In der Heidelberger Stadthalle wurde es hochromantisch
Philharmonisches Orchester mit Schumann, "german hornsound" und Wilson Hermanto
Simon Stewner
Heidelberg. Wenige Tage vor Weihnachten erwartete die Zuschauer beim 3. Philharmonischen Konzert in der Heidelberger Stadthalle eine Aufbruchsmusik in erstklassiger Interpretation. Die Musiker präsentierten einen reinen Schumannabend, dessen hochromantischer Klang im wohligen Kontrast zum spätromantisch dominierten 2. Philharmonischen Konzert stand. Zu Gast war diesmal das Hornquartett "german hornsound" und der Dirigent Wilson Hermanto, der kurzfristig für den erkrankten Francesco Angelico eingesprungen war.
Zu Beginn erklang die Ouvertüre aus Schumanns "Manfred". Eine Adaption des gleichnamigen Romans von Lord Byron, der vor allem Schumanns Jugendzeit prägt. Komponiert hat er sein "Dramatisches Gedicht mit Musik" allerdings erst einige Jahre später. Wenn Schumann für die musikalische Hochromantik steht, dann ist Byron das literarische Symbol der Romantik und Manfred sein wichtigstes Werk. Die Hauptfigur ist ein ruheloser, melancholischer und zwiespältiger Charakter. Manfred ist hoffnungslos verzweifelt, da seine Geliebte tot, seine Welt-Erkenntnis eine Farce und seine Sündhaftigkeit übermächtig sind.
Ungewissheit und Ruhelosigkeit sind auch zentrale Gefühle, die Schumanns Ouvertüre hervorrufen. Auch wenn die trockene Akustik der Stadthalle alles andere als optimal ist, konnte das Philharmonische Orchester mit einem gelungenen Auftakt in den Schumann-Reigen überzeugen. Wilson Hermanto führte den Taktstock übersichtlich und angemessen. Dem Orchester merkte man den spontanen Dirigentenwechsel kaum an.
Gespannt war das Publikum sodann auf das "Konzertstück für vier Hörner und Orchester" in F-Dur. Den vier ehemaligen Studenten der Musikhochschule Stuttgart, die sich 2009 zu ihrem Quartett zusammenschlossen, profitierten von ihrer langjährigen Zusammenarbeit.
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Souverän meisterten sie die chromatischen Höhenflüge in der experimentellen Komposition. Fruchtbar war der Dialog zwischen den vier Hornisten, die den weichen ebenso wie den fanfarenartigen Klang ihrer Instrumente zeigen konnten. Fruchtbar auch der Dialog mit dem Orchester. Besonders beeindruckend war die Präzision, die das Hornquartett an den Tag legte. In den hohen Registern des F-Horns eine solch feste Sicherheit und warme Klangfarbe zu besitzen, erfordert jahrelange Hingabe an das Instrument. Diese Hingabe wurde belohnt durch einen ebenso langen wie lauten Applaus. Als Zugabe freuten sich die Besucher über das Ave Maria aus Verdis "Otello" in einem Arrangement für vier Hörner. Aufregend schön!
Nach der Pause folgte Schumanns erste vollendete Symphonie: Die "Frühlingssinfonie" ist nicht, wie man vermuten könnte, ein programmmusikalisches Werk. Vielmehr versuchte Schumann die Symphonie mit einer durchgängigen poetischen "Idee" auszustatten. Wilson Hermanto und das Orchester lieferten eine flotte Interpretation, die mit einiger Impulsivität die Manie reflektierte, in der Schumann die Symphonie in vier Tagen schrieb. Die sanften Melodien des Larghetto konnten durch das schnelle Tempo nicht voll ausgekostet werden.
Nach knapp zwei Stunden Schwelgen in einer Musik, die wie nichts anderes für die deutsche Hochromantik steht, sorgte das Publikum für einen verdienten, donnernden Applaus - so als wollte es noch einmal zwei Stunden Aufbruchsmusik hören. Lob genug für ein gelungenes Konzert.