Gutachten gibt grünes Licht für den Bestattungswald

30.07.2021 UPDATE: 31.07.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Das Bodengutachten für den geplanten Bestattungswald liegt vor – und gibt dem umstrittenen Vorhaben grünes Licht. Das Bremer "Ingenieurbüro für Altlasten und Bodenschutz" von Jörn Pesel hatte im Auftrag des Betreibers "Ruheforst" am 10. Juni an sechs Stellen im Schleichwald – so die Gewannbezeichnung an der Kipp – sechs Bodenproben in einer Tiefe von 80 Zentimetern gezogen und chemisch untersuchen lassen. Besonders wichtig war Pesel, die bisherige Schadstoffkonzentration im Waldboden zu bestimmen, zu prognostizieren, wie sich darauf die Asche der Urnen auswirkt, und auch, ob der Untergrund vom pH-Wert her geeignet ist: Das Bundesumweltamt hatte empfohlen, dass der Boden in Bestattungswäldern nicht zu sauer und nicht zu laugenhaltig sein darf.

Die Ergebnisse Pesels sind eindeutig: Der Waldboden ist bisher kaum belastet, und nennenswerte höhere Schadstoffe werden auch durch die Urnen nicht dazukommen. Alle Werte, die jetzigen wie auch die zukünftigen, liegen weit unter den sogenannten Hintergrundwerten (also dem, was normalerweise an Konzentrationen im Boden gemessen wird), den Prüfwerten (also eine Art Signalwert, ab dem eine weitere Gefährdung nicht ausgeschlossen werden kann und weitere Untersuchungen angestellt werden müssen) und natürlich auch unter den Vorsorgewerten (einer Art "Grenzwert" im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes).

Für die Bestimmung des pH-Wertes grub Pesel sogar bis zu einem Meter tief. Auch hier gab es Entwarnung: Der Boden weist im Mittel Werte von 4,2 aus – und liegt damit innerhalb der Empfehlungen des Bundesumweltamtes. Pesel bilanziert: "Somit kann zusammenfassend festgestellt werden, dass die vom Umweltbundesamtes empfohlenen Kriterien zur unproblematischen Bewirtschaftung eines Bestattungswaldes im Bereich des Ruheforstes Schriesheim uneingeschränkt erfüllt werden." Für den Bremer Experten ist außerdem in seiner Gesamtbetrachtung wichtig, dass der Bestattungswald nicht mehr bewirtschaftet wird. Damit reichere sich der Waldboden zusätzlich mit Humus an – was dem wiederum guttue.

Die Ergebnisse des Bodengutachtens blieben nicht unwidersprochen: Andreas Morgenroth, als Geschäftsführer des Dachverbands der Friedhofsvereine einer der schärfsten Kritiker von Bestattungswäldern, meldet Zweifel an: Während vor viereinhalb Jahren des Freiburger Institut "Unique" noch 203 Bodenproben entnommen hatte, waren es bei Pesel nur sechs. "Unique" ging es aber weniger um eine chemische Analyse des Bodens, sondern darum, ob hier überhaupt die Urnen eingegraben werden können – mit dem Ergebnis, dass an nur 73 Stellen sich der Bohrstock in die erforderlichen 80 Zentimeter Tiefe einschlagen ließ, weil der Untergrund voller Steine war. Morgenroth ist auch nicht klar, wie und wo Pesel die Proben gezogen hat: Gab es ein bestimmtes Raster? Oder war das willkürlich?

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Und nicht zuletzt: Pesel hat nur 80 Zentimeter tief gegraben – was der Bestattungstiefe entspricht – , das Umweltbundesamt empfiehlt aber einen Meter – "möglicherweise ein methodischer Fehler", so Morgenroth: "Damit könnte das gesamte Gutachten vollends entwertet sein." Auch der pH-Wert, den Pesel gemessen hat, ist für Morgenroth eher besorgniserregend: Der liege am unteren Ende der Empfehlungen des Umweltbundesamtes, der Boden im Schleichwald ist also relativ sauer – was es wiederum für die schädlichen Schwermetalle einfacher macht, ins Grundwasser zu gelangen.

Auch wenn der Bestattungswald in keinem Wasserschutzgebiet liegt, hält Morgenroth eine Gefährdung des Grundwassers für nicht ausgeschlossen. Denn sollte das Gestein im Boden besonders porös sein, dann könnte die Asche der Urnen doch ins Grundwasser gelangen – weswegen Morgenroth keine kompostierbaren Urnen, sondern welche aus Edelstahl fordert.