Von Annette Steininger
Hirschberg-Großsachsen. Nach einem gemütlichen Abend kamen Manfred Kopp und seine Frau Inge am Montagabend nach Hause. Als sie sich die Hände waschen wollten, passierte - nichts. Kein Tropfen Wasser kam. Auch die Klospülung schwieg still. Manfred Kopp schwante Böses und kontrollierte sämtliche Hähne und Leitungen seines Hauses in der Uhlandstraße.
"Das war furchtbar", erzählte er der RNZ. Zumal er befürchtete, einen Wasserrohrbruch zu Hause zu haben. Doch als alle Hähne und Leitungen in Ordnungen zu sein schienen, ahnte er schon, dass das Problem irgendwo außerhalb liegen würde. Ein Anruf beim Wassermeister gestern Morgen verschaffte Klarheit. Es handelte sich um eine Hauptwasserleitung, die in der Oberen Bergstraße im Kurvenbereich gebrochen war. Daher floss in folgenden Straßen kein Wasser mehr: Brunnen- und Lettengasse, Im Brünnel, Uhland-, Friedrich-Ebert-, Lessing- und Pestalozzistraße sowie Winzer-, Reben- und Büttemer Weg. Auch die Sachsenhalle und die Grundschule waren betroffen.
Laut Bauamtsleiter Rolf Pflästerer ist der Bruch der Leitung des Verbandes "Gruppenwasserversorgung Obere Bergstraße" wohl am Montagabend, gegen 21.30 Uhr, passiert. Die Polizei alarmierte den Wassermeister, der die ganze Nacht im Einsatz war. Im betroffenen Bereich sperrte die Feuerwehr die Obere Bergstraße ab. In der Straße klaffte gestern ein riesiges Loch.
"Die Straßendecke hatte sich durch den Wasserdruck gehoben und war gerissen. Das Wasser samt Ausbaumaterial, Sand und Geröll, floss bis zur Breitgasse", erzählte Pflästerer. Personen seien seines Wissens nach aber nicht verletzt worden. Auch private Schäden seien ihm nicht bekannt.
Dafür kommt aber auf den Gruppenwasserversorgungsverband wohl einiges zu: Der Verbandsschriftführer Jürgen Beck, Bauamtsleiter in Heddesheim, ging von einem Schaden im fünfstelligen Bereich aus. Über die Ursache - es hatte keinen sonderlich starken Regen gegeben - konnte Pflästerer gestern noch nichts sagen. Die Leitung sei 50 Jahre alt.
Egal was die Ursache war, für die betroffenen Großsachsener hieß es, kreativ werden: Die Kopps verwendeten Gießkannen mit Regenwasser als "Klospülung". Fürs Kaffeekochen nahmen sie Mineralwasser. Die Gemeinde hatte aber auch eine Notwasserversorgung eingerichtet. Zum einen war es möglich, sich durch Standrohre in der Lettengasse und im Muldweg zu versorgen. Zusätzlich stellten die Bauhofmitarbeiter ein Wasserfass im Winzerweg auf. Die Gemeinde bot zudem an, dass man die Sanitäranlagen in der Alten Turnhalle benutzen könne. Die Firma Schnell arbeitete derweil fieberhaft an der Behebung des Schadens. Nette Anwohner versorgten die Arbeiter laut Pflästerer mit Kaffee und Brötchen.
Überhaupt seien die Bürger sehr verständnisvoll gewesen, sagte der Bauamtsleiter, bei dem das Telefon nicht mehr still stand. Rohrbrüche habe er ja schon einige erlebt, aber einen an der Hauptwasserleitung noch nie. Auch für viele Großsachsener war es eine neue Erfahrung, auf einmal ohne Wasser zu sein.
Einige Anwohner kritisierten dabei die Informationspolitik der Gemeinde. So sei gestern um 8 Uhr zunächst niemand im Rathaus zu erreichen gewesen, beschwerte sich ein Großsachsener, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Gegen 8.30 Uhr informierte die Kommune dann allerdings auf ihrer Homepage über den Leitungsbruch.
Manfred Kopp hätte sich gewünscht, dass die Gemeinde vielleicht einige Anwohner telefonisch informiert hätte, sodass diese anderen hätten Bescheid geben können. "Ich hätte mich dafür gerne zur Verfügung gestellt." Er und alle anderen Großsachsener konnten gestern Mittag aufatmen: Das Wasser floss wieder. Die Obere Bergstraße werde aber im Baustellenbereich voraussichtlich noch einige Tage gesperrt bleiben, kündigte Pflästerer an.