Heidelberger Sinfoniker

Dirigent Fey kehrt nicht zurück

Konzert am Samstag in der Stadthalle - Gespräch mit dem Gründungsmitglied Michael Neuhaus

08.03.2018 UPDATE: 09.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden

Die Heidelberger Sinfoniker sind unter der Leitung von Johannes Klumpp mit Werken von Mozart und Kraus am Samstag in der Stadthalle zu hören. Solist ist Bernd Glemser (Klavier). Foto: Rosa Frank

Von Matthias Roth

Heidelberg. Michael Neuhaus ist Kontrabassist und Gründungsmitglied der Heidelberger Sinfoniker. Die RNZ sprach aus Anlasses des Konzerts am 10. März mit ihm über die derzeitige Situation der "Sinfoniker" und die Chancen einer Rückkehr des Gründers und ehemaligen Chefdirigenten Thomas Fey.

Michael Neuhaus. Foto: privat

Die Heidelberger Sinfoniker sind seit gut drei Jahren mit wechselnden Dirigenten unterwegs: Frieder Bernius war darunter, auch Reinhard Goebel. Nun ist es zum wiederholten Mal Johannes Klumpp. Wie arbeitet es sich unter diesen Bedingungen?

Wir machen grundsätzlich gute Erfahrungen. Das Orchester profitiert von den verschiedenen Sichtweisen der Dirigenten, und wir stellen immer wieder fest, dass wir ein klares musikalisches Rückgrat als Orchesterapparat haben - natürlich sind die Dirigenten auch "auf Wellenlänge" ausgesucht. Und, das muss man sagen: die Dirigenten kommen durchweg mit einem hohen Grad an Respekt und auch Bewunderung für die geleistete Arbeit des Orchesters und unseres spiritus rector Thomas Fey. Nicht zuletzt wegen der zahllosen CD-Einspielungen.

Auch mit dem Pianisten Bernd Glemser spielten Sie früher oft zusammen: Wie ist die Wiederbegegnung nach so vielen Jahren?

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Bernd Glemser genießt den ungebrochenen Esprit und die Aufmerksamkeit im Orchester - ebenso wie wir sein feinsinniges Spiel, das so gut zu uns passt. Dass viele Solisten von internationalem Rang nach wie vor dem Orchester so wohlgewogen sind, nehmen wir als Kompliment.

Mozart und sein Buchener Zeitgenosse Josef Martin Kraus, die im Konzert am 10. März zu hören sind, gehören zum Stammrepertoire der Sinfoniker und wurden von Ihnen bisher im Stil der historischen Aufführungspraxis interpretiert. Ist man heute stilistisch offener, oder wird der eingeschlagene Weg konsequent weiterverfolgt?

Der eingeschlagene Weg von Thomas Fey war schon immer "offener". Er war von Anfang an inspiriert von der Harnoncourtschen "Klangrede", hatte aber auch dessen Pragmatismus immer im Hinterkopf, so dass beinahe jedes Mittel geheiligt ist, was dem Zuhörer den Zugang zur Musik ebnet. Diese Mittel sind fast grundsätzlich in der historischen Aufführungspraxis verankert. Mit dieser Einstellung sind wir für unser Stammrepertoire gut gerüstet - wo sich doch ein großer Traum von Harnoncourt (und eigentlich uns allen) langsam zu erfüllen scheint: die Vermischung der Lager verbunden mit dem gegenseitigen Respekt voreinander. Wir hoffen, mit solchen Programmkonzepten und Interpretationen besondere Akzente im Heidelberger Kulturleben setzen zu können!

Sie sind Gründungsmitglied der Sinfoniker und spielten davor auch schon im Schlierbacher Kammerorchester, wo sich die meisten Musiker des Orchesters gefunden hatten: Das ist viele Jahre her - gibt es noch andere Orchestermitglieder aus der Anfangstruppe?

Nächstes Jahr bestehen die Heidelberger Sinfoniker 25 Jahre! Das heißt, die Ursprünge im Schlierbacher Kammerorchester liegen nochmal fast zehn Jahre weiter zurück. Unglaublich! Und tatsächlich finden sich noch ein paar Urgesteine im Orchester: Jochen Steyer (Violine), meine Frau Jutta Neuhaus (Cello), aber auch Ariane Volm (Violine) und mein Kollege Michael Tkacz (Kontrabass). Oder der Britta Zeus (Violine), die unser Service-Büro betreut und Martin Vogel (Klarinette) sowie Karin Geyer (Flöte).

Die Heidelberger Sinfoniker sind vor allem auch mit ihrem Neujahrskonzert in der Heidelberger Stadthalle sehr beliebt. Gibt es eine Ausweichspielstätte für die Zeit des Stadthallenumbaus?

Gute Frage - nächste Frage! Insgeheim hoffen wir ja, dass alles nur ein böser Traum ist. Ein angenehmes Aufwachen wäre, dass der back-stage-Bereich ordentlich renoviert und der schöne Konzertraum samt Orgel so erhalten geblieben wäre, wie wir ihn lieben und schätzen. Gleichzeitig wünschen wir uns, dass ein neuer Komplex mit Saalgrößen für alle Ansprüche und Gegebenheiten auf einer der vielen momentanen Freiflächen verwirklicht würde. Wir träumen weiter ... Toll ist natürlich, dass es in Heidelberg so viel private Initiative für die Kultur gibt, dass man überhaupt über solche Projekte nachdenken darf.

Die Heidelberger Sinfoniker treten immer noch ohne Thomas Fey auf, der vor nunmehr dreieinhalb Jahren verunglückte. Ist mit einer Wiederkehr des einstigen Gründers und Chefdirigenten noch zu rechnen?

Leider, leider nicht.

Lässt sein Gesundheitszustand keine Hoffnung mehr zu?

Es sei denn dann, es geschehen Wunder.

Info: Konzert am 10. März in der Stadthalle Heidelberg, 20 Uhr.

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