Adelsheim. (ahn) Im März war es so weit. "Dann kam das Wort, das uns in diesem Jahr am meisten begegnete, nämlich ,abgesagt‘", so Bürgermeister Wolfram Bernhardt am Montag in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres, in der der Bürgermeister traditionell seinen Jahresrückblick gab.
Eine andere Tradition, nämlich das gemütliche Beisammensein nach der letzten Sitzung im Jahr, fiel wegen Corona aus. Und genau das Virus bestimmte – wie überall – auch das Geschehen in Adelsheim. Hier gab es in diesem Jahr 31 Geburten, 20 Eheschließungen und 57 Sterbefälle. Zum 30. Juni waren 5094 Einwohner gemeldet, 494 sind zugezogen, während 416 Bürger Adelsheim verlassen haben, berichtete Bernhardt, bevor er auf die Höhepunkte des Jahres zurückblickte.
Nach dem Einbau der Fenster ist die neue Eckenberghalle inzwischen dicht. Im Februar hat man das Richtfest gefeiert. Foto: Andreas HanelRichtfest neue Eckenberghalle:
Der Hallenneubau war auch in diesem Jahr das bestimmende Großprojekt in Adelsheim. Am 14. Februar wurde das Richtfest gefeiert. Danach ging es vor allem um die Finanzen: Durch unvorhergesehene Ausgaben und Fragezeichen, von denen viele – wie Bürgermeister Bernhardt damals im Juli gegenüber der RNZ sagte – weit in die Vergangenheit zurückreichten, liegen die gesamten Kosten aktuell bei knapp elf Millionen Euro.
Ortsumfahrung Damberg-Abschnitt:
Ein weiteres Großprojekt, das Adelsheim in diesem Jahr begleitete, ist die Ortsumfahrung (B292). Hier haben am 24. November die Arbeiten für den letzten Bauabschnitt am Damberg begonnen. Dieser 1,4 Kilometer lange Abschnitt verbindet die fertiggestellte Seckachtalbrücke mit der Anschluss-Stelle Adelsheim West. "Wir hoffen, dass die Ortsumfahrung dann Ende nächsten Jahres fertiggestellt ist", gab Bernhardt als Ausblick.
Schallschutzwände:
Ein weiteres Thema, das Adelsheim und die Stadtteile beschäftigt, ist die Installation von Schallschutzwänden entlang der Bahngleise. Am 13. Oktober gab es einen Vor-Ort-Termin, an dem rund 70 interessierte Bürger teilnahmen. Für Sennfeld ist die Sache bereits entschieden, hier gab es eine klare Absage. Für Adelsheim stehe Anfang nächsten Jahres die Entscheidung an, informierte das Stadtoberhaupt.
Bürgerforum:
Am 8. März fand in der Eckenberghalle ein Bürgerforum statt, zu dem – noch kurz vor den Corona-Maßnahmen – rund 200 Bürger gekommen waren. Hierbei wurden wichtige Themen sowie Ideen vorgestellt, wie man die Lebensqualität in Adelsheim erhöhen könnte: von einer Bürger-App über einen Fahrdienst bis zum Bürger-Bier.
Stadtradeln:
"Ich war selbst überrascht, wer alles auf das Rad gestiegen ist", sagte Bernhardt mit einem Schmunzeln. Doch in der Tat wurde die bundesweite Aktion "Stadtradeln", an dem Adelsheim im Juni als erste Kommune im Landkreis teilnahm, von den Bürgern gut angenommen. Und zwar so gut, dass man am Ende auf das Treppchen bei den Newcomern für Kommunen unter 10.000 Einwohner fuhr: Als verdienter Lohn für die zurückgelegten Kilometer sei man auf dem dritten Platz gelandet – und das deutschlandweit, wie der Bürgermeister informierte.
