Simon Schäfer vom „Schwanen“ in Buchen nimmt telefonisch Bestellungen entgegen. Auch per E-Mail kann man sich leckeres Essen zum Abholen bestellen. Foto: Martin Bernhard
Von Martin Bernhard
Buchen. Was macht ein Gastwirt ohne Gäste? Simon Schäfer vom Gasthaus "Zum Schwanen" in Buchen erledigt Dinge, die schon lange getan werden mussten. Von Freitag bis Sonntag allerdings ist er für seine Gäste da. Dann kocht er auf Bestellung Speisen zum Mitnehmen. Salate, Suppen, Kurzgebratenes – im Herbst steht oft auch Wild auf der Speisekarte der Buchener Traditionsgaststätte "Zum Schwanen". Freunde der gutbürgerlichen Küche fühlen sich hier besonders wohl. Hier kann man Freunde aber auch nur auf ein Glas Wein oder Bier treffen.
Seit 2. November allerdings geht das nicht mehr. Denn der "Schwanen" hat im Zuge der Corona-Maßnahmen geschlossen. "Das war für mich ein Schock", erinnert sich Schäfer. Da er die Situation nicht ändern kann, habe er nach einiger Zeit beschlossen, sich nicht mehr darüber aufzuregen. Der Wirt freut sich darüber, dass ihm seine Stammgäste die Treue halten. "Es tut gut zu spüren, dass Leute, die hier zum Beispiel gern Fastnacht feiern, jetzt zu mir stehen."
Am Sonntagmittag herrschte im "Schwanen" reger Betrieb. Immer wieder kamen Leute vorbei, um sich ihr Mittagessen abzuholen. Das saisonale Gericht, die gebratene halbe Ente mit Rotkraut und Semmelknödel, die der 32-jährige Koch für den vergangenen Sonntag auf die Karte genommen hatte, war sehr gefragt. Grünkernsuppe, Cordon bleu und paniertes Schnitzel stehen jeden Sonntag auf der Speisekarte. Das vegetarische Gericht wechselt ebenso wie das saisonale Gericht. Freitags können die Gäste sich das traditionelle Fischessen und Samstagabend ein halbes Hähnchen mit Pommes nach Hause holen.
Auch wenn er sich nicht mehr darüber aufregen will, so kritisiert Schäfer die Corona-Maßnahmen in Bezug auf die Gastronomie: "Es gab keinen einzigen Coronafall bei mir. Und trotzdem wird meine Gaststätte zugemacht." Seit dem 18. Mai, der Wiedereröffnung nach der ersten Zwangsschließung, erfasste er die Kontaktdaten der Gäste schriftlich. Die Regelung, dass nur bis zu zehn Personen an einem gemeinsamen Tisch sitzen durften, habe sich bewährt.
Für den ersten Weihnachtstag ist der "Schwanen" zur Hälfte reserviert, am zweiten Weihnachtstag ist er ausgebucht. Doch ob Schäfer an diesen beiden Tagen öffnen darf, ist noch ungewiss. Viel wichtiger fürs Geschäft als die Weihnachtstage ist für den Buchener Gastronom die Vorweihnachtszeit. "Wenn es draußen dunkel und kalt ist, geht man gern in eine Gaststätte", sagt Schäfer.
Statt Hochkonjunktur herrscht jetzt verordnete Flaute. Der Wirt musste seine festangestellte Mitarbeiterin in Kurzarbeit schicken. Die 450-Euro-Kräfte bekommen vom Staat für den Einnahmeausfall keine Entschädigung. Simon Schäfer beantragte vergangene Woche mithilfe seines Steuerberaters die staatliche Novemberhilfe. Das Antragsformular dafür lag erst am vergangenen Mittwoch vor. Er hofft, auch für kommende Umsatzausfälle eine Entschädigung vom Staat zu erhalten.
Simon Schäfer ist gelernter Koch. Nach seiner Ausbildung im Hotel Bundschu in Bad Mergentheim arbeitete er dort ein Jahr lang als Geselle und nach seinem Zivildienst für ein Jahr im Restaurant "Kiefer" in Hainstadt. Danach kehrte er zurück zum Hotel Bundschu, wo er bis 31. Mai 2015 beschäftigt war. Anschließend übernahm er das Gasthaus "Zum Schwanen" in Buchen.
Das Haus in der Kellereistraße wurde im Jahr 1650 erstmals als "Cuntz am Endshof" urkundlich erwähnt und diente damals schon als Schenke für die Amtsleute und Besucher der Kurmainz’schen Kellerei. Im Jahr 1938 übernahmen Anna und Heinrich Leis die Gaststätte. Otto und Elisabeth Leis führten diese ab 1959 in zweiter, Stefan und Anette Leis ab 1995 in dritter Generation. Fast 400 Jahre währt die Geschichte des "Schwanen". Viele Kriege und Wirrungen hat er überstanden. "Jetzt ist alles wie im Winterschlaf", stellte Simon Schäfer fest. Nicht nur er hofft auf ein strahlendes Frühjahr.
> Kontakt: Gasthaus "Zum Schwanen", Kellereistraße 44, 74722 Buchen, Telefon 06281/8941, info@gasthaus-schwanen-buchen.de
> Bestellungen: Spätestens bis zum Vorabend, samstags auch vormittags möglich, telefonisch (auch auf den Anrufbeantworter sprechen) oder per E-Mail
> Speisekarte: freitags von 11.30 bis 14.30 Uhr gebackenes Seelachsfilet mit Kartoffelsalat, Blattsalat und Remoulade; samstags 17.30 bis 20.30 Uhr halbes Hähnchen mit Pommes; sonntags 11.30 bis 14.30 Uhr Grünkernsuppe, paniertes Schnitzel, Cordon bleu sowie wechselndes saisonales und wechselndes vegetarisches Gericht.
> Der Renner: Cordon bleu als Sonntagsessen