Von Dominik Rechner
Hardheim/Walldürn. Bei den Branchen, die unter dem Lockdown leiden, denken die meisten wohl zuerst an die Gastronomie und die Einzelhandelsgeschäfte, die nun seit Anfang November beziehungsweise Mitte Dezember wieder komplett schließen mussten. Nicht aber an die Automobilbranche. Dabei hat die Coronakrise auch hier für einen starken Einbruch gesorgt, wie die RNZ im Gespräch mit Elmar Günther, Geschäftsführer des Autohauses Günther, erfährt. "Wir haben erhebliche Einbußen beim Neuwagenverkauf, und auch im Service spürt man die Zurückhaltung der Kunden bei Aufträgen", erklärt der Autohändler.
An den Standorten in Hardheim und Walldürn werden Neuwagen der Marken Skoda, Audi und VW sowie Gebrauchtwagen und Werkstattservice angeboten. Wegens des erneuten Lockdowns mussten die Schauräume für die Verkaufsberatung ab 16. Dezember schließen, die Werkstätten sind nach wie vor geöffnet. "Der Autokauf ist weiterhin möglich, aber eben nur noch online. Die Präsenzberatung ist weggefallen, das heißt, die Kunden können nicht mehr zu uns in den Schauraum kommen und sich persönlich beraten lassen. Unsere Verkäufer stehen aber telefonisch für die Beratung zur Verfügung", erläutert Günther.
Im jetzigen Lockdown sei es wie beim ersten im Frühjahr 2020 gewesen: "Anfangs herrschte damals eine Schockstarre, das ganze Geschäft hat einen rapiden Einbruch erfahren. Als die Leute dann gemerkt haben, dass der Lockdown doch länger geht, wurde es wieder etwas besser." Im zweiten Lockdown sei es jetzt so gewesen, dass "wir in den ersten ein, zwei Wochen fast hätten zuschließen können. Es war so, als hätte jemand den Schauraum zugemauert", sagt der Geschäftsführer. Nun gehe es wieder zaghaft vorwärts, aber nicht so, wie es sein sollte. "Wir hoffen, dass es eine Art Initialzündung gibt. Die sehen wir aber noch nicht."
Den Auftrags- und Umsatzeinbrüchen geschuldet, musste Günther für etwa die Hälfte seiner rund 60 Mitarbeiter (inklusive Auszubildende und Rentner für den Lieferservice) in Hardheim und Walldürn Kurzarbeit anmelden.
Elmar Günther am Arbeitsplatz in Hardheim. Zwar führten seine Verkäufer oft stundenlang Telefonate, doch das was letztendlich auf Papier komme, sei wenig, sagt der Geschäftsführer des Autohauses Günther. Die Kunden seien in der Coronakrise deutlich zurückhaltender. Foto: RechnerObwohl die Verkäufer nach den Aussagen des Geschäftsführers trotz des Lockdowns aktuell nicht an Beschäftigungsmangel leiden, liegt der Umsatz letzten Endes deutlich unter dem vor der Pandemie: "Die Telefone glühen, unsere Verkäufer führen stundenlang Telefonate, aber was letztendlich aufs Papier kommt, ist wenig." Generell seien die Kunden in alle drei Abteilungen (Neuwagenverkauf, Gebrauchtwagenverkauf und Werkstattservice) sehr vorsichtig. Günther beobachtet, "dass die Leute momentan nur Geld für Sachen ausgeben, die unbedingt sein müssen." Im Neuwagenbereich laufe das Geschäft noch schwieriger als bei den Gebrauchtwagen.
Dabei sei die Automobilbranche im Onlinehandel allgemein gut aufgestellt, das Autohaus Günther hat seine Autos schon lange vor dem Lockdown unter anderem über die eigene Internetseite, audi.de, vw.de und verschiedene Plattformen wie mobilede.de oder autoscout24.de per "click and collect", also zum Kauf und zur persönlichen Abholung, angeboten. Der Onlinehandel habe laut Günther jedoch nichts mit Corona zu tun: "Das hat keine großen Auswirkungen auf den Onlineverkauf. Die Onlineportale sind für jemanden, der schon konkret gesucht hat. Jemand, der nicht weiß, welches Auto er will, der möchte sich beraten lassen. Diesen Markt an Kunden können wir aktuell nicht bedienen", konstatiert Günther.
Die Beratung am Telefon könne die Präsenzberatung vor Ort im Autohaus eben nicht ersetzen, wo man das Auto auch live anschauen kann. Das beeinflusse auch den Markt bei den Elektroautos, wo die Präsenzberatung eine wichtige Rolle spiele. "Ansonsten macht Corona aber keinen Unterschied im Bereich der E-Mobilität", meint Günther.
Ein Nachteil ist momentan auch, dass eine Probefahrt für die Kunden in Baden-Württemberg aktuell nicht möglich ist. "In manchen Bundesländern ist das erlaubt, hier ist es wohl grundsätzlich auch erlaubt, aber die Kfz-Innung rät dazu, zu warten, bis es konkrete Informationen dazu gibt." Der Verkaufsablauf vor Ort sei aktuell eine reine Schlüsselübergabe.
Eine weitere Folge von Corona: Die Lieferzeiten vom Kauf bis zur Übergabe eines Autos haben sich aufgrund von Kurzarbeit und Lieferengpässen bei den Produzenten von drei auf sechs Monate verlängert. "Da haben wir aber schlimmere Verzögerungen befürchtet, das hält sich noch im Rahmen", sagt Günther.
Die Vorschriften im Autohaus einzuhalten, sei kein Problem: Man halte sich strikt an die vorgegeben Coronaregelungen. "Alle Mitarbeiter tragen Masken und halten die Abstände ein. Außerdem versuchen wir, so viel wie möglich im Homeoffice zu leisten. Wir haben das für alle Mitarbeiter mit Computer-Arbeitsplatz zu Hause eingerichtet", erklärt Günther. Die Kunden, die zu Werkstattterminen und vor dem Lockdown in den Schauraum gekommen sind, seien zudem sehr verständnisvoll und umgänglich gewesen. Außerdem hat Günther die Geschäftszeiten auf 8 bis 17 Uhr mit einem Ein-Schichtbetrieb angepasst, normalerweise arbeite man im Zwei-Schichtbetrieb von 7 bis 19 Uhr. Doch eigentlich müssen die Kunden ihr Auto nicht einmal selbst zum Autohaus fahren, wenn es repariert werden soll, denn das Autohaus Günther bietet einen kostenlosen Hol- und Bringservice an.
Was die nahe Zukunft bringt, ist zwar ungewiss, doch Elmar Günther hofft, "dass es bald aufwärts geht." Und etwas Positives kann er der Coronakrise doch abgewinnen: "Besprechungen mit Geschäftspartnern außerhalb der Region haben früher einen ganzen Arbeitstag mit Hin- und Rückfahrt in Anspruch genommen. Jetzt finden sie digital statt und sind in zwei Stunden erledigt."
> Kontakt: in Hardheim: Autohaus Günther, Walldürner Straße 29, Tel. 06283/22020, Fax: 06283/6850, E-Mail: info@guenther-dasautohaus.de; in Walldürn: Autohaus Günther, Würzburger Straße 6, Tel. 06282/92 30-0, Fax: 06282/6345, E-Mail: info@guenther-dasautohaus.de.
> Online-Shop: Auswahl des Autos unter www.guenther-dasautohaus.skoda-auto.de und www.guenther-wallduern.audi/de
> Bestellungen: per E-Mail oder Telefon.
> Das wird besonders nachgefragt: die Nachfrage nach (vor allem neueren) Gebrauchtwagen ist laut Elmar Günther aktuell deutlich höher als nach Neufahrzeugen.