226 Geflüchtete werden in Edingen-Neckarhausen derzeit betreut, davon leben 100 in der Wohnanlage Am Nussbaum. Integrationsmanager Christophe Krug und die Gemeindeverwaltung müssen seit drei Monaten zusätzliche Aufgaben übernehmen. Foto: Hofmann
Von Joachim Hofmann
Edingen-Neckarhausen. Sina Montassere wird schmerzlich vermisst - das war der Grundtenor des Berichtes über die Integrationsarbeit in Edingen-Neckarhausen, den Christophe Krug als Integrationsmanager und Natascha Pfau vom DRK-Kreisverband Mannheim am Mittwochabend im Gemeinderat vorlegten. Die Integrationsbeauftragte, bislang als zentrale Anlaufstelle in der Verwaltung für die Themen Integration und Flüchtlinge tätig, hatte die Gemeinde zum 31. Januar verlassen. Seit dieser Zeit ist die Stelle vakant.
Krug, Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, kümmert sich seit März 2018 um die Geflüchteten, die zum Teil in der neuen Wohnanlage Am Nussbaum untergebracht sind. Derzeit würden 226 Menschen betreut, 100 davon aus der Unterbringung Am Nussbaum und 100 dezentral Wohnende, berichtete Krug. Die meisten davon stammten aus Syrien. Derzeit sei die Zuteilung für die Gemeinde rückläufig. Krug prognostizierte aber, dass bis zum Jahr 2020 weitere 50 Personen in der Gemeinde untergebracht werden müssten. Bislang seien mehr als 1400 Beratungsgespräche geführt worden, bei denen es meist um Fragen des Aufenthaltsstatus und des Leistungsbezuges gegangen sei.
Krug berichtete anschaulich von den Bemühungen, eine Ausbildung für einen jungen Syrer in der Pflege bei Avendi anzubahnen. Dies geschehe in enger Kooperation mit dem Jobcenter, nehme aber "viel Zeit und Arbeit für banale Dinge in Anspruch". Neben dem Kampf mit der Bürokratie gehe es auch um grundlegende Dinge wie Verhalten oder die Kleiderordnung beim Vorstellungsgespräch. Letztlich habe man für den jungen Mann einen Praktikumsplatz erreicht.
Er sei froh, dass er sich bei seiner Arbeit auf ein breites Netzwerk vom Bündnis für Flüchtlingshilfe bis zum Tafelladen stützen könne. Die Aufgaben von Sina Montassere seien zwischen ihm und der Gemeinde verteilt worden, erläuterte Krug. Er lobte die "aufgeschlossenen und hilfsbereiten Verwaltungsmitarbeiter", das Bündnis und die vielen Ehrenamtlichen, ohne die seine Arbeit nicht möglich wäre.
Natascha Pfau skizzierte nochmals kurz die Aufgaben des Integrationsmanagements wie Sozialberatung und -begleitung oder Beratungsangebote, von denen vieles durch Ehrenamtliche geschultert werde. Das Resümee allerdings klang ernüchternd: Die vorgeschriebene Flüchtlingssozialarbeit ende mit der Unterbringung, die Zahl der ehrenamtlichen Helfer gehe zurück, und der Stellenschlüssel für Integrationsbeauftragte werde der Realität nicht gerecht.
Dietrich Herold berichtete aus dem Bündnis für Flüchtlingshilfe, das sich 2015, ein Jahr vor der Einrichtung der Gemeinschaftsunterkunft in der Gerberstraße, gegründet hatte. "Wir hatten also genügend Zeit, uns vorzubereiten", so Herold. Seitdem habe man die Helferstrukturen und Angebote ständig den Bedürfnissen angepasst und vieles geplant, was mal gut, mal weniger gut gelaufen sei. "Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten, aber auch eine Rückkehr ermöglichen", so Herold.
"Wir haben eine Stelle, aber die Inhaberin ist nicht mehr da", erklärte Ordnungsamtsleiter Frank Kucs auf die selbst gestellte Frage, wie es in Sachen Integrationsmitarbeiter weitergehe. Ausgerechnet jetzt werde nach drei Jahren ein weiteres Förderjahr in Aussicht gestellt. "Schwierig, für ein Jahr jemanden zu finden." Man versuche das aufzufangen, brauche aber eigentlich personelle Unterstützung. "Frau Montassere hat viele Netzwerke geknüpft."
Keine konkreten Zahlen allerdings hatte der Integrationsmanager auf die Frage von Florian König (CDU) parat, wie viele von den 226 Personen einen Arbeitsplatz hätten. "Viele sind in Leiharbeit", so Krug. Auch die Frage von Klaus Merkle (UBL), wie viele im heimischen Gewerbe arbeiteten, konnte Krug nicht beantworten. Merkle schlug hier eine gemeinsame Informationsveranstaltung von Gemeinde und Gewerbe vor.