Projekt Dogstation:
In der Oktobersitzung des Leibenstadter Ortschaftsrats wurde die Idee der sogenannten Dogstations, also Hunde-Stationen, geboren, womit man dem Problem des Hundekots Herr werden will. Die Mitglieder des Ortschaftsrats schafften eine gebräuchliche Abfalltonne an, die "aus eigener Tasche bezahlt" wurde, wie Wolfram Bernhardt berichtete. In diese können Hundebesitzer die Exkremente ihrer Vierbeiner entsorgen. Jeden Sonntag leeren zwei Ortschaftsräte die Tonne. Wie Bernhardt sagte, könne er sich diese Idee auch für Adelsheim vorstellen. Dann müsste man eben zwei Gemeinderäte bestimmen, die für das Leeren zuständig seien, kündigte der Bürgermeister mit einem Augenzwinkern an.
Corona:
Wegen der Corona-Pandemie wurden auch in Adelsheim viele Veranstaltungen abgesagt. Dennoch gab es "eine unglaubliche Welle der Kreativität", sagte Bernhardt. So riefen der evangelische Kindergarten Adelsheim einen Märchenpfad und der TV Sennfeld die "Corona-Warrior-Pfade" ins Leben, die gut angenommen wurden. Außerdem hob das Stadtoberhaupt die vielen Spenden hervor, die die Bürger etwa dem Caritasladen zukommen ließen.
Abschließend dankte der Bürgermeister dem Gemeinderat und der Verwaltung für die konstruktive Zusammenarbeit und teilte noch seine persönlichen Gedanken zum Jahr mit. "Ich empfinde das Amt des Bürgermeisters als Privileg, um Impulse zu setzen und Neues zu gestalten", sagte er. Einen Impuls, den ihm für nächstes Jahr vorschwebt, stellte der Bürgermeister anschließend vor. Ein Gedanke, von dem er überzeugt sei, sei, "dass wir alle gewinnen, wenn wir teilen". Das gelte vor allem für die aktuelle Zeit, in der viele um ihre Existenz bangen. "Solidarität kann man nicht kaufen – Leute sind solidarisch, um Menschen etwas Gutes zu tun."
Und genau da möchte das Stadtoberhaupt mit gutem Beispiel vorangehen. "Ich möchte ein Experiment starten. Und zwar will ich 10.000 Euro als Grundstock für eine Bürgerstiftung spenden." Damit sollen dann soziale Projekte, aber auch Feste finanziert werden – also alles, "was unser Leben lebenswert macht". Mit diesem Experiment will Bernhardt seine Mitbürger zur Nachahmung gewinnen. "Mein Ziel ist es, bis zum Ende nächsten Jahres die Summe auf 100.000 Euro zu verzehnfachen." Somit könne man viele "große und kleine Projekte realisieren, die unsere Stadt in Zukunft menschlich und lebendig halten".
Die neue Bürgermeister-Stellvertreterin Heide Lochmann dankte Bernhardt im Namen des Gemeinderats für dessen Arbeit, zumal das Jahr für alle Bürgermeister – und gerade für Amtsneulinge – eine sehr große Herausforderung gewesen sei. "Ich habe gehört und auch selbst wahrgenommen, dass Sie das Ganze mit Ruhe und offener, respektvoller Kommunikation gelenkt haben", so Lochmann. "Diese Zusammenarbeit ist jetzt möglich – auch die faire Auseinandersetzung, die offene Diskussion und die konstruktive Kritik. Dafür von uns allen unsere Anerkennung und unseren großen Dank", so Lochmann, die in ihren Dank auch die gesamte Belegschaft – namenlicht Rainer Schöll, Dagmar Steinbach, Ulrike Schlegl sowie Stefan Funk und Andreas Wiltschko – mit einbezog.
"Wir wollen alle mit Ihnen an einem Strang ziehen und freuen uns auf eine effektive, offene, vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit Ihnen zum Wohle unserer Gesamtstadt", sagte die Bürgermeister-Stellvertreterin abschließend.