Foto: Katzengraben-Presse
Von Florian Schmidgall
Heidelberg. "Hand-Verlesenes zu Hand-Gemachtem" - so verkürzt lassen sich Einstellung und Programm des Buchkünstlers Christian Ewald aus Berlin-Köpenick zusammenfassen. In seinem 1990 gegründeten Verlag "Katzengraben-Presse" veröffentlicht er zwei Titel im Jahr. Für sein erstes Buch - das letzte der DDR, die "Ostberliner Treppengespräche" von Jan Silberschuh - erhielt er prompt den "Preis der Stiftung Buchkunst". Weitere Auszeichnungen folgten, unter anderem so renommierte wie der "Premio Felice Feliciano di Verona" und der "V. O. Stomps-Preis 2013" mit einer Sonderausstellung im Gutenberg-Museum Mainz.
Für Christian Ewald steht der Text am Anfang jeder Buchgestaltung: Von ihm inspiriert, sucht er nach Materialien und Formen, die überraschen. Kein Buch soll dem anderen gleichen. Nach vielen Überlegungen, Textrecherchen und gründlichen Materialproben entsteht so ein "erstes Kostüm für ein Buch". Der gelernte Grafiker aus Weimar gestaltet alle Bücher selbst im Bleisatz auf einer Heidelberger Zylindermaschine, meist in japanischer Bindung, die Vorzugsausgaben mit aufwendiger Original-Grafik und handgeschrieben.
Farbe spielt für ihn nach dem "Grauschleier der DDR" eine besondere Rolle. Die Typografie bemisst er danach, was sie in Hinsicht auf den jeweiligen Text zu leisten vermag. Mode-Erscheinungen, das sieht man seinen Büchern an, interessieren ihn so wenig wie l’art pour l’art.
Ewalds Bücher sind oft zweisprachig und erscheinen in 999 Exemplaren, davon sind 99 Exemplare Vorzugsausgaben. In seinem Programm finden sich Titel von Heinrich Heine und Friedrich Schiller, vor allem aber Erstausgaben meist unbekannter Texte zeitgenössischer Autorinnen und Autoren, zuletzt "Schweipolt" von Gusel Jachina, die für ihren Roman "Suleika öffnet die Augen" mit dem wichtigsten russischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde.
Gesammelt werden die Editionen der "Katzengraben-Presse" von Museen und Bibliotheken, von Buchliebhabern im In- und Ausland. Und: Jede Buchpräsentation von Christian Ewald ist als Performance ein Kunstwerk für sich. Beat Brechbühl, der den Verleger dieses Jahr als Ehrengast der Frauenfelder Buch- und Druckkunstmesse in die Schweiz eingeladen hatte, schreibt: "Für mich ist Christian Ewald in Sachen Bücher, Gestaltung und Präsentation seiner Werke einer der einfallsreichsten Menschen."
Info: "Besondere Bücher. Christian Ewald stellt seine Katzengraben-Presse vor". Veranstaltung der Pirckheimer-Gesellschaft und des Freundeskreises Literaturhaus Heidelberg, 29. 11., 19 Uhr, Museum Haus Cajeth, Haspelgasse 12, 69117 Heidelberg.