Der Schlossplatzkreisel heißt nun offiziell „Partnerschaftskreisel“. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Mit der Erneuerung ihrer Unterschrift auf der Partnerschaftsurkunde haben sich die Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen und Plouguerneau sowie die Vorsitzenden der Partnerschaftsvereine verpflichtet, die seit 50 Jahren bestehende Städtepartnerschaft auch in Zukunft zu tragen.
Dafür seien gemeinsame deutsch-französische Projekte besonders wichtig, erklärte am gestrigen Sonntag Festredner Markus Ingenlath, Generalsekretär a.D. des deutsch-französischen Jugendwerks (DFJW). Man wolle mehr Freiwillige für die Partnerschaftsvereine gewinnen und die Rahmenbedingungen für deren Arbeit sichern - sowohl finanziell als auch in sprachlicher Hinsicht. Die Interessengemeinschaft Partnerschaft (IGP) leiste dafür mit ihrer Französisch-AG an der Grundschule und den Jugend- und Sprachbegegnungen einen wichtigen Beitrag.
Sie erneuerten die Partnerschaftsurkunde (v.l.): Guillaume Appriou (Vorsitzender Comité de Jumelage), Yannig Robin (Bürgermeister von Plouguerneau), Simon Michler (Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen), Festredner Markus Ingenlath und die IGP-Vorsitzende Barbara Rumer. Foto: Pilz
Der Festakt im Schlosshof von Neckarhausen nach dem Umzug von der katholischen Kirche St. Andreas wurde begleitet von der bretonischen Musikgruppe Bagad Bro Even. In seiner Ansprache erinnerte Bürgermeister Simon Michler an die Anfänge dieser besonderen Freundschaft. Entstanden aus dem Kontakt zwischen zwei Gesangsvereinen, wurde sie im Jahr 1967 besiegelt. "Es ist für mich immer noch faszinierend, wie sehr die Partnerschaftsfreunde dies feiern, ja zelebrieren. In einer von Schnelllebigkeit geprägten Zeit ist das sicherlich eine Besonderheit", sagte Michler.
Er betonte auch die Rolle der Partnerschaften als Grundpfeiler der europäischen Integration. Gerade im Hinblick auf die Flüchtlingsproblematik sei es besonders wichtig, dass "der Grundgedanke der europäischen Einheit und Zusammenarbeit immer wieder mit neuem Leben erfüllt wird".
Sein französischer Amtskollege Yannig Robin schloss sich mit einer nicht minder bemerkenswerten Rede an. "Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht", zitierte er Rosa Luxemburg. Man solle genau hinzuhören, auf die Musik, die einen verleite, allem und allen zu misstrauen, vor allem jenen, "die nicht aussehen wie wir".
Beim gestrigen Festakt überreichte Simon Michler (r.), Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen, seinem französischen Amtskollegen Yannig Robin ein Mosaikbild als Gastgeschenk. Foto: PilzRobin rief seine Zuhörer vielmehr dazu auf, fernen Stimmen zu lauschen, bevor diese vor Hunger nicht mehr sprechen könnten. "Bevor sie unter Folter oder Waffen schweigen. Bevor sie gar still unter den Wellen begraben werden." Eine poetische Ansprache, getragen von einem humanitären Gedanken.
In seiner Rede bat Robin auch darum, der "alten Dame" Europa dabei zu helfen, neue Bande zu knüpfen - etwa beim globalen Klimaschutz. "Dieses Wissen müssen wir weitergeben."
Auch die Vorsitzenden der beiden Partnerschaftsvereine, Barbara Rumer und Guillaume Appriou, betonten die Unzertrennlichkeit beider Gemeinden. Sie dankten auch dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW), ohne dessen Unterstützung der Jugendbegegnungen die Partnerschaft womöglich eingeschlafen wäre. "Diese seit mehr als 50 Jahre währende Partnerschaft ist ein Glück", sagte Appriou. Und Rumer fügte hinzu: "Unsere Partnerschaft ist nicht 50 Jahre alt, sie ist 50 Jahre jung." Danach tauschten die Bürgermeister Gastgeschenke aus, hergestellt in der jeweiligen Partnergemeinde: Plouguerneau erhielt ein Mosaikbild mit der Zahl "50" und der von Barbara Rumer kunstvoll geschaffenen Schleife der Freundschaft. Im Gegenzug erhielt Edingen-Neckarhausen eine Schiffsschraube.
Nach dem Festakt zogen die Vertreter der Gemeinden gemeinsam zur Umbenennung des Schlossplatzkreisels. Bei dessen Einweihung vor vier Jahren hatte Landrat Stefan Dallinger gesagt, es sei der "schönste Kreisel im Rhein-Neckar-Raum". Die Zeit der Namenlosigkeit ist jedoch vorbei: Die Verkehrsinsel heißt nun offiziell "Partnerschaftskreisel". Bürgermeister und Vereinsvorsitzende enthüllten dazu auch eine Hinweistafel. Das anschließende Mittagessen wurde schwungvoll von der Musikvereinigung Neckarhausen begleitet.