Take That mit neuem Album "This Life"
Am Samstag sind die einzige Boyband zu Gast bei "Wetten, dass..?", ZDF, 20.15 Uhr.

Gary Barlow (52), Howard Donald (55) und Mark Owen (51) sitzen auf einem Sofa, alle drei tragen Bärte und wirken wie Freunde. Dabei hatten sie, seit sie 1992 mit Take That weltberühmt wurden, auch einiges an Querelen.
Es ist Montagmittag. Hattet ihr ein entspanntes Wochenende?
Gary Barlow: Wir haben tatsächlich die Beine ein wenig hochlegen können. Und jetzt sind wir ausgeruht, putzmunter und in allerfeinster Verfassung, um es mit dir aufzunehmen.
Howard Donald: Ich hatte nicht frei, Jungs. Ich war als DJ unterwegs, in Derby.
Mark Owen: Echt?
Donald: Ja, bis zum frühen Sonntagmorgen. Ich muss aber sagen, Platten aufzulegen, ist für mich keine Arbeit und kein Stress, ich mache das, weil ich Spaß daran habe. Weniger lustig war die Fahrerei, dreieinhalb Stunden im Auto hin, dreieinhalb Stunden zurück am nächsten Tag. Das bedeutet: verdammt wenig Schlaf. Aber ich hatte keine andere Wahl. Meine Frau meinte, ich müsse um 13 Uhr wieder zuhause sein, sonst wolle sie die Scheidung (lacht).
Warst du pünktlich?
Donald: Knapp zu spät. Daher darf ich verkünden: Ich bin jetzt Single (alle drei lachen laut).
Das wirkt sehr harmonisch, wie ihr zusammenhockt. Müsst ihr euch gerade zusammenreißen oder mögt ihr euch wirklich so gern?
Barlow: Wir sind beste Freunde. Wir kennen uns seit mehr als dreißig Jahren, wir haben alles miteinander geteilt. Es dürfte wirklich nicht viel geben, was wir nicht voneinander wissen. Dennoch langweilen wir uns nie, wenn wir zusammen sind. Wir sind wie die drei Räder eines Dreirads, jeder von uns ist sehr wichtig, damit die ganze Geschichte funktioniert. Wir sind optimal aufeinander eingestellt. Wir sind ein richtiges Team.
Donald: Das Schöne ist, dass wir uns immer noch viel zu erzählen haben, wenn wir uns sehen. Ich finde auch, je älter wir werden, desto stärker wird das Band, das uns zusammenhält. Seit wir nach zehn getrennten Jahren 2005 wieder loslegten, habe ich den Eindruck, dass uns nichts mehr erschüttern oder gar auseinanderbringen kann.
Owen: Wir haben gelernt, wie wertvoll Take That für uns ist. Wir wissen all das, was wir erreicht haben und noch immer erreichen, heute sehr viel mehr wertzuschätzen. Unsere Band ist etwas Besonderes, etwas Einmaliges.
Die neuen Lieder wie die erste Single "Windows" oder der Titelsong "This Life" klingen nicht nach hysterischem Pop, sondern fast schon ein wenig altmodisch, wie Supertramp oder die Bee Gees. Wolltet ihr mit der Platte zurück zur Quelle?
Barlow: Man könnte das jetzt im Nachhinein wirklich super verkaufen. So nach dem Motto, hey, sie waren in Amerika, sie haben mit Dave Cobb gearbeitet, sie klingen nach Folk und ein ganz klein wenig nach Country. Aber in Wirklichkeit gab es ihn nicht, den großen Masterplan. Wir hatten 2019 die große "Odyssee"-Tournee gespielt, dann kam die totale Vollbremsung und wir sahen uns zwei Jahre lang so gut wie gar nicht. Als wir uns wieder trafen, um zu schauen, wo wir stehen, stellten wir fest, wie sehr wir es liebten, uns tagtäglich zu sehen und Songs zu erarbeiten. Irgendwie entwickelten unsere neuen Stücke dann so einen leichten Nashville-Einfluss, und wir kontaktierten Dave, weil wir wissen, dass er einer der besten Produzenten für diese Art von natürlicher Popmusik ist.
