Über vier Millionen Euro will die Gemeinde ab 2020 in die Pestalozzi-Schule investieren. Jetzt bremst aber vor allem die UBL. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Seitdem vor Weihnachten ein Wasserrohrbruch den Forscherraum an der Pestalozzi-Schule in Edingen unter Wasser setzte, ist die darunterliegende Jungen-Toilette eine Baustelle. Die Decke im vorderen Bereich ist abgetragen worden, eine neue ist nicht in Sicht. "Gott sei Dank ist niemandem die Decke auf den Kopf gefallen", sagt Elternbeiratsvorsitzender Roland Schwarz.
Im Sommer 2017 hatten sich Betonbrocken aus der Gebäudefassade gelöst und fielen auf den Pausenhof. Auch damals kam niemand zu Schaden, doch im kurz darauf zeigte sich die CDU im Kinder-, Jugend- und Schulausschuss besonders betroffen. Die Schule ein Sanierungsfall? Davon habe man nichts gewusst, sagte seinerzeit Gemeinderat Markus Schläfer.
Das Thema sei doch nicht neu, entgegnete damals Schulleiterin Renate Wacker. Nach der Teilsanierung der Grundschule 2008 sollte der zweite Bauabschnitt bald folgen. Das ist bis heute nicht geschehen. Immerhin gibt es aber seit vergangenen September ein Raumkonzept, das die Schule gemeinsam mit dem Bauamt erstellt hat. Der Gemeinderat hat diesem Konzept zugestimmt und die Sanierung der Schule ab 2020 beschlossen.
Das Ganze eilt: Der Antrag auf Fördergelder vom Land - 30 Prozent an Zuschüssen stehen im Raum - muss dieses Jahr gestellt werden. "Alle Städte machen sich auf den Weg. Wenn 2019 nichts passiert, sind die Fördergelder weg", so Wacker.
Weil die Schülerzahlen steigen, braucht die Schule in Edingen jedes Jahr einen Raum mehr - auch für Inklusionsunterricht, für Vorbereitungsklasse und vor allem für den Ganztagsbetrieb. "Das alles gibt das Schulhaus nicht her", sagt Wacker weiter. Man kann damit hadern, dass die Kommunen als Schulträger vom Land aufgegebene Schulentwicklungspläne umsetzen müssen und dabei nicht auskömmlich unterstützt werden.
Doch Tatsache bleibt, dass die Edinger Schule im sogenannten Verwaltungstrakt ein Sanierungsfall ist. Tagelang saß die neue Schulsozialarbeiterin im Kalten, weil die Heizung nicht ging. Es regnet durch die Decke, an der Außenfassade drohen weitere Abplatzungen. Im Treppenaufgang bläst der direkt hinter den 50 Jahre alten Türen angebrachte Heizkörper alle Wärme durch zentimetergroße Spalten nach draußen - oder durchs gekippte Oberfenster, weil ein Kabel von dort in die zwei Wochen lang gesperrte Jungs-Toilette verläuft. Die Trockner brauchen Strom.
Energetisch gesehen ist die Schule eine Katastrophe, durch die einfach verglasten Fenster zieht es kalt herein. "Das alles stört unsere Arbeitsabläufe hier sehr. Unsere Kinder sollen sich in der Schule wohl und sicher fühlen", sagt die Schulleiterin. Zumal 130 Ganztagskinder und 70 Kernzeitkinder einen großen Teil des Tages in der Einrichtung verbringen.
In den kommenden Jahren sind je 150.000 Euro und 1,5 Millionen sowie später mindestens weitere 2,5 Millionen Euro vorgesehen, um die Schule auf Vordermann zu bringen. Während des Umbaus zieht sie in die Holzmodule der Kita "Neckar-Krotten" um, die auf dem Schulgelände stehen. Die Kommune hat beschlossen, das angemietete Provisorium zu kaufen. Für die "Neckar-Krotten" soll ab diesem Jahr eine neue Kita mit sechs Gruppen im Gemeindepark gebaut werden.
Nun stellt die Unabhängige Bürgerliste aus FDP und Freien Wählern (UBL-FDP/FWV) angesichts der zu erwartenden Neuverschuldung der Gemeinde, die mit einer Kreditaufnahme von sechs Millionen Euro plant, das ganze Konzept infrage. "Die Schule könnte Opfer des Kommunalwahlkampfs werden", fürchtet Elternbeiratsvorsitzender Schwarz. Er und Wacker verweisen auf das Negativbeispiel Martin-Luther-Kindergarten: Das Gebäude fing 15 Jahre nach Errichtung an zu schimmeln, wurde jahrzehntelang nicht saniert und schließlich abgerissen. "Das ist doch nicht nachhaltig", sagen beide.
Schwarz berichtet, dass sich die Elternbeiräte der Kindergärten und Schulen zur Initiative "EBEN" ("Elternbeiräte Edingen-Neckarhausen") vernetzt haben. Ihr Wunsch ist ein Gesamtkonzept für alle Betreuungseinrichtungen. Denn nicht nur die Schule in Edingen müsste saniert werden. Dass die UBL hier nun bremsen will, sorgt für Unverständnis. Wenn sie den Haushalt ablehne, befürchtet Schwarz, könne die Kommune bei diesem Thema auf lange Zeit handlungsunfähig werden.
Schulleiterin Renate Wacker und Elternbeiratsvorsitzender Roland Schwarz.