Mannheimer Schillertage

Von "Maria Stuart" bis ins Darkweb

Das Nationaltheater Mannheim lädt vom 19. bis 29. Juni zu den 23. Schillertagen.

12.06.2025 UPDATE: 16.06.2025 04:00 Uhr 1 Minute, 40 Sekunden
Ganz schön aufregend: In „Queens“ nach Schillers „Maria Stuart“ gibt es zwei potenzielle Königinnen. Foto: Birgit Hupfeld

Mannheim. (Brn) Unter dem Motto "Wenn Menschen nur Menschen sind" gehen die Schillertage am Nationaltheater Mannheim in die nächste Runde. Das Zitat stammt aus Schillers Klassiker "Kabale und Liebe" (siehe Seite 11), der in drei verschiedenen Interpretationen während des Festivals gezeigt wird. Luise, die weibliche Hauptfigur des Dramas, beklagt darin die Restriktionen, welche gesellschaftlicher Stand ihrer Liebe zu Ferdinand auferlegt.

Ausgehend von der Frage, ob wir mehr als zwei Jahrhunderte später wirklich viel weiter gekommen sind, konzentriert sich das Programm der Theatertage auf Gleichheiten und Unterschiede der Menschen.

Den Auftakt am 19. Juni machen "Kabale und Liebe" und "Still I choose to love"; eine Neuinterpretion des gleichen Dramenstoffes. Danach geht es am 20. Juni weiter mit dem kapitalismuskritischen Stück "Geld ist Klasse". Hierbei handelt es sich um eine Zusammenarbeit der Millionenerbin Marlene Engelhorn mit dem Autor Lothar Kittstein und den beiden Theaterschaffenden Marlene Reiter und Volker Lörsch. Im Mittelpunkt der Abhandlung steht die Vermögenselite und ihr Verhältnis zu sozialer Gerechtigkeit. Ihr Vorgehen ist sowohl dokumentarisch als auch abstrakt.

Ein weiterer Höhepunkt ist die Tanzaufführung "Humans 2.0". Mit Hilfe akrobatischer Verrenkungen erforscht die Choreografie die physischen Grenzen des menschlichen Körpers und seine Position in einer Welt, die ständigem Wandel unterliegt.

"Société Anonyme" vom bekannten Künstlerkollektiv Rimini Protokoll zeigt Einblicke in verschiedene Lebensrealitäten von Menschen, denen der Schutz der Anonymität zugute kommt. Hierbei reicht das Repertoire von der Telefonseelsorge bis hin zur Hackergruppe Anonymous und illegalen Aktivitäten im Darkweb.

Mit der Urangst des Menschen vor dem Unbekannten befasst sich "Terribly Human". Das Theaterstück wirft einen einfachen, aber zeitgemäßen Blick auf Rassismus und seine Konsequenzen.

Eine feministische Haltung nimmt Leonie Böhms Schiller-Interpretation "Die Räuberinnen" ein. Aus der Perspektive von fünf weiblichen Figuren stellt die Inszenierung Fragen rund um das Thema Freiheit.

Ebenfalls interessiert an weiblichen Perspektiven hinterfragt "Queens" nach "Maria Stuart" unser gesellschaftliches Bild von weiblicher Macht.

Die Stimme als Medium steht im Mittelpunkt von "The Transition Pieces: Chant I". Das Tanzstück ist inspiriert von Ovids "Metamorphosen" . Es lotet die Grenzen zwischen Mann und Frau und zwischen Mensch und Maschine aus.

Außerhalb des Theaterprogramms haben Besuchende des Festivals abends die Möglichkeit, im "Schill-Out"-Bereich zu verweilen. Hier spielt DJ Josh Caffé Musik, welche hauptsächlich in den Genres Techno, House und Underground zu verorten ist. Der Eintritt ist frei.

Zudem gibt es offene Gesprächsrunden zu kulturellen Themen und geführte Stadtspaziergänge. Nach der Eröffnung am 19. Juni und an den Wochenenden während der Theatertage finden ab 23 Uhr Partys statt. Dafür reisen DJs verschiedener Genres aus der ganzen Republik und der Schweiz an.

Info: Donnerstag, 19. Juni, bis Sonntag, 29. Juni, Nationaltheater Mannheim. Tickets und weitere Infos unter www.nationaltheater-mannheim.de