Obdachlosenunterkunft in Schriesheim

Lage am Stadtrand führt zu Isolation und Ghetto-Charakter

Grüne Liste fordert Alternative zum Standort im Wiesenweg - Findungskommission soll Lösungsvorschläge liefern

26.04.2018 UPDATE: 27.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden

Die Grüne Liste fordert eine Alternative zu den als Obdachlosenunterbringung genutzten Containern im Wiesenweg. In der Vergangenheit sei es dort in isolierter Lage verstärkt zu kriminellen Vorfällen gekommen, die Polizeieinsätze erforderten. Foto: Dorn

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. Jedes Provisorium ist nur so so lange stabil, bis der Ruf nach einer sinnvollen Alternative aufkommt. Dieser ertönt nun seitens der Grünen Liste und bezieht sich auf die Unterkünfte für Obdachlose am Ende des Wiesenwegs. Nachdem die Stadtverwaltung die Planung forcierte, die vier bereits vorhandenen Containerbauten zu erweitern, formulierte die Grüne Liste einen Antrag an den Gemeinderat, den Fadime Tuncer und Christian Wolf nun vorstellten.

Im besagten Antrag fordert die Grüne Liste, die Bebauung am Stadtrand nicht weiter zu verfolgen, sondern eine Findungskommission mit der Suche nach Alternativen zu beauftragen. Wann dieser auf die Tagesordnung kommt - schon bei der nächsten Sitzung Mitte Mai oder erst später - ist noch nicht geklärt.

Zur Erinnerung: Als es darum ging, Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge im Ort auszumachen, wurde eine einberufene Kommission fündig. Das müsste für die Unterkünfte der Obdachlosen eigentlich auch funktionieren, finden Tuncer und Wolf.

Ob auch Kooperationspartner, etwa für die soziale Wiedereingliederung von Obdachlosen, sinnvoll wären, gelte es ebenfalls zu prüfen. Eine weitere Container-Bebauung am Wiesenweg wird von Tuncer und Wolf als "sehr problematisch" eingestuft. Eigentlich wollten die Mitglieder der Grünen Liste die Gründe dafür nicht mehr erwähnen und positiv in die Zukunft schauen. Doch augenscheinlich war es in der Vergangenheit verstärkt zu kriminellen Vorfällen und damit verbunden Polizeieinsätzen gekommen. Als 2016 der Plan entstand, am Wiesenweg Flüchtlingsunterkünfte zu errichten, sprachen sich nicht nur der Hauptamtsleiter, sondern auch drei Sozialarbeiter dagegen aus. Schließlich befindet sich in der Nähe das Push-Gelände, das eigentlich für die offene Jugendarbeit genutzt werden sollte.

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Darüber hinaus gelte es, die Erweiterungspläne von angrenzenden Sportvereinen, wie dem Tennisclub, dadurch nicht zu behindern. Grundsätzlich hätten Unterkünfte abseits der Wohnbebauung Ghetto-Charakter. Dass es auch andere Lösungen geben muss, sei Kern des Antrags. Die geforderte Findungskommission müsste aus zwei Personen pro Gemeinderatsfraktion, Vertreter städtischer Ämter und Bürgermeister Hansjörg Höfer bestehen.

Beim Pressetermin sprachen Fadime Tuncer und Christian Wolf davon, dass langfristig zwölf Container für bis zu 48 Personen errichtet werden sollten. Zunächst fokussiere man sich jedoch auf die Errichtung von vier Containern. Und was hält die Bevölkerung von den Plänen der Grünen Liste? Die RNZ fragte Passanten am Schriesheimer OEG-Bahnhof: "Ist doch logisch, dass in isolierter Lage - wie in den Containern - Konflikte entstehen." Oder auch: "So abseits kann Integration nicht funktionieren. Egal, ob es sich um Obdachlose oder Flüchtlinge handelt. Man sollte den Menschen aber zumindest eine Chance geben." Vier von fünf Befragten fanden den Antrag der Grünen Liste sinnvoll.

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