Die Mitglieder der Feuerwehr Edingen-Neckarhausen sind stolz auf ihr neues Luftkissenboot, das für Rettungseinsätze auf dem Neckar bestimmt ist. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Die offizielle Übergabe des neuen Luftkissenboots an die Feuerwehr für Rettungseinsätze auf dem Neckar war ein bisschen wie Weihnachten: Man bekommt nach langen Diskussionen und nach elfjähriger Wartezeit etwas geschenkt, das so zwar nicht auf dem Wunschzettel stand, aber eine gute Lösung ist. Aber auch eine, die nicht gerade leise daher kommt. Und so wurde Bürgermeister Simon Michler am Samstagvormittag um seine Jungfernfahrt auf dem Schwebefahrzeug gebracht, weil die Polizei darum bat, den Übungsbetrieb für diesen Tag einzustellen.
Bei ihr waren offenbar 20 Anrufe aufgelaufen, dass beim Weihnachtsreiten des Reitervereins Heidelberg-Ladenburg die Pferde durch den Lärm scheuen würden. Feuerwehr-Gesamtkommandant Stephan Zimmer reagierte prompt und schickte dem Veranstalter eine E-Mail mit dem Vorschlag, sich künftig bei Überschneidungen zeitlich abzustimmen. "Ich erwarte aber auch jetzt von unserem Gemeinderat, dass er sich hinter uns in Sachen Lärmschutz stellt. Es war seine Entscheidung - wir wollten eine Bootseinsetzstelle und sollten wegen der Kosten nach einer Alternative suchen. Das haben wir getan", betonte Zimmer.
Seitens des Gemeinderats waren Roland Kettner und kurzzeitig auch Klaus Merkle in einer Aufbaupause zum Kinderweihnachtsmarkt bei der schließlich im Schlosshof stattfindenden Übergabe des Luftkissenboots und eines neuen Mannschaftstransportwagens vertreten. Kurz streifte Zimmer die Gründe zum Kauf des bislang in der Region einmaligen Luftkissenbootes. Mit dem Ersatz der alten Neckarhäuser Fähre im Jahr 2000 bekam die Feuerwehr Probleme beim Einsetzen ihres Rettungsboots, weil die neue Fähre mehr Platz beansprucht und das Zugseil im Weg ist.
Es sei zu gefährlichen Situationen gekommen, schilderte der Kommandant. Nicht zuletzt stammt das eigene Boot aus den 80er Jahren und hätte ausgetauscht werden müssen. Kostenpunkt: rund 50.000 Euro. Der Bau einer funktionierenden Einsetzstelle wäre auf rund 250.000 Euro gekommen. Das Luftkissenboot liegt mit 71.000 Euro noch unter dem Haushaltsansatz von 100.000 Euro; der neue Mannschaftstransportwagen als Ersatz des kaum mehr reparablen Gefährts kam auf 76.000 Euro, eingeplant waren 85.000 Euro.
"Not macht erfinderisch", stellte Bürgermeister Simon Michler mit Blick auf die Kosten einer Einsetzstelle fest, die dem Gemeinderat zu hoch erschienen. Und er fügte an: "Je mehr man sich die Sache mit dem Luftkissenboot betrachtet hat, umso begeisterter waren wir auch." Das Ganze sei kein blinder Kauf gewesen, meinte auch Zimmer. Die Wehr hatte im Vorfeld alle Feuerwehren angeschrieben, die ein solches Gefährt im Betrieb haben, und sie um ihre Erfahrungen gebeten. Mit den Kollegen in Siegburg bei Bonn habe man sich eng austauschen können. Die Rückmeldungen waren rundweg positiv. "Die Wehr in Staffelburg fährt so wie wir auch im Naturschutzgebiet. Wir haben bei Schwänen, Enten und Gänsen keine Reaktion auf uns feststellen können", schilderte Zimmer weiter. Nur mit dem Lärm könnte es nun zu verärgerten Reaktionen kommen, denn alle 35 Bootsführer der Feuerwehr müssen quasi aufs Luftkissenboot umgeschult werden. Das wird donnerstags und samstags stundenweise zu höheren Lärmemissionen führen.
Bei einer sogenannten "Marschfahrt" macht sich das Luftkissenboot mit zwischen 60 und 65 Dezibel bemerkbar. Im Höchstfall schwingt sich der Propeller auf 85 Dezibel auf. "Das fahren wir hier aber nicht", meinte der Kommandant. Als Anrainerkommune ist Edingen-Neckarhausen zum Rettungseinsatz auf dem Neckar als Bundeswasserstraße gesetzlich verpflichtet. Das neue Schwebefahrzeug ist auf allen Untergründen einsetzbar und kann Abschnitte anfahren, die der Feuerwehr bislang verwehrt waren. Auf Eis fährt es beispielsweise bis zu 80 Stundenkilometer schnell.