Zucchero

"Ja, ich war von Liebe umgeben"

Mit Musik leistet Zucchero seinen Beitrag, um die Krankheit unserer Welt zu lindern - Im RNZ-Interview blickt er zurück und voraus.

03.07.2025 UPDATE: 03.07.2025 04:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden
Bluesrocker mit einem starkem Gespür für Melodien: Zucchero. Foto: dpa

Von Olaf Neumann

Als einer der populärsten Bluesrock-Interpreten Italiens hat Adelmo Fornaciari alias Zucchero bis heute mehr als 60 Millionen Tonträger verkauft und mit Weltstars wie Eric Clapton, Bono, Prince, Sting, Mark Knopfler und Keith Richards zusammengearbeitet. Seine Welttournee unter dem Motto "Overdose of Love" führt ihn nun am 12. Juli zu den Jazz-Open nach Stuttgart.

Sie sind schon länger auf großer "Overdose of Love"-Konzertreise. Ist diese Liebestour Ihre Antwort auf den Hass und Krieg der Gegenwart?

Zucchero: Ja. Auch wenn Musik heute nicht mehr die revolutionäre Kraft besitzt, die sie in den Sechziger Jahren hatte, denke ich, dass sie gut für den Geist und die Seele ist.

Haben Sie in Ihrer Kindheit viel Liebe erfahren?

Ja, ich war von Liebe umgeben. Ich erinnere mich gut daran, wie mein Onkel Guerra, ein Maoist, mir sonntags sagte, ich solle Don Tajadela, den Dorfpriester, anrufen, und ich ging zu ihm und lud ihn zum Mittagessen ein. Nach dem Essen saßen er und Onkel Guerra auf einer Bank und redeten über Politik. Nach einer Weile fingen sie an zu schreien, bis der "Don" wütend wegging. Aber am nächsten Sonntag war er wieder bei uns (lacht). Für mich persönlich begann die Liebe aber mit Vittorina, meiner Nachbarin. Im Dorf wurde sie gehänselt, weil sie einen Minirock trug. Ich verliebte mich gerade in sie, weil sie sich nicht für den Tratsch interessierte.

Versetzen Sie sich oft in Ihre Kindheitstage zurück?

Wenn ich mich entspannen will, denke ich an meine frühen Jahre in Roncocesi, einer kleinen Stadt in der Provinz Reggio Emilia, wo ich meine Kindheit verbracht habe. Vor einigen Jahren habe ich "Chocabeck" veröffentlicht: ein Konzeptalbum, das von meiner Kindheit auf dem Land inspiriert ist.

Warum hat die Kunst die Kraft, uns Freude zu bringen, selbst in den dunkelsten Momenten?

Kunst ist Schönheit, Harmonie. Ich denke, die Welt ist krank, und wir alle sollten etwas tun, um sie zu heilen, indem wir die Echtheit wiederentdecken. Wir sollten uns bemühen, menschliche Beziehungen in ihrer ganzen Schönheit, Einfachheit und Wahrheit wiederzuentdecken. Wir haben die Pflicht, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, ihre Schönheit, Authentizität und die Natur, die alles erschafft und umgibt, wiederzuentdecken.

Mit ihrer gigantischen Tour sind Sie seit 2023 auf drei Kontinenten unterwegs? Ist das nicht anstrengend?

Die Müdigkeit nach solch einer großen Tournee wird durch die Herzlichkeit aufgewogen, die mir das Publikum auf der ganzen Welt entgegenbringt. Wenn ich von einer Tournee zurückkehre, verbringe ich normalerweise ein paar Wochen auf meinem Landgut in Lunigiana. Aber dann fange ich an, mich zu langweilen, und der Wunsch, wieder rauszugehen, wird immer stärker.