) notwendig. Aus Platzgründen muss die Kläranlagenzufahrt verlegt werden. Platz ist auch das Schlagwort einer anspruchsvollen Baulogistik, da dieser zwischen der Miltenberger Straße und der Erfa nur sehr beschränkt für die Erweiterung zur Verfügung steht. Insbesondere um den angrenzenden Naturraum nicht weiter zu beanspruchen, sind technische Herausforderungen wie die Hangsicherung notwendig. An der Schnittstelle zur Erfa gehört die naturnahe Sicherung der Uferböschung ebenfalls zum Bauvorhaben. "Die Kläranlage muss während der Arbeiten natürlich komplett in Betrieb bleiben und ihre Aufgabe der Abwasserreinigung vollständig weiter erfüllen, was eine der größten Herausforderungen des Millionenprojekts darstellt", so die Gemeinde Hardheim in einer Pressemitteilung.
Der Erweiterungsumbau sei aus mehreren Gründen notwendig: zur Erhöhung der Ausbaukapazität für die langfristige Strukturentwicklung im Einzugsgebiet des Abwasserzweckverbandes Hardheim-Höpfingen, zur Verbesserung der Wirksamkeit und der Abwasserreinigung zur Erfüllung steigender Umweltanforderungen, zum Erhalt und der weiteren Verbesserung der Wasserqualität in der Erfa, zur Schaffung von Notfallreserven im Fall einer Havarie, zur Erhöhung der Betriebssicherheit durch Schaffung einer zweiten Reinigungsstraße und zur Vorbereitung der ab 2023 geplanten Sanierung und Erneuerung der seit 33 Jahren bestehenden Anlagenteile, zur Standortsicherung für zukünftige Erweiterungen und für den Hochwasserschutz durch die Befestigung der Uferböschung der Kläranlage.
Vom Zweckverband Tierische Nebenprodukte (ehemals Tierkörperbeseitigungsanlage) wird der Kläranlage konzentriertes Abwasser mit relativ hohem Verschmutzungsgrad über eine Druckleitung zugeführt. Der Zweckverband Tierische Nebenprodukte beansprucht rund die Hälfte der Kapazität der Kläranlage. Demnächst steht der Anschluss des Ahorner Ortsteils Buch an die Verbandskläranlage an. In diesem Zusammenhang ist künftig das Abwasser von 380 Einwohnerwerten mit zu klären. Die Verbandskläranlage nehme damit über Kreisgrenzen hinweg eine überörtliche Funktion wahr, so der Geschäftsführer des AZV, Bernd Schretzmann.
Eine intensive Begleitung der Baumaßnahmen durch die Naturschutzbehörden ist ebenfalls notwendig, nachdem sich im unmittelbar an die Kläranlage abgrenzenden Uferbereich der Erfa ein Biber angesiedelt hat, dessen Vergrämung unbedingt vermieden werden soll. Die einzelnen Maßnahmen, insbesondere Arbeiten im Böschungsbereich der Erfa oder in der Nähe des Uferbereichs, finden in enger Abstimmung mit den Fachbehörden unter strenger Einhaltung der gewässerökologischen Belange statt.
Die Kosten der Gesamtmaßnahme belaufen sich nach derzeitigem Stand auf rund 13,2 Millionen Euro. Davon sind für den ersten Bauabschnitt rund zehn Millionen Euro veranschlagt. Für die Durchführung der Arbeiten bzw. für die Neubauteile stehen Mittel nach den Förderrichtlinien für die Wasserwirtschaft zur Verfügung. Die Zuwendung vonseiten des Landes beläuft sich nach dem vorliegenden Förderbescheid allein für den ersten Bauabschnitt auf 6,855 Millionen Euro.