Die TSG Weinheim will schon im Sommer in den früheren Räumen der Stadion-Gastronomie Seppl’s Herberge mit ihrem Sportkita-Angebot durchstarten. Die 35 zusätzlichen Plätze für Kindergartenkinder sind der Stadt höchst willkommen. Denn gerade für die Drei- bis Sechsjährigen fehlen Plätze. Foto: Kreutzer
Von Günther Grosch
Weinheim. Das Für und Wider einer einkommensabhängigen Staffelung der Elternbeiträge zählt seit Jahren sowohl zu den "Klassikern" im Gemeinderat wie es stets auch ein heiß diskutiertes Thema in seinen (vor-)beratenden Ausschüssen und Beiräten ist. Was sich auch im Verlauf der Sitzung des Kinder- und Jugendbeirats am Mittwoch nahtlos fortsetzte. Den Hintergrund der Kontroverse bildete dieses Mal die ergänzend zur regulären Betreuungsgebühr beabsichtigte Erhebung einer Zusatzgebühr in Höhe von einheitlich 100 Euro monatlich je Kind für das Sportangebot in der im Herbst startenden (kleinen) Sport-Kindertagesstätte der TSG 1862 Weinheim.
"Die TSG muss immer noch zuschießen"
Angesichts fehlender Kindergarten- und Kindertagesstättenplätze könne man über das Angebot der TSG froh sein, so CDU-Sprecher Heiko Fändrich. Bei einer sozialen Staffelung der Elternbeiträge für das Zusatzangebot bestehe das Risiko, dass die TSG die anfallenden Kosten nicht refinanzieren könne. Das Defizit wäre dann von der Stadt zu tragen.
Dies wiederum wäre problematisch, da es sich bei dem Sportangebot um eine Freiwilligkeitsleistung handelt. Im Falle einer Kostenübernahme würde ein Präzedenzfall geschaffen. Im Klartext: "Andere Träger könnten ebenfalls für Zusatzangebote wie etwa Musik oder Zweisprachigkeit eine Kostenbeteiligung durch die Stadt verlangen."
Man brauche die von der TSG in Aussicht gestellten 35 Plätze dringend, zeigte auch Christina Eitenmüller (Freie Wähler) Verständnis für die Zusatzgebühr. Qualifizierte Sportkräfte kosteten Geld. Darüber hinaus benötige der Verein verlässlich kalkulierbare Zahlen. 100 Euro allerdings seien "dennoch ein Wort". Der für Familien mit geringerem Einkommen über das Bildungs- und Teilhabepaket in Aussicht gestellte Förderbetrag von zehn Euro sei "ein Witz", so Eitenmüller. Familien, die finanzielle Unterstützung benötigten, könnten sich auch 90 Euro nicht leisten. "Eine gute Lösung" sähe Eitenmüller darin, wenn sich "Sportpaten" finden ließen, die sich auf Spendenbasis an dem Zusatzbeitrag beteiligen.
Die SPD sei enttäuscht von der Vorlage der Verwaltung, so Fraktionschefin Stella Kirgiane-Efremidou. Die Sozialdemokraten wollten auf keinen Fall eine Einrichtung, die eine Zwei-Klassen-Gesellschaft vorantreibt. Mit der 100-Euro- Regelung komme man aber genau dort an. "Wir glauben, dass man sich immer noch nicht richtig mit der einkommensabhängigen Staffelung beschäftigt hat", kritisierte sie. Die SPD erwarte eine Lösung, "die für alle Familien tragbar ist". Die Idee der Staffelung betreffe nicht nur diejenigen, die wenig verdienen. Man nehme die Vorlage zur Kenntnis, behalte es sich aber vor, im Gemeinderat am 10. April dagegen zu stimmen.
Auch der GAL erscheine die Vorlage "wie ein Hohn", so Cornelia Münch-Schröder. Bewegungsförderung stelle ein wichtiges Motiv dar, dürfe aber nicht zu einer Spaltung in Arm und Reich führen. Das Angebot der TSG-Kindersportschule (KiSS) koste 36 Euro, auch das Sportangebot der Kita dürfe nicht teurer sein. Und: Auch in anderen Kindergärten betreibe man Sport, dessen Kosten schon in der regulären Betreuung enthalten sind, so Münch-Schröder. Deshalb lediglich "Kenntnisnahme" auch der GAL, aber ebenfalls mit der Ankündigung verbunden, die Vorlage im Gemeinderat abzulehnen.
Dass es sich um ein "schwieriges Thema" handelt, stellte Karl Bär (WL) nicht infrage. Er verwies darauf, dass die TSG mit "KiSS" bereits ein anderes Angebot "für Elitäre und Gutbetuchte" im Portfolio habe. Ein gemeinnütziger Verein wie die TSG habe aber auch eine soziale Verpflichtung gegenüber Schwächeren. Auch die Weinheimer Liste nehme die Vorlage "ablehnend" zur Kenntnis, so Bär.
In der Zusatzgebühr von 100 Euro steckten zum einen Personalkosten, zum anderen aber auch die Nutzung von Einrichtungen wie etwa des Schwimmbads, so Andreas Salewski, Abteilungsleiter für Kindertageseinrichtungen der Stadt: "Für 3500 Euro bekommt man noch keinen qualifizierten Trainer." Die 100 Euro seien also nicht kostendeckend: "Die TSG schießt selbst noch kräftig zu." Eine Staffelung setze zudem voraus, dass die Verwaltung wegen des damit verbundenen zusätzlichen Aufwands auch Personalressourcen erhält.