Die freiwilligen Helfer sollen auch Apothekengänge und Besorgungen in Drogerie- und Lebensmittelmärkten erledigen. Foto: Dorn
Von Katharina Schröder
Ladenburg. Auch das Coronavirus schafft es nicht, Bürokratie und Datenschutz auszuhebeln. Das stellten sechs engagierte Ladenburger fest. "Eigentlich wollten wir nur helfen, dann haben wir gemerkt: So einfach geht das gar nicht", sagt Laura Sturm. Sie hat die Initiative "Nachbarschaftshilfe Ladenburg" ins Rollen gebracht. Nach nur drei Tagen ist nun eine Hotline eingerichtet, an die sich Hilfesuchende in Zeiten der Corona-Krise wenden können, eine Website und Flyer gibt es auch.
Hinter diesem professionellen Auftritt steckt aber "viel Arbeit, Motivation und der große Wille, etwas für Ladenburg zu bewegen", weiß die Initiatorin. Die Koordination des Ganzen liegt bei einem Team aus Sturm, Alicia Amberger, Jennifer und Lucas Zimmermann sowie Sandra und Markus Weik. "Ich saß am Sonntag auf dem Sofa, und es kamen immer mehr Meldungen zu Corona", erzählt Sturm. "Dann dachte ich, ich kann hier nicht sitzen und nichts tun." Also hörte sie sich um, ob es so etwas wie eine Nachbarschaftshilfe in Ladenburg gibt. Als ihre Recherche negativ ausfiel, erstellte sie kurzerhand eine Facebookgruppe, die mittlerweile schon über 300 Mitglieder hat. Sie alle verbindet ein Ziel: Sie wollen den Risikogruppen durch die Pandemie hindurchhelfen.
Sturm hat schnell gemerkt, dass organisatorisch mehr als der gute Wille gefragt ist. "Wir mussten uns auf einmal mit Themen wie Datenschutz, oder der Frage befassen, wie man eine Gruppe mit 300 Mitgliedern leitet", erzählt sie.
Unterstützung bekam das Team aus dem Rathaus. Sturm hatte dort angefragt, ob es eine solche Initiative bereits gebe. Bürgermeister Stefan Schmutz habe das verneint, sei aber sofort begeistert gewesen. "Ich danke allen Beteiligten für diese Initiative. Sie kann ein weiterer wichtiger Baustein sein, diese Krise in den kommenden Wochen zu meistern", sagt Schmutz. Gerade jetzt sei es wichtig, sich solidarisch zu verhalten. "In Ladenburg zählen demografiebedingt über 30 Prozent zur Gruppe mit einem erhöhten Risiko. Entsprechend würde ich es begrüßen, wenn viele Bürger mithelfen und zahlreiche das Angebot annehmen", betont der Bürgermeister. Von ihm ging auch die Idee aus, die Nachbarschaftshilfe unter der Schirmherrschaft des Vereins "Wir für Ladenburg" laufen zu lassen. Das gebe mehr rechtliche Absicherung für die Organisatoren.
Sicherheit spielt bei der Initiative eine wichtige Rolle. Um Risikogruppen bei Einkäufen, dem Ausführen des Hundes, oder dem Abholen von Rezepten beim Arzt zu unterstützen, brauchen die Freiwilligen schließlich die Adressen der Hilfesuchenden. "Es gibt nicht nur gute Menschen", sagt Sturm. Deswegen richteten Sandra und Markus Weik eine Website ein. Dort melden sich Freiwillige über ein Kontaktformular an und hinterlegen unter anderem ihre Adresse und Telefonnummer. So ist nachvollziehbar, wer zu wem geschickt wird. "Es soll möglichst einfach, aber auch möglichst sicher sein", sagt Sturm. Die Koordination erfolgt über die Facebook-Gruppe. "Da veröffentlichen wir, welche Hilfeleistung gebraucht wird", erklärt Sturm. Das Team betreut die Hotline, darüber sollen die Anfragen kommen. Wer dann anbietet, die Aufgabe zu übernehmen, muss sich auf der Website registrieren und bekommt anschließend ein Passwort, das derjenige festlegt, der Hilfe braucht. Bevor die Haustür des Hilfesuchenden geöffnet wird, müssen die Freiwilligen das Passwort nennen.
"Corona entfernt die Menschen, bringt sie gleichzeitig aber auch näher zusammen", sagt Sturm und gibt sich weiter hoffnungsvoll: "Ich finde es fantastisch, und es macht Mut, was wir in einer kleinen Gruppe auf der Stadtebene geschafft haben."
Info: Wer Hilfe beim Einkaufen, Hundeausführen oder Abholen von Rezepten braucht, erreicht die Nachbarschaftshilfe werktags zwischen 10 und 14 Uhr unter der Telefonnummer: 0 62 03 / 7 01 68. Mehr Infos und die Registrierung der Helfer erfolgt hier.