Am meisten nach Hymne klingt das finale Lied auf dem Album, "Where We Are". Ihr zitiert euch sogar selbst und singt "We’ve come so far". Wolltet ihr eurem Klassiker "Never Forget" Ehre zuteil werden lassen?
Barlow: Ja, doch vor allem steckt in dem Lied, dass wir uns selbst ein bisschen feiern. Ich finde, das haben wir verdient (lacht). Wir sprechen in "Where We Are" davon, wie außergewöhnlich das alles ist, was wir seit über drei Jahrzehnten erleben dürfen, welches wahnsinnige Glück wir hatten. Und wie dankbar wir den Menschen sind, die unsere Lieder zu ihren Liedern gemacht haben.
Gerade erst habe ich irgendwo gelesen, dass ihr euch von nun an nie wieder auflösen würdet. Ist das wahr?
Barlow: Wir haben auf absehbare Zeit nicht vor, uns zu trennen. Warum sollten wir das auch tun? Nochmal dreißíg Jahre, und wir sind Anfang achtzig. Das ist doch kein Alter mehr (lacht).
Seit eurer Gründung 1990 habt ihr viel erlebt. Es gab aber nicht nur Triumphe und Enttäuschungen um Take That, sondern auch persönliche Höhe- und Tiefpunkte. Arbeitet ihr auf "This Life" euer bisheriges Leben ein Stück weit auf?
Barlow: "This Life" ist unser persönlichstes Album. Es geht um das Leben an sich, um all das Schöne und das Traurige, ums Hinfallen und Wiederaufstehen. Ich kann nicht genau sagen, wie von außen auf unser Leben geschaut wird, aber was ich weiß, ist: Selbst, wenn alles immer leicht und fantastisch aussieht, war es das in Wirklichkeit nicht immer. Auch wir sind gescheitert, auch wir haben Scheiße erlebt. Mit Abstand und einer gewissen Reife gucken wir uns dieses Leben an, und schreiben darüber aus der Perspektive von drei nicht mehr ganz unerfahrenen Männern. Ich denke, was den Versuch angeht, das Leben zu meistern, sind wir drei auch nur Menschen wie alle anderen. Jeder von uns hat seine Dämonen.
Ihr seid alle jenseits der Fünfzig. Ist das ein gutes Alter, um zu reflektieren und mehr Nostalgie zuzulassen?
Donald: Es ist definitiv ein gutes Alter, um nicht mehr um den heißen Brei herum zu reden.
Owen; Das Leben besteht aus Veränderung und aus Bewegung. Es wäre ja auch ziemlich trist, wenn dem nicht so wäre. An manchen Tagen willst du das kleine Mauerblümchen sein, dass sich als Knospe im Beet versteckt, an anderen Tagen möchtest du aufblühen und wünscht dir, dass eine Biene ein paar deiner Pollen mitnimmt. Auf einmal ist das Feld dann voller Blumen, die aussehen wie du.
Donald: Mark, willst du gerade verzweifelt eine Schlagzeile liefern? (lacht)
- Wer ist denn der "patched-up champion", der geflickte Held, aus eurem Song "The Champion"?
Owen: Wir selbst natürlich. Die Idee für den Song kam mir, nachdem ich mir noch einmal den ersten "Rocky"-Film angeschaut hatte. Im Kampf gegen Apollo Creed hat am Ende der arg lädierte Rocky triumphiert, obwohl es zwischendurch so gut wie aussichtslos für ihn aussah. Ich denke, diese Geschichte kann man auf uns übertragen. Auch wir haben manchen Treffer kassiert, aber wir sind nie liegen geblieben.
Info
"This Life" erscheint morgen. Am Samstag sind Take That zu Gast bei "Wetten, dass..?" (ZDF, 20.15 Uhr)