Von Rüdiger Busch
Hardheim. Frauen stehen heute glücklicherweise (fast) alle Türen offen - sogar die des Kanzleramts. Doch es gibt Bereiche, in denen mehr "Frauenpower" gut täte, etwa bei der Feuerwehr. Aus diesem Grund hat die Hardheimer Wehr vor kurzem eine Kampagne zur Werbung von Frauen gestartet. Wir haben mit Gesamtkommandant Martin Kaiser (50) und drei jungen Feuerwehrfrauen gesprochen: Die Hardheimerinnen Yvonne Greulich (22 Jahre alt), Denise Reichert (23) gehören bereits fest zur Feuerwehr, während Saskia Stöffel (22) die Grundausbildung noch vor sich hat.
Wie sind Sie zur Feuerwehr gekommen?
Saskia Stöffel: Durch den Freundeskreis - da gibt es sowohl männliche wie weibliche Vorbilder, die bei der Feuerwehr sind. Außerdem helfe ich als Krankenschwester täglich anderen Menschen. Dies auch im Ehrenamt tun zu können, ist für mich ein Ansporn.
Yvonne Greulich: Bei mir war es auch der Freundeskreis sowie das Interesse an den Aufgaben der Wehr und der Wunsch, anderen zu helfen.
Denise Reichert: Vor über einem Jahr hat mein Chef (Philipp Renninger vom Brandschutzplanung Renninger in Essfeld, d. Red.) den Anstoß dazu gegeben. Er hat mir aufgezeigt, dass es für jeden selbstverständlich sei, in einer Notlage Hilfe zu bekommen. Doch nur die wenigsten seien bereit, sich selbst zu engagieren. Da habe ich mir gedacht: Er hat recht!
Muss man als Frau eine besondere Affinität zu Technik mitbringen?
Yvonne Greulich: Ein gewisses technisches Verständnis ist nicht schlecht. Wer nicht gerade zwei linke Hände hat ... aber das ist ja keine Frage des Geschlechts!
Martin Kaiser: ... genau, das gibt es auch bei Männern!
Denise Reichert: Das ein oder andere Gerät ist für eine Frau vielleicht etwas schwer, aber das ist auch kein Problem, weil sofort jemand hilft. Das ist übrigens auch das Besondere an der Feuerwehr: Man ist nie allein, bekommt immer Unterstützung, und die Gemeinschaft wird groß geschrieben.
Yvonne Greulich: Das stimmt. Jeder ist hilfsbereit, und ich habe noch nie ein dummes Wort gehört. Und manchmal tut es den Männern auch gut, wenn Frauen dabei sind.
Saskia Stöffel: Was mir auffällt: Wir Frauen bringen die ein oder andere Fähigkeit mit ein, und wir ergänzen uns mit den männlichen Kameraden gut.
Denise Reichert: Und dann gibt es bei Einsätzen auch Situationen, in denen es gut ist, wenn eine Frau dabei ist, etwa wenn es um die Betreuung von Frauen oder Kindern geht, die von einem Brand oder einem anderen Unglücksfall betroffen sind.
Und wie geht es den Männern, wenn ihre vermeintliche Domäne von Frauen erobert wird?
Martin Kaiser: Das weibliche Gegengewicht ist wohltuend. Jeder bringt seine eigenen Ideen und Vorstellungen mit ein, und von einer guten Mischung profitieren letztlich alle.
Drei Hardheimerinnen erzählen warum sie bei der Feuerwehr sind
Martin Kaiser: Derzeit sind es bei knapp 200 Aktiven vier Frauen. Eine Frauenquote haben wir nicht im Kopf. Wir möchten die Zahl unserer weiblichen Einsatzkräfte erhöhen und planen deshalb für den Herbst einen reinen Lehrgang für Frauen. Vier Anmeldungen haben wir bereits, weitere sind erwünscht. Unsere Personalstärke ist derzeit noch gut. Aber wir reagieren lieber jetzt schon, bevor es eines Tages wirklich eng wird.
Was würden Sie anderen Frauen sagen, die sich für die Feuerwehr interessieren, aber den Schritt nicht wagen?
Yvonne Greulich: Ich kann nur jeder Frau empfehlen, es auszuprobieren! Und der Zeitaufwand ist mit rund fünf Stunden im Monat auch überschaubar. Das Alter ist im Übrigen auch kein Argument: Das beste Beispiel ist Christel Erbacher aus Vollmersdorf, die sich mit über 60 noch für die Ausbildung angemeldet hat.
Saskia Stöffel: Viele Frauen trauen sich nicht, da sie denken, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Aber diese Befürchtung ist unbegründet. Denise Reichert: Es gibt bei der Feuerwehr so viele unterschiedliche Aufgaben, da ist für jede Frau etwas dabei. Und durch die Gemeinschaft und die Freundschaften gewinnt man sehr viel - viel mehr als man gibt. Hinzu kommt bei den Einsätzen die Gewissheit, jemandem in Not geholfen zu haben.
Yvonne Greulich: Genau: Wenn ich jemandem helfen kann, dann lasse ich die schönste Feier gerne sausen. Ich bin ja schließlich auch froh, wenn mir im Notfall geholfen wird!
Info: Ein Informationsabend für alle interessierten Frauen findet am Mittwoch, 7. September, um 19 Uhr im Feuerwehrgerätehaus statt. Kontakt vorab per E-Mail: frauenpower@feuerwehr-hardheim.de