Juryvorsitzender Thomas Quasthoff mit der Musikagentin Helga Machreich beim Heidelberger Wettbewerb "Das Lied". Foto: Alex
Von Matthias Roth
Heidelberg. Was ist eigentlich aus Samuel Hasselhorn geworden? Der Bariton aus Hannover gewann vor zwei Jahren den International Song Competition "Das Lied", der seit damals im Zweijahresrhythmus von Thomas Quasthoff in Zusammenarbeit mit dem Lied-Zentrum und Heidelberger Frühling im Alten Saal des hiesigen Theaters veranstaltet wird. Nun: Hasselhorst setzte sich nicht nur in Heidelberg gegen zahlreiche Konkurrenten durch, sondern gewann auch beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb 2018 sowie den Emmerich-Smola-Preis "SWR Junge Opernstars" im gleichen Jahr. Seit letzten Herbst ist Hasselhorn festes Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper.
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Liederabende und Konzerte führten ihn auch nach Brüssel und Luxemburg, an das Theater an der Wien, an das DeSingel in Antwerpen, zu den Ludwigsburger Schlossfestspielen und zur Camerata Musica nach Cambridge. Auf seiner ersten CD "Dichterliebe²" singt Hasselhorst neben Robert Schumanns bekanntem Liederzyklus auch Lieder verschiedener Komponisten, die sich ebenfalls mit jenen Heine-Texten befassen, die Schumann vertonte. Eine bemerkenswerte Karriere, die in Heidelberg beim Lied-Wettbewerb ihren Anfang nahm.
Derzeit singen sie wieder um die Wette: 27 Sängerinnen und Sänger samt Klavierbegleitern haben sich bereits unter 70 Bewerbern qualifiziert und treten hier live vor die achtköpfige Jury, um ihr Bestes zu geben: In mehreren Runden tragen sie bis Sonntag jeweils mehrfach drei Lieder vor. Pflicht ist ein Stück aus dem reichen Liedschaffen des Komponisten von Wilhelm Killmayer (1927-2017).
Die Reihe der Juroren, die an einem langen Tisch im Parkett des historischen Theatersaals sitzt, kann einem jungen Sänger durchaus Furcht einflößen: Mit Wettbewerbsgründer Thomas Quasthoff (Vorsitz) und der Sopranistin Juliane Banse sind zwei Weltstars des Gesangs anwesend, mit John Gilhooly (Wigmore Hall London) und Thorsten Schmidt (Heidelberger Frühling) lauschen zwei bedeutende Veranstalter, mit denen man es sich nicht verderben mag.
Mit Charlotte Lehmann (Hochschule Würzburg), Richard Strokes (Professor für Kunstlied an der Royal Academy of Music, London) und dem Klavierbegleiter Malcolm Martineau sitzen geradezu legendäre Lehrer am Tisch und machen ihre Notizen. Mit Helga Machreich schließlich ist eine Musikagentin anwesend, die sich auf die Betreuung junger Talente spezialisiert hat und weiß, wie man Karrieren macht: Sie hat Wirtschaftswissenschaften und Gesang studiert und lebt in der Musikstadt Wien.
Vor dieser geballten Kompetenz in Sachen Liedgesang heißt es, die Nerven zu bewahren. Umso erstaunlicher war die beeindruckende sängerische Souveränität der ersten Teilnehmer im Umgang mit dieser "Prüfungssituation": Beste Voraussetzung und Zeichen des extrem hohen Niveaus der aus Kanada, der Schweiz, aus Russland, den USA, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Japan, China, Israel, Bulgarien, Korea, Südafrika, Mazedonien, Madagaskar, Rumänien sowie aus Dresden, Hamburg, München, Berlin, Karlsruhe und Stuttgart angereisten jungen Künstler.
Den Anfang am Mittwochmorgen machten die Sopranistin Joanna Songi und ihr Begleiter Metthew Fletcher, beide aus Cambridge, mit Liedern von Charles Ives, Killmayer und Brahms. Sie sang bereits beim Glyndebourne-Festival und gewann beim John Kerr English Song-Wettbewerb. Es folgte der in Zürich geborene und ausgebildete Tenor Sascha Emanuel Kramer, begleitet von Ammiel Bushakevitz aus Jerusalem. Der Begleiter ist vom "Frühling" bekannt und arbeitete in Bayreuth und Aix-en-Provence. Kramer sang bereits bei den Salzburger Festspielen und in Studioproduktionen der Hamburger Staatsoper sowie die Mailänder Scala.
Zweimal Brahms war neben Killmayer von ihm zu hören. Der südkoreanische Bassbariton Jeeyoung Lim studierte in seiner Heimat und ist seit 2017 in Berlin tätig: Er überraschte bei Liedern von Hugo Wolf, Charles Ives und Killmayer mit akzentfreier Aussprache und voluminöser Stimme bei fein differenziertem Ausdruck. Auch die Londonerin Grace Durham, die an der Semperoper in Dresden bereits unter Vertrag steht, demonstrierte bei Liedern von Ravel, Debussy und Killmayer ihren ausgezeichneten Mezzosopran. Man darf also gespannt sein, wer diesmal gewinnt.
Info: Täglich bis Samstag im Alten Saal des Heidelberger Theaters, 10.30-18 Uhr. Finale und Preisverleihung am Sonntag ab 15 Uhr. www.das-lied